Der Geist der Liebe - Miles, C: Geist der Liebe - MacGowans's Ghost
Albträumen erzählt, in denen nun auch Jake vorkam und Kait erkennbarer geworden war. Er hätte sich Allie gern anvertraut, aber er wollte sie nicht damit belasten.
Kaits Geist suchte ihn heim, um ihn zu quälen, und langsam begann er zu befürchten, dass sie Jake etwas zuleide tun würde. Das war der eigentliche Grund, warum er nun doch wieder in Erwägung zog, Sealladh na Mara zu verlassen. Was, wenn Kaits Geist seinem Sohn tatsächlich etwas antäte? Mit seinen eigenen Qualen konnte er umgehen. Aber wenn Jake Gefahr drohte? Um Gottes willen ...
Auch jetzt stand er wieder vor Allies Tür. Und wie in den Nächten zuvor verharrte er still im schwachen Licht des Korridors und starrte die Tür zu ihrem Zimmer an.
Schließlich legte er die Hände rechts und links an den Türrahmen, lehnte die Stirn an das kühle Eichenholz und schloss die Augen. Er wusste, dass sie dort drinnen war und schlief. Er hatte mehrmals versucht, sich einzureden, dass er nur zu ihr wollte, um mit ihr zu reden. Sie hatte eine tröstliche, beruhigende Wirkung auf ihn, und bei ihr fühlte er sich zum ersten Mal wieder lebendig, seit ... Gott, er konnte sich nicht einmal mehr erinnern.
Aber er kannte sich zu gut, um zu ihr hineinzugehen.
Er wusste, wonach sein Körper verlangte.
Er wusste nur zu gut, was Allie Morgan bei ihm bewirkte.
Gabe holte tief Luft und atmete langsam wieder aus. Er hatte seit mehr als vier Jahren keinen Alkohol mehr angerührt. Seit vier langen Jahren. Und er hatte ihm auch nicht gefehlt. Überhaupt nicht.
Allie zu küssen, ihre Haut unter seinen Händen zu spüren und ihren Körper an seinem berauschte ihn mehr als aller Alkohol der Welt es je könnte. Ihre unverblümte Ehrlichkeit und ihr Humor, ihre Zuneigung und aufrichtige Liebe für die Menschen - ob tot oder lebendig - bewegten und berührten ihn. Und er staunte darüber, wie schnell sie mit seiner Familie und seinen Nachbarn Freundschaft geschlossen hatte.
Und mit ihm.
Er öffnete die Augen, löste sich von der Tür und ging leise die Treppe hinunter. Doch kaum hatte er in seiner Werkstatt ein Stück Marmor ausgesucht, sein Werkzeug hervorgeholt und sich auf seinen Arbeitsstuhl gesetzt, da unterbrach ihn eine Stimme.
»Machst du die Nächte wieder durch, Junge?«
Gabe drehte sich zu Captain Catesby um und nickte. »Aye, so sieht es aus.« Er machte eine einladende Kopfbewegung. »Hol dir einen Stuhl und setz dich.«
Wortlos ließ der Captain einen Stuhl erscheinen und ließ sich darauf nieder.
In den nächsten Minuten arbeitete Gabe an seinem Marmor, und weder er noch Catesby sprachen.
Doch lange blieb der Geist nicht stumm.
»Wie schlimm sind deine Träume, Junge?«
Gabe meißelte weiter. »Schlimm genug.« Dann warf er einen Blick auf seinen alten Freund. »Hör auf, mich Junge zu nennen, Justin. Wir sind im gleichen Alter.«
Justin zuckte seine breiten Schultern. »Ich war schon da, als du dir noch in die Hose gemacht hast, Junge. Es ist nicht leicht, dich aufwachsen zu sehen und dich dann als ebenbürtig zu betrachten ... Junge«, schloss er grinsend.
Gabe erwiderte das Grinsen. »Na ja, wahrscheinlich nicht.«
Justin beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf die Knie. Die weißen gerüschten Manschetten seines Hemdes schauten aus den Rockärmeln heraus und berührten fast den Boden. »Übrigens bin ich mächtig froh darüber, dass du zur Vernunft gekommen bist, was den Verkauf betrifft.«
Gabe warf ihm einen Blick zu, ohne in seiner Arbeit innezuhalten. »Woher willst du wissen, dass ich so entschieden habe?« Nach seiner letzten Erfahrung mit Kait war er wieder unsicher geworden.
»Weil ich mit Sicherheit weiß, dass diese verdammten Träume, die du hast, der Grund sind, warum du von hier fortwillst.«
Gabe hielt inne und sah den Captain an. »Es sind mehr als Träume«, sagte er und rieb sich nachdenklich das Kinn. »Ich habe Angst um Jake.«
Justin stieß einen tief empfundenen Seufzer aus. »Du solltest mit Allie über Kait reden. Sie kann dir helfen, Junge.«
Gabe überlegte nur kurz. »Auf keinen Fall. Die Situation hat sich geändert, Justin. Kait erscheint mir neuerdings nicht nur in meinen Träumen. Sie ist ... greifbarer geworden.« Er sah den Kapitän an und schüttelte den Kopf. »Sie ist nicht wie ihr anderen. Ihr seht so aus, wie ihr im Leben ausgesehen habt. Kait dagegen ist ... unbeschreiblich. Ich habe Angst, dass sie Allie oder Jake erschrecken könnte.«
Justin strich sich seinen Bart. »Ihrem eigenen Sohn würde
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