Der geheimnisvolle Highlander
Muskeln, die sich unter dem dünnen Leinenstoff abzeichneten, ihre Gedanken nicht in eine andere Richtung gelenkt hätte. Ihr Mund wurde trocken. Unwillkürlich befeuchtete sie sich mit der Zunge die Lippen. Er war wirklich atemberaubend.
»Was noch, Meg?« Er tat einen bedrohlichen Schritt auf sie zu, wobei er sie in das berauschende Aroma von Whisky vermischt mit dem Duft seiner Seife nach Heide und Myrthe einhüllte. Ihr Herz raste. Das Zimmer wirkte klein und warm. Voll roher Männlichkeit.
Sie wich zurück und stieß mit dem Bein ans Bett. Halb war sie in Versuchung, sich einfach fallen zu lassen und gleich mit dem zweiten Teil ihres Plans fortzufahren, doch stattdessen griff sie Halt suchend nach dem Bettpfosten. Gewaltsam konzentrierte sie sich wieder auf die vor ihr liegende Aufgabe und rief sich in Erinnerung, dass es dazu nicht zu kommen brauchte, wenn er auf die Vernunft hörte.
»Nicht viel mehr, als ich ohnehin schon wusste.« War das ihre Stimme, die so quiekte?
»Meg …« Er beugte sich warnend noch näher über sie, so dass sie seinen warmen Atem auf dem Haar spüren konnte, was ihr einen Schauer durch den Körper jagte.
Sie schluckte. Doch nicht aus Angst, sondern wegen der reinen Anziehungskraft, die er ausstrahlte, die sie wärmend durchdrang und ihre Sinne in Hitze einhüllte. Seine angespannte Haltung verriet ihr, dass diese Nähe auch ihn nicht kalt ließ. Die Erinnerung an das, was im Wald geschehen war, hing spürbar zwischen ihnen.
»Ich weiß von deinen Cousins«, sagte Meg sanft. Vorsichtig musterte sie ihn unter langen Wimpern hervor. Die Kontrolle über die Gesichtszüge entglitt ihm und enthüllte seine Qualen. Mitfühlend legte sie ihm die Hand auf den Arm. »Du darfst Isabel keinen Vorwurf machen. Sie dachte, es könnte helfen, manche Dinge zu erklären, und das tat es. Warum hast du es mir nicht erzählt?«
»Das habe ich.«
»Aber nicht alles.«
Er trat einen Schritt zurück und drehte ihr den Rücken zu.
»Das war vor langer Zeit.«
»Ich weiß. Aber ich weiß auch, dass es dich immer noch belastet. Erzähl es mir.«
Er drehte sich zu ihr um und begegnete ihrem hoffnungsvollen Blick mit entschlossen vorgerecktem Kinn. Sie konnte es an der schmalen Linie seiner Lippen und dem verschlossenen Ausdruck in den Augen ablesen: Er würde seine schmerzhaften Erinnerungen nicht mit ihr teilen – das tat weh. Doch es war zu spät, um umzukehren. Er würde lernen, ihr zu vertrauen.
»Meg«, begann er sanft.
An seinem Blick erkannte Meg, was er sagen würde. Er würde sie zurückweisen. Schon wieder.
»Ich kann nicht der Mann sein, den du für deinen Clan brauchst …«
Sie umklammerte seine Arme. Vielleicht hatte sie sich nicht deutlich genug ausgedrückt? »Alex, die Vergangenheit ist mir egal! Ich vertraue dir völlig. Ich vertraue auf dein Urteilsvermögen, deine Führungskraft, dein Kampfgeschick. Ich vertraue dir die Zukunft meines Clans an. Ist das nicht genug?«
»Ich fühle mich geehrt, Mädchen. Mehr als du ahnst. Wenn
die Umstände anders wären … Aber es gibt Dinge, die du nicht verstehst.«
»Dann hilf mir, sie zu verstehen!«
»Ich kann nicht.«
»Du meinst, du willst nicht.« Bitterkeit schwang in ihrer Stimme.
»Nun gut, ich will nicht.«
Es hatte nicht funktioniert.
Worte hatten nicht funktioniert.
Das Herz pochte ihr in der Brust, und ihr Puls raste, als ihr klar wurde, dass der Moment, von dem an es kein Zurück mehr gab, gekommen war. Konnte sie es tatsächlich tun? Konnte sie sich ihm wie eine gewöhnliche Dirne an den Hals werfen? Ihre Anziehungskraft ausnutzen? Verführung lief ihrer sonst so freimütigen Natur zuwider. Es wirkte beinahe … manipulativ. Sie verzog das Gesicht. Alex ließ ihr keine andere Wahl. Sie wusste, sie musste ihn zu seinem Glück zwingen. Er empfand etwas für sie, doch irgendetwas hielt ihn zurück. Wenn sie es nicht versuchte, würde sie es nie erfahren. Mit diesem Bewusstsein leben zu müssen, wäre noch schlimmer.
Sie hatte nur noch eine einzige Trumpfkarte, die sie ausspielen konnte, denn er hatte den Fehdehandschuh geworfen.
Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
Genau in diesem Augenblick wusste Alex, dass Meg verstanden hatte. Er sah, wie sich ein Schatten über ihre schönen grünen Augen legte und ihr die sanfte Röte aus den Wangen wich. Er sah, wie der Schmerz über seine Zurückweisung ihr zartes Gesicht verzerrte.
Er hasste es, sie verletzen zu müssen. Doch was um alles
in der Welt hatte sie sich
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