Der geheimnisvolle Highlander
das kleine, spitze Kinn, die zierliche Stupsnase, die sanft geschwungenen rosigen Lippen. Diese Kombination verlieh ihrem Gesicht eine zerbrechliche Verletzlichkeit, die Meg nicht für möglich gehalten hatte.
In Anbetracht des Maskenballs an diesem Abend hatte Rosalind ein schlichtes Seidenkleid gewählt, dessen moosgrüner Ton genau der Farbe ihrer Augen entsprach. Ohne die Hüftpolsterung und den Reifrock schmiegte sich das Kleid in weichen Falten an ihre schlanke Figur und betonte die sanfte Rundung der Brüste, anstatt sie wie die steifen Mieder und gefältelten Rüschen ihrer üblichen höfischen Garderobe flach zu pressen.
Die Frau, die ihr aus dem Spiegel entgegenblickte, sah ihrer Mutter ähnlicher, als sie je zu träumen gewagt hätte. Meg sah tatsächlich hübsch aus, stellte sie überwältigt fest.
Ihr fehlten die Worte. Sie hatte nie die Zeit gehabt, oder besser gesagt, sich nie die Zeit genommen, ihrem Aussehen besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Es war bisher nicht wichtig gewesen. Doch in diesem Moment wurde ihr klar, dass es mehr als nur ihre Pflichten gewesen waren, die sie davon abgehalten hatten, sich um ihr Äußeres zu kümmern. Sie hatte Angst gehabt. Angst davor, herauszufinden, dass es womöglich keinen Unterschied machte.
Von Gefühlen überwältigt fühlte sie einen Kloß im Hals. »Danke, Mutter«, flüsterte sie mit einem Lächeln und gab Rosalind einen sanften Kuss auf die Wange.
Ihre Mutter erwiderte das Lächeln mit Freudentränen in den Augen. »Gern geschehen.« Doch als Mutter konnte sie einfach nicht umhin hinzuzufügen: »Obwohl ich wünschte,
du hättest dich nicht so lange gegen das Offensichtliche gewehrt.« Rosalind musterte ihre Tochter. »Ich glaube, heute Abend wirst du überrascht sein, wie viel Freude dir das kleine bisschen Mühe bringt.«
Nur wenige Minuten später konnte Meg die Worte ihrer Mutter wahrhaftig nicht leugnen, sosehr sie es sich auch wünschte. Rosalind hatte recht, Meg war erfreut. Überaus erfreut.
Als Alex MacLeod den kleinen Salon betrat, um sie zu dem Maskenball zu begleiten, und förmlich wie angewurzelt stehen blieb, fühlte Meg sich zum ersten Mal in ihrem Leben schön. Dieses Mal bestand kein Zweifel daran, dass er sie attraktiv fand. Die offenkundige Bewunderung in seinen aufgerissenen Augen war die Stunden der Mühsal wert. Obwohl ihr verändertes Aussehen ihn deutlich überraschte, wirkte er doch interessanterweise nicht so geschockt wie Elizabeth.
Er starrte sie viel länger an, als schicklich war. Lange genug, dass Meg anfing, sich unwohl zu fühlen. Sie fummelte an dem geschnitzten Elfenbeingriff ihres Fächers herum, was bemerkenswert war, da sie niemals herumfummelte. Seine Augen verdunkelten sich, während er sie langsam und intensiv von Kopf bis Fuß musterte und jeden Zoll ihrer neuen Aufmachung in sich aufnahm, wobei sein Blick einen beschämend langen Moment auf ihren Brüsten verweilte. Ein prickelnder Schauer überzog ihren Körper, dort wo sein Blick sie gestreift hatte. Als er ihr in die Augen sah, traf sie das glühend heiße Verlangen in seinem Blick wie ein Blitz.
Doch er schien seltsamerweise wütend zu sein. Er hatte den Mund zu einer harten, schmalen Linie zusammengepresst, und ein Muskel an seiner Wange zuckte. Selbst in der kunstvollen höfischen Kleidung schien sein ganzer Körper sich anzuspannen, als bereite er sich auf einen Kampf vor.
Alex MacLeod wirkte wild und gefährlich wie ein HighlandKrieger, wie an jenem Tag im Wald.
Was war denn nur los mit ihm?
Mit einem letzten flammenden Blick auf sie drehte er sich zu ihrer Mutter um und bot ihr seinen Arm an. Meg runzelte die Stirn. Er benahm sich wirklich sehr merkwürdig.
Alex kochte innerlich. Seine mühsam aufrechterhaltene Selbstbeherrschung war bis aufs Äußerste strapaziert. Mit jeder Minute dieses verfluchten Maskenballs, die verstrich, wuchs sein Ärger. Er versuchte, sie nicht zu beobachten, doch es half nichts. Nur zu sehr war er sich all der verdammten lüsternen Narren bewusst, die an ihr klebten. Eine kleine Armee von Männern umringte Meg, von ihrer Mutter und Elizabeth war nirgends etwas zu sehen. Wo zum Teufel steckten sie? Wussten sie denn nicht, dass man ein unschuldiges Lamm nicht alleine in einem Rudel hungriger Wölfe zurücklassen durfte?
Man könnte fast meinen, die Männer bei Hofe hätten noch nie zuvor eine schöne Frau gesehen.
Alex, der es gewohnt war, Probleme mit dem Schwert zu lösen, fiel es schwer, zumindest einen
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