Der Geist der Liebe - Miles, C: Geist der Liebe - MacGowans's Ghost
Säuglingsstation, mit einem Dutzend anderer Neugeborener.«
»Aye, und er hat von allen am lautesten gebrüllt«, sagte Ramsey. »Er hatte kräftige Lungen, unser kleiner Gabe.«
»Genau wie sein Vater«, sagte Justin und blickte lächelnd in die Runde. »Manchmal ist es schon recht seltsam, sich Gerald als kleines Baby vorzustellen. Aber wir haben auch ihn auf diese Welt kommen sehen.«
Allie betrachtete die Geister von Sealladh na Mara mit neu gewonnenem Respekt. Sie hatten so viele Babys zu Erwachsenen heranwachsen sehen und sie dann wieder verloren. Es musste schwer sein, sich an Menschen zu gewöhnen und sie ins Herz zu schließen, nur um sie dann sterben sehen zu müssen. Wie furchtbar traurig ...
»Kannst du jetzt verstehen, warum wir nicht wollen, dass die Jungs uns verlassen?«, fragte Justin.
Allie schaute die Geister einen nach dem anderen an, und in ihrer aller Augen stand das Gleiche:
Tiefe Zuneigung zu Gabe und Jake.
»Ja, das kann ich sehr gut verstehen«, antwortete sie. »Und die einzige Möglichkeit, euch zu helfen, ist, herauszufinden, was Gabe wirklich so belastet.« Sie suchte Justins Blick. »Jake sagt, er hätte Albträume von seiner Frau.«
Der Captain nickte. »Ja, ich kann mir vorstellen ...«
»Schscht!«, fuhr Elise streng dazwischen. Ihre Miene wurden aber weicher, als sie Allie ansah. »Ich will nicht grob sein, aber es ist allein Gabes Sache, ob er seine Geschichte erzählt oder nicht. Es wäre nicht richtig von uns, sie hinter seinem Rücken auszuplaudern, non?«
Allie nickte. »Da hast du völlig recht, Elise. Ich bin sicher, er wird mit der Zeit ein bisschen zugänglicher werden.«
Sie hoffte nur, dass es noch nicht zu spät war, wenn er sich dazu entschloss.
Allie streckte sich und gähnte. »So, ich glaube, jetzt wird's Zeit fürs Bett.« Sie stand auf und lächelte den anderen zu. »Gute Nacht, ihr Lieben«, sagte sie, bevor sie sich zur Treppe wandte.
Auch die anderen wünschten ihr eine gute Nacht, und Justin erhob sich. »Ich begleite dich zu deinem Zimmer, Allie.«
Allie ging durch den Pub zur Treppe, und Justin hielt sich hinter ihr. Als sie im zweiten Stock den Gang erreichten, schloss Justin zu ihr auf.
Sie warf ihm einen Blick zu, bemerkte, dass er auf sie hinunterblickte, und schüttelte lächelnd ihren Kopf.
»Was ist?«, fragte er.
»Du. Wie groß bist du - ein Meter neunzig?«
»Ein Meter fünfundneunzig.«
»Okay, ein Meter fünfundneunzig. Du gehst neben mir, überragst mich wie ein Baum, stolzierst auf diese großspurige Art daher wie alle Männer, dass dir der Mantel um die Beine flattert, und obwohl dein Körper eigentlich gar nicht existiert, bist du aber doch da.« Sie sah ihn an. »Deine Seele. Das ist es, was wirklich zählt.« Sie wandte den Blick wieder von ihm ab und schüttelte erneut den Kopf. »Ich glaube, das ist es, was mich so an Geistern fasziniert.«
Justin stieß ein leises, raues Lachen aus, das tief aus seiner Kehle kam, und als sie Allies Tür erreichten, wandte er sich ihr zu. »Nun, meine Liebe, darauf kann ich nur erwidern, dass ich noch nie erfreuter war, mich unter Lebenden zu befinden«, sagte er und zwinkerte ihr zu, bevor er eine tiefe, formvollendete Verbeugung vor ihr machte. »Ich wünsche eine angenehme Nachtruhe, Allie Morgan.«
Mit einem kleinen Lächeln richtete er sich auf und ging mit wiegenden Schritten den Gang hinunter.
Allie sah ihm nach, bis er verschwand.
Im wahrsten Sinne dieses Wortes.
Erst dann ging sie in ihr Zimmer und bereitete sich aufs Zubettgehen vor.
Gabe hörte das Stöhnen und glaubte, wach zu sein.
Und dass das Stöhnen von jemand anderem kam.
Doch er blieb liegen, weil er außerstande war, sich zu bewegen. Sein Herz schlug schmerzhaft hart gegen seine Rippen, seine Stirn war schweißbedeckt. Eine Vision erschien, schemenhaft und verschwommen, und Schwaden eisig kalten Nebels schlossen sich um seinen Hals und drückten zu, und der Atem wich aus seinen Lungen, bis er zu ersticken glaubte ...
»Nein!«, schrie Gabe und fuhr hoch. Gequält schloss er die Augen und blinzelte dann einige Male, um das schreckliche Bild zu verbannen, das er vor sich sah.
Doch bevor die Vision sich auflöste, veränderte sie sich. Gabe war jetzt hellwach. Die Nebelschwaden wurden zu feuchtem, rötlich braunem Haar - Kaits Haar -, doch dort, wo ihr Gesicht sein musste, schwebte ein dunkler Schatten, nebelhaft und hohl. Ein Körper, der nur umrisshaft zu erkennen war, streckte einen Arm aus, eine Hand
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