Der geheimnisvolle Highlander
Ihm ging es ebenso. Das Mädchen war zu einem Stachel in seinem Fleisch geworden, und das aus mehr als einem Grund. Sie trieb ihn in den Wahnsinn. Ihre bloße Anwesenheit verwirrte seine Sinne. Musste sie denn verdammt noch mal immer nach Rosen duften? Musste sie mit diesem liebenswert nachdenklichen Gesichtsausdruck auf ihrer Lippe kauen? Er konnte beinahe hören, wie ihr Verstand arbeitete. Schlimmer noch, er ertappte sich dabei, dass er sich fragte, was sie als Nächstes sagen würde. Er konnte sich auf nichts anderes konzentrieren, wenn sie im Zimmer war.
Die unschuldigste Geste oder Bewegung wirkte bei ihr sinnlich und provozierend. Gebannt beobachtete er, wie sie immer wieder versuchte, sich eine widerspenstige Locke hinters Ohr zu streichen, die sich aus dem strengen Knoten gelöst hatte. Die zarten Finger lenkten seine Aufmerksamkeit auf die zierliche rosige Ohrmuschel und den schlanken, cremeweißen Hals. Er wollte die Nadeln, die das kastanienbraune Haar bändigten, lösen, das Gesicht darin vergraben und den berauschend intensiven, süßen Duft einatmen. Er würde mit den Lippen der samtig weichen Linie ihres
Halses folgen, sanft an ihrem Ohr knabbern und sie küssen, bis sie in seinen Armen erbebte. Und das wäre noch lange nicht alles. Er fühlte, wie ihm das Blut in die Lenden schoss. Schon allein bei der Vorstellung, was er alles tun wollte, wurde er hart.
»Habe ich vielleicht einen Schmutzfleck im Gesicht?«, fragte sie.
Ihre Frage riss ihn aus seiner lüsternen Verzückung, doch der Schmerz in seinen Lenden wollte nicht so schnell verschwinden. Er war hart wie ein verdammter Fels und pulsierte vor Verlangen. »Nein. Warum?« Seine Stimme klang rau, selbst für seine eigenen Ohren.
»Weil Ihr mich anstarrt.«
Nur Meg konnte auf so unschuldige Weise direkt sein. Beinahe wäre Alex rot geworden, als wäre er ein liebestrunkener Knappe, und nicht ein Mann mit genug Erfahrung, mehr als genug Erfahrung, der es besser wissen sollte. Was zum Teufel war nur los mit ihm? Er setzte eine gleichmütige Miene auf und hob bewusst langsam eine Augenbraue. »Wirklich? Das war mir nicht bewusst. Vielen Dank, dass Ihr mich darauf hingewiesen habt.«
Doch entweder entging Meg der beabsichtigte Sarkasmus, oder sie zog es vor, ihn zu ignorieren. »Ihr hattet auch einen recht wütenden Gesichtsausdruck«, fügte sie spröde hinzu. »Ihr werdet die Leute noch zu Tode erschrecken, wenn Ihr nicht lernt, Eure finsteren Blicke zu mäßigen.«
»Ich werde versuchen, dies zu beherzigen«, gab Alex trocken zurück.
Jamie sah äußerst selbstgefällig aus, weshalb Alex ihm einen finsteren Blick entgegenschleuderte, damit er es ja nicht wagen sollte, zu lächeln.
Da sie nun offensichtlich seine Chancen, irgendetwas
Wichtiges zu belauschen, bereits ruiniert hatte, konnte er genauso gut versuchen, seine andere Sorge zu beruhigen. Die Sorge um ihre Sicherheit.
Alex warf eine weitere Karte auf den Tisch und bedachte Meg mit einem betont flüchtigen Blick.
»Habt Ihr schon erfahren, ob die Männer, die Euch angegriffen haben, gefasst wurden?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Mein Vater ist überzeugt davon, dass sie die Gegend verlassen haben.« Strahlend sah sie Jamie an. »Jamie haben wir es zu verdanken, dass sein Cousin Männer geschickt hat, um bei der Suche zu helfen. Sie haben jeden Zoll von Lochalsh durchkämmt, doch ohne Erfolg.«
Darauf möchte ich wetten , dachte Alex. Er wusste aus eigener Erfahrung, wie gründlich Argylls Männer sein konnten. »Habt Ihr irgendwelche der Angreifer wiedererkannt?«
Sie schien überrascht. »Sollte ich das?«
Alex zuckte nur die Schultern.
»Nein. Ich habe keinen der Männer schon einmal gesehen.« Ihre Augen wurden schmal. »Ihr glaubt doch nicht etwa, dass der Angriff auf uns geplant war?«
Wieder einmal war Alex beeindruckt von ihrer schnellen Auffassungsgabe. »Der Gedanke ist mir gekommen, ja.«
»Ihr wart zu lange in der Schlacht, Mylaird. Ihr seht einen Krieg, wo keiner ist.«
Alex’ Zorn flammte auf. Nicht weil sie sich irrte, sondern weil sie vielleicht recht hatte. War er schon so misstrauisch geworden, dass er überall nur Ärger witterte?
»Welchen Grund sollte jemand haben, Meg und ihre Mutter anzugreifen?«, fragte Jamie.
Darüber hatte Alex sich fast die ganze Nacht den Kopf zerbrochen. Er hatte ein paar Vermutungen. »Es ist kein Geheimnis,
dass Mistress Mackinnon über ein großes Vermögen verfügt.«
»Unsere Angreifer hatten kein Interesse an
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