Der Geist des Highlanders
Aufführung«, warf Fulbert ein und sank auf seinen Stuhl zurück. »Dann auf zur letzten Überprüfung. Wir werden den Nachmittag über ein Auge auf alles haben.«
»Danke, Fulbert«, sagte Victoria überrascht und dankbar. »Das ist sehr nett.«
»So süß ist Trennungswehe«, sprudelte Connor hervor.
Victoria blickte ihn verblüfft an. »Bist du krank?«
Er runzelte die Stirn. »Nein, ich bin nur höflich.«
»Oh. Ja, gut. Danke.« Sie nickte ihnen zu und machte sich auf den Weg zum Schloss. Anscheinend war sie nicht die Einzige, die mit den Nerven am Ende war.
Sie atmete tief durch. Es würde schon alles gut gehen. Alle ihre Schauspieler waren gesund. Kurz hatte sie mit dem Gedanken gespielt, sie alle in ihren Zimmern einzusperren, aber die Maßnahme kam selbst ihr zu drastisch vor. Sie würden schon selber darauf achten, dass am letzten Abend nichts schiefging. Sogar Michael war wieder in Form. Der Arzt war da gewesen und hatte ihn für gesund erklärt. Gestern war Victoria die meiste Zeit für ihn hin und her gelaufen, damit er sich nicht überanstrengte.
Noch ein Tag, dann konnte sie ihn endlich zum Teufel jagen. Und das würde sie auch tun. Stillschweigend, damit sein Agent sie nicht verklagte.
»Victoria!«
Zweihundert Meter vor ihrem Ziel lungerte Michael am Straßenrand herum.
»Michael«, sagte sie lächelnd. »Wie geht es dir? Fühlst du dich schon wieder so stark, dass du spazieren gehen kannst?«
Er hielt ihr ein Blatt Papier hin. »Hier. Unterschreib das.«
»Was ist das denn?« Du liebe Güte, was hatte er jetzt schon wieder vor.
»Unterschreib es einfach.«
Sie blickte ihn überrascht an. Von dem glatten, geschniegelten Schauspieler, den sie kennengelernt hatte, war nichts übrig geblieben. Vor ihr stand ein Mann, der sie mit wildem Blick anschaute. Litt er immer noch am elisabethanischen Fieber, oder war er einfach nervlich am Ende? Warum hatte sie nur keinen ihrer Leibwächter mitgenommen? Ob die Gespenster sie hören würden, wenn sie schrie?
»Ich habe keinen Kugelschreiber dabei«, stieß sie hervor.
Er warf ihr einen zu. Sie fing ihn auf und drehte ihn unschlüssig zwischen den Fingern.
»Möchtest du einen Vertrag für die gesamte Saison abschließen?«, fragte sie mit einem Blick auf den Stapel Papiere.
»Nein, das möchte ich nicht«, erwiderte er verächtlich. »Du sollst mir deine Theatertruppe überschreiben.«
Victoria schaute ihn verblüfft an. »Meine Truppe?« - »Ja«, erwiderte er ungeduldig. »Entweder unterschreibst du jetzt, oder ich spiele heute Abend nicht mit.«
»Ich lasse dich auf die schwarze Liste setzen«, sagte sie sofort.
Er lachte nur.
Es war kein angenehmes Lachen. »Versuch es, und du wirst sehen, was Bernie von dir übrig lässt. Und jetzt sei vernünftig. Unterschreib einfach den verdammten Vertrag, damit wir es hinter uns haben.« Ungeduldig wies er auf das Blatt Papier. »Setz hier den Namen der Truppe ein und unterschreib. «
»Aber meine Truppe hat gar keinen Namen«, erwiderte sie langsam.
»Sie muss einen Namen haben, Dummchen, wenn er hier eingesetzt werden muss.« Er riss ihr das Blatt aus der Hand und tippte ungeduldig darauf. »Hier oben, auf der Linie.«
Victoria blickte auf die Linie. Ja, sicher, dort sollte etwas stehen. Sie blickte zu Michael. Er schien im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte zu sein, aber irgendetwas stimmte nicht mit ihm.
»Soll ich Tumult in der Teekanne einsetzen?«, fragte sie.
»Ja, was glaubst du denn?«, fragte er gereizt.
Ich glaube, dass du ein Idiot bist, dachte sie, aber das sagte sie natürlich nicht laut. Wenn er der Auffassung war, die Räumlichkeiten gehörten ihr, dann hatte er eben Pech gehabt.
Sie überlegte.
Schließlich ergriff sie den Kugelschreiber und schrieb etwas auf die Linie. Statt ihrer Unterschrift kritzelte sie ein paar schwer lesbare Zeichen hin. Dann reichte sie den Vertrag Michael.
Er riss ihn ihr aus der Hand und begann zu lesen. Dann verfinsterte sich sein Gesichtsausdruck. »Ist das deine Unterschrift?«
Victoria lächelte. »Finde es selbst heraus.«
Es dauerte eine Weile, aber schließlich gelang es ihm zu entziffern, was sie hingeschrieben hatte. Sie konnte es ihm ansehen.
»Windiger Schmierenkomödiant?«, zischte er.
»Ich finde, es passt.«
»Ich gehe!«, verkündete Michael. »Und ich nehme die gesamte Mannschaft mit!«
»Ja, tu das!«, schrie sie ihn an. »Ich werde sie alle wegen Vertragsbruch verklagen.«
Er zerknüllte den wertlosen Vertrag. »Das
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