Der geheimnisvolle Highlander
doch sie war fest entschlossen, sich nicht von ihm einschüchtern zu lassen.
Überrascht stellte sie fest, dass sie keine Angst vor ihm hatte, obwohl er genauso furchteinflößend aussah wie an jenem Tag auf dem Schlachtfeld. Egal wie wütend er war, sie wusste, dass er ihr nie etwas antun würde. Selbst wenn er vor Wut raste, fühlte Meg sich bei ihm absolut sicher.
Gleichermaßen erfreut und ermutigt durch diese Erkenntnis
baute sie sich dicht vor ihm auf. »Das war äußerst unhöflich«, wies sie ihn zurecht und widerstand dem Drang, ihn mit dem Finger in die Brust zu pieken. »Was ist nur mit Euch los? Den ganzen Abend starrt Ihr mich schon finster an. Ihr könnt doch nicht immer noch darüber wütend sein, was gestern geschehen ist. Ich sagte Euch doch, dass ich Euch nicht hinterherspioniert habe. Es tut mir leid, dass ich Euer kleines Stelldichein unterbrochen habe, aber Ihr könnt mir doch nun wirklich nicht vorwerfen, dass ich einen Korridor entlanggehe!«
Einen Moment lang erwiderte er nichts, sondern durchbohrte sie nur mit seinem glühenden Blick. Irgendwie schaffte sie es, nicht zusammenzuzucken.
»Ich bin nicht wütend auf Euch«, sagte er schließlich. »Ich achte schlicht auf Euer Wohlergehen.«
Meg konnte nicht anders, sie stieß ein ungläubiges Schnauben aus. »Habe ich mich denn in irgendeiner Gefahr befunden?«
Offensichtlich gefiel ihm der schnippische Tonfall ihrer Antwort nicht, denn er trat einen Schritt näher auf sie zu. Einen beängstigenden Schritt näher. Nah genug, um die Hitze seines Körpers fühlen und die winzigen Seidenfäden auf dem schwarzen Wams erkennen zu können. Seine Brust war wie eine Wand aus Granit. Dieser Mann war dazu gemacht, zu herrschen. Obwohl diese Erkenntnis Meg einen widersinnigen Schauer durch den Körper jagte, wusste sie, dass sie nicht nachgeben durfte. Fest entschlossen, nicht vor ihm zu kuschen, straffte sie die Schultern und reckte ihre kleine Gestalt zu voller Größe.
»Gut möglich, so wie Ihr geflirtet habt«, antwortete er geradeheraus.
Ungläubig starrte sie ihn an. »Das kann nicht Euer Ernst
sein! Ich? Geflirtet? Wie könnt Ihr es wagen, mein Verhalten zu kritisieren? Ich bin schließlich nicht diejenige, die in aller Öffentlichkeit eine Dienstmagd geküsst hat!«
Er rang offensichtlich um Beherrschung. Mit steif an den Körper gepressten Armen sah er zum Himmel empor, als bete er um Geduld. »Ich habe sie nicht geküsst«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Mit einem kleinen gequälten Laut wandte sie sich überrascht von dem schmerzhaften Stich in der Brust ab. Während sie in den sternenübersäten Himmel emporsah, war sie sich nur allzu deutlich der Gegenwart dieses Mannes neben ihr bewusst. Das sündig schöne Gesicht, die glänzenden weichen Wellen goldenen Haars, die den Kragen seines Hemdes streiften, die hochgewachsene, kraftvolle Statur, die Stärke, die sie in der Berührung dieser schwieligen Hände eines Kriegers gespürt hatte.
Doch Meg wusste, dass sie auf mehr als nur die körperliche Anziehungskraft des Mannes reagierte. Es war die Art, wie er alles um ihn herum völlig beherrschte. Alex war ein Mann, der sie dazu brachte, sich wunderbar weiblich zu fühlen. Seine Dominanz hatte etwas seltsam Beruhigendes. Auf eine subtile Art und Weise übernahm er durch die bloße Stärke und Autorität seiner Gegenwart die Kontrolle. Wenn sie mit diesem Mann zusammen war, dann hatte sie das Gefühl, dass nichts und niemand ihr etwas anhaben konnte. Ihre Probleme erschienen ihr nicht mehr so unbezwingbar. Sie fühlte sich nicht mehr so allein. Bei Alex konnte sie sich entspannen.
Er stieß einen langgezogenen Seufzer aus. »Es war nicht so, wie Ihr denkt.«
Aus irgendeinem Grund spürte sie, dass er die Wahrheit sagte. Obwohl sie verletzt und wütend war, erinnerte sie sich
daran, dass er die hübsche Magd sanft abgewiesen hatte und dass er versucht hatte, ihre Arme von seinem Hals zu lösen. »Wie war es dann?«
Sein Gesicht wurde ausdruckslos. »Das geht Euch nichts an!« In etwas freundlicherem Ton fuhr er fort: »Es hat rein gar nichts mit Euch zu tun.«
Seine Ehrlichkeit tat weh. Er hatte recht, Alex MacLeod hatte rein gar nichts mit ihr zu tun.
Sie fühlte ein verdächtiges Brennen in den Augen, doch schnell zwang sie sich, diese unwillkommenen Gefühle in den Griff zu bekommen. Meg weinte nie. Doch anscheinend hatte sich vieles geändert, seit sie Alex begegnet war. Sie beherrschte Latein, Griechisch
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