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Der gehetzte Amerikaner

Der gehetzte Amerikaner

Titel: Der gehetzte Amerikaner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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sich Brady zu ihr um.
      »Es hat doch alles keinen Zweck«,
erklärte er. »Es würde nämlich bedeuten, daß
Ihr hübscher Hals mit in diese böse Schlinge gesteckt
würde, und das kann ich nicht zulassen. Die Polizei verfährt
nicht gerade sanft mit Leuten, die Ausbrechern bei der Flucht helfen.
Sie können Ihren Zug nehmen, wie Sie es vorgehabt haben. Ich werde
schon einen Weg finden, nach London zu kommen.«
      »Ich bin ohnehin schon in die Angelegenheit
verwickelt, ob Sie es wollen oder nicht«, erklärte sie mit
Nachdruck. »Mein Vater hat große Stücke auf Sie
gehalten. Als ich Sie damals besuchte, verstand ich auch, weshalb das
so war; denn unter Ihrem Zorn, unter aller Bitternis und
Enttäuschung konnte ich noch immer ein Stück des echten
Matthew Brady erkennen.«
      »Aber mit Ihnen wird es nur so enden, daß Sie noch Schaden davontragen«, protestierte er.
      »Lassen Sie nur gut sein«, sagte sie
geduldig. »Ich werde Ihnen helfen, ob Sie wollen oder
nicht.«
      Er schaute sie an, und in seinem Blick lag so etwas
wie Staunen und Verwunderung, und dann schüttelte er den Kopf.
      »Sie sind weit mehr Ihres Vaters Tochter, als ich zuvor geglaubt hatte.«
      Sie lächelte im heiteren Bewußtsein, daß sie jetzt gewonnen hatte.
      »Kommen Sie, lassen Sie uns aufbrechen; mein
Zimmer ist hier nur um die Ecke. Wir können dort bleiben, bis der
Zug abgeht.«
    »Und was ist mit Ihrer Vermieterin?«
      »Von der haben wir keine Schwierigkeiten zu
erwarten. Sie verbringt die Nacht bei ihrer Schwester und bat mich, den
Schlüssel unter den Fußabtreter zu legen, wenn ich
abreise.«
    Sie fand ein Stück braunes
Packpapier, in welches sie die Gepäckträger-Uniform
einwickelten, und dann brachen sie auf. Die Tür zum
Bühneneingang verschlossen sie hinter sich. Noch immer regnete es
stark. Sie gingen die Allee entlang und bogen dann in die
Hauptstraße ein.
      Anne nahm Bradys Arm, und sie schritten in
gleichmäßigem, nicht zu hastigem Tempo dahin, und bogen in
eine Seitenstraße ab, als ein Polizeiwagen auf der nassen
Straße leicht schleudernd um die Ecke bog.
      Der Wagen fuhr an ihnen vorbei und verschwand in der
Nacht. Seine Sirene heulte schrill durch die Dunkelheit. Brady zwang
sich zu einem verzerrten Lächeln.
      »Sie werden diese Stadt um und um drehen, bevor sie es aufgeben.«
      »Aber Sie werden schon auf dem Weg nach London
sein, bevor sie mit der Suche richtig beginnen«, beruhigte sie
ihn leise.
      Die Straße war gesäumt von alten braunen
Mietshäusern aus der Zeit der Königin Viktoria. Vor jedem
Haus erstreckte sich ein schmaler Gartenstreifen. Anne öffnete die
Tür zu einem dieser Gärtchen, und Brady folgte ihr. Er hatte
jetzt Zeit, seine Lage zu überdenken, und er schüttelte
nachdenklich den Kopf, als er Anne ansah. Sie hatte etwas Besonderes an
sich, eine Eigenart, die er nicht definieren konnte, und die sie von
jeder anderen Frau, die er früher gekannt hatte, unterschied. Es
schien, als ob nichts ihre Ruhe und Überlegenheit zerstören
könnte.
      Das Mädchen schloß die Haustür auf,
ging ihm in den Flur voran und trat in ein großes, komfortabel
eingerichtetes Wohnzimmer. Sie drehte das Licht an und wandte sich dann
mit einem Lächeln zu ihm.
    »Zunächst muß ich mich
einmal um mein Gepäck kümmern und den Rest einpacken; dann
werde ich uns Kaffee aufbrühen. Machen Sie es sich unterdessen
gemütlich und rauchen Sie eine Zigarette. Sie sehen so aus, als ob
Sie mindestens einen Tag lang ununterbrochen schlafen
könnten.«
      Nachdem sie verschwunden war, steckte er sich eine
Zigarette an, ließ sich vor einem elektrischen Heizofen in einen
Sessel fallen und versuchte, sich zu entspannen. Das gelang ihm jedoch
nicht. Der Regen klopfte beständig gegen die Fensterscheiben, als
ob er sich Einlaß verschaffen wollte, und Bradys Magen war leer
und krampfte sich vor nervöser Aufregung zusammen. Zwar war er im
Moment in Sicherheit und geborgen, aber wenn er erst wieder
draußen vor der Tür stand, war er ein gejagter Mann, der
nichts als Feinde hatte. Ein Schauder überlief ihn, und Furcht
stieg plötzlich in ihm auf. Als er sich erhob, bemerkte er ein
altes hohes Klavier, das an der Wand stand. Er schlug den Deckel
zurück und spielte einige Akkorde. Die Tasten waren schon gelblich
vor Alter, aber die Töne klangen rein. So setzte er sich auf den
Schemel davor und spielte eine alte Melodie. Sie klang sehnsüchtig
und schwermütig und beschwor einen

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