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Der gehetzte Amerikaner

Der gehetzte Amerikaner

Titel: Der gehetzte Amerikaner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Brady
flüchtete mit dem Mädchen in die kurze Sicherheit der
Schauten auf der anderen Seite. Dort wollte Brady eine kleine Treppe
wieder hinunterrennen, doch das Mädchen hielt ihn zurück.
    »Nicht dort hinunter! Die Tür ist verschlossen! Hier entlang!«
    Hinter einigen Dekorationsstücken
war eine zweite, halb versteckte Tür. Das Mädchen riß
sie rasch auf und zog Brady mit sich. Dann schob sie den Riegel vor,
und keuchend blieben sie in der Dunkelheit stehen und warteten.
      Auch Haras kam in diesen Gebäudeteil gelaufen,
blieb aber dann stehen, als er nichts mehr hörte. Nach einer Weile
ging er die Stufen hinunter, versuchte die Tür zu öffnen und
rüttelte zornig an der Klinke; dann drehte er sich um und ging
zurück auf die Bühne.
      »Ich würde eine Menge darum geben, wenn ich
jetzt eine Pistole in der Hand hätte«, flüsterte Brady
leise. Er dachte, daß dann die Sache anders verlaufen würde
als jetzt.
      Das Mädchen schaltete das Licht ein, und man
konnte jetzt sehen, daß der Raum mit alten Kostümen und
Dekorationsstücken angefüllt war. Selbst Möbel standen
dort herum – die Hinterlassenschaft vieler Theaterjahre.
      Das Mädchen ging zu einem Schränkchen,
öffnete es und kehrte mit einem Revolver in der Hand zurück.
      »Genügt Ihnen der?« fragte sie.
»Er ist zwar nur eine TheaterAttrappe, fürchte ich…
Wir haben ihn mal in irgendeinem Stück gebraucht. Aber hier ist
auch eine Schachtel Platzpatronen.«
      Brady untersuchte den Revolver, und eine nervöse Erregung kam über ihn.
      »Wenn ich schon nicht mehr tun kann, so
möchte ich den Halunken wenigstens erschrecken«, knirschte
er.
      Das Mädchen öffnete die Schachtel mit den
Platzpatronen, und er lud schnell die Waffe; dann ging er zur Tür
und schob den Riegel zurück.
      Als er das Licht ausdrehte, trat sie neben ihn, und er
spürte plötzlich Wärme und den Duft, der ihren
Körper umgab.
      »Halten Sie sich zurück«, befahl er.
»Dies hier ist meine Angelegenheit. Ich möchte nicht,
daß Sie verletzt werden.«
      Leise öffnete er die Tür und schaute hinaus.
Haras stand in der Mitte der Bühne und starrte suchend in den
Zuschauerraum.
    »Es hat keinen Zweck für Sie,
Brady, daß Sie sich verstecken!« rief er. »Sie
entkommen mir doch nicht.« »Haras!« rief Brady leise.
      Als sich der Ungar umdrehte, hob Brady den Revolver
und drückte ab. Der Erfolg war überraschend. Haras verschwand
mit erstaunlicher Geschwindigkeit in den Schatten der anderen Seite.
      Brady warf sich zu Boden, und Anne Dunning kniete neben ihm nieder.
      »Wo befindet sich der Schalter für die Bühnenbeleuchtung?« fragte er flüsternd.
    »Direkt hinter uns. Soll ich sie ausdrehen?«
      Er nickte, und einen Augenblick später lag das Theater in völliger Dunkelheit.
      »Jetzt komme ich, um mit Ihnen abzurechnen, Haras!« schrie Brady.
    Eine Stichflamme antwortete ihm aus der Dunkelheit.
      Er feuerte zwei Schüsse als Antwort zurück
und kroch dann vorsichtig über die Bühne. Vor ihm rannte
Haras die Treppe hinunter und den Korridor entlang. Als Brady hinter
ihm her um die Ecke bog, schlug gerade die Tür hinter ihm zu.
      Draußen in der Allee war es still, und der noch
immer niederströmende Regen wirkte in gewisser Weise friedlich.
      Brady stand an der Einmündung des Fußweges
und lauschte den sich entfernenden Schritten des flüchtenden
Ungarn. Schwach drang aus der Ferne das Geräusch einer
Wagentür, die zugeschlagen wurde, und dann sprang ein Motor an.
      »Dieser alte Revolver hat doch noch gute Dienste
geleistet«, sagte Anne Dunning hinter ihm. Ihre Stimme war
atemlos und aufgeregt.
      Als er sich umdrehte, um ihr zu antworten, drang aus
der Ferne plötzlich ein merkwürdiger, unheimlicher Wehlaut,
der in der Nacht widerhallte und dann erstarb.
    Brady erschauerte und stand lauschend im fallenden Regen.
    Ein starkes Gefühl der Depression und Enttäuschung
entstand plötzlich in ihm. Das Mädchen schaute
überrascht zu ihm auf.
    »Was ist das?« fragte sie.
    »Das ist die Alarmsirene von
Manningham, die bei Ausbrüchen betätigt wird«,
erwiderte er. »Das bedeutet, daß sie von nun an hinter mir
her sein werden!«

    6

    Sie gingen zurück in das Theater; das Mädchen drehte das
Licht wieder an, setzte sich auf einen Holzstuhl und stützte das
Kinn in die Hand, während Brady ihr seine ganze Geschichte
erzählte. Als er geendet hatte, seufzte sie auf und
schüttelte vor innerer Erregung den

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