Der geheimnisvolle Highlander
…«
»Du wirst zum Maskenball nicht hier sein?« Meg klang so enttäuscht, dass Alex das seltsame Bedürfnis verspürte, sie in die Arme zu nehmen und ihre offensichtliche Not zu lindern.
»Ich fürchte, das ist unvermeidlich«, entschuldigte sich Jamie. »Ich werde nicht vor Ende der Woche aus Argyllshire zurück sein.«
Sie ließ die Schultern sinken. »Bist du sicher, dass du jetzt schon fortmusst?« Alex konnte die Anspannung in ihrer Stimme hören. Ganz offensichtlich wollte sie von der Last der Entscheidung, die so schwer auf ihr wog, erlöst werden. Der Drang, sie zu trösten, wurde stärker. Sie wirkte zerbrechlich und sehr jung in diesem Moment.
»Leider lässt es sich nicht vermeiden, Meg. Du kennst meinen Cousin. Argyll duldet keinen Aufschub.«
»Nun, scheint so, als wäre alles bereits beschlossen«, meinte sie trotzig. »Ich sehe dich dann, wenn du zurück bist.«
»Aber ich dachte, du wolltest mit mir sprechen«, warf Jamie ein. »Wir sind hier so gut wie fertig.«
»Offensichtlich muss das warten.« Sie war wütend, doch auf wen, konnte Alex nicht sagen. Mit kerzengeradem Rücken drehte sie sich auf dem Absatz um und rauschte aus dem Zimmer.
Die ungezwungenen Unterhaltungen, die verstummt waren, als Meg den Raum betreten hatte, wurden nach ihrem hastigen Abgang wieder aufgenommen. Sie beendeten ihr Spiel, doch Alex gefiel die Art und Weise, wie Jamie ihn ansah, überhaupt nicht.
Er stand auf, um zu gehen. Hier würde er nichts mehr in Erfahrung bringen, er hatte noch eine andere mögliche Informationsquelle, die es zu erkunden galt. Doch Jamie hielt ihn auf.
»Was hast du gehört?«, fragte Jamie mit stählerner Stimme.
Alex musterte seinen früheren Freund mit kalkuliertem Interesse. Jamie hatte erkannt, dass mehr hinter der Geschichte steckte, als Alex zugegeben hatte. Campbell war ungewöhnlich schlau für sein Alter, mit Argyll als Mentor sollte ihn das eigentlich nicht überraschen.
Er beschloss, ihm die Wahrheit zu sagen. »Nichts Genaues …« Er erzählte ihm von der Unterhaltung, die er in der Taverne belauscht hatte.
»Du hast recht. Damit ist nicht viel anzufangen.« Jamie machte eine nachdenkliche Pause. »Bist du sicher, dass es Highlander waren?«
»Ja.«
»Sie haben keine Frauen erwähnt?«
Alex schüttelte den Kopf. Er hatte sich die ganze Nacht dieselben Fragen gestellt. »Höchstwahrscheinlich ist es nur ein Zufall.«
»Zweifellos«, stimmte Jamie zu. »Gesetzlosigkeit ist in den Highlands weit verbreitet. Ich bin mir sicher, dass Meg und ihre Begleiter nicht die einzigen Reisenden waren, die in letzter Zeit überfallen wurden.«
Die beiden Männer schwiegen und sannen über die Situation nach, keiner von beiden war völlig überzeugt. Alex wettete, dass Jamie dasselbe dachte wie er: Was, wenn sie sich irrten?
»Ich werde bleiben«, beschloss Jamie. »Der Auftrag meines Cousins kann warten.«
Alex stieß ein kurzes schnaubendes Lachen aus. Er kannte Argyll. »Was willst du ihm sagen? Dass du seinem Ruf nicht nachkommst wegen einer Unterhaltung, die jemand in einer Taverne belauscht hat?«
Jamie biss die Zähne zusammen, aber er sagte nichts.
Immer deutlicher wurde Alex bewusst, dass Jamie Campbell zu einem Problem für ihn werden konnte. Bisher hatte er Alex’ Worten geglaubt, doch er wusste nicht, wie lange das noch anhielte. Er vermutete bereits, dass Jamie ein ebenso großes Interesse daran hatte, Alex in seiner Nähe zu behalten, wie es umgekehrt der Fall war. Jamie war misstrauisch.
Es wäre eine Katastrophe, wenn er Alex’ wahren Grund für seinen Aufenthalt bei Hofe herausfinden und es für seine Pflicht halten sollte, seinen Cousin zu warnen. Wenn die Chiefs der Inseln auch nur den geringsten Erfolg haben wollten, einen weiteren Versuch der Abenteurer von Fife, Lewis zu kolonisieren, abzuwenden, dann durfte Alex das nicht zulassen. Da immer deutlicher wurde, dass Alex von Jamie nichts weiter erfahren würde, wäre es für seinen Auftrag das Beste, wenn Jamie den Hof verließe.
»Geh nur. Ich werde sie mit meinem Leben beschützen«, sagte Alex und stellte fest, dass er es auch so meinte.
Jamies Blick wurde schärfer. »Welches Interesse hast du an Meg Mackinnon?«
Alex setzte eine ausdruckslose Miene auf. »Keines.«
»Du willst sie.«
Er gab sich nicht die Mühe, das zu leugnen. »Wer nicht?«
Jamie sah ihn seltsam an. »Also findest du Meg attraktiv?«
Alex lächelte schief über Jamies Scherz. Es dauerte einen Moment, bis ihm klar wurde,
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