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Der Geist des Highlanders

Titel: Der Geist des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
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wird dir noch leidtun.«
    »Ach ja?«
    »Wart’s nur ab!«, knurrte er und machte sich auf den Rückweg zum Gasthaus. Victoria blickte ihm nach, dann ging sie achselzuckend weiter. Er würde sicher nicht alle ihre Schauspieler mitnehmen. Sie würde rasch die Lichtanlage auf dem Schloss überprüfen, und dann würde sie in den Gasthof eilen und Cressida darüber informieren, dass heute Abend ein englischer Adeliger im Publikum sitzen würde, der auf Talentsuche war. Michael würde sich alleine auf den Weg nach Heathrow machen müssen, weil bestimmt niemand von den anderen mitkommen wollte.
    Als sie im Gasthaus ankam, war es dort ungewöhnlich ruhig. Vielleicht hatten die meisten sich vor der Aufführung heute Abend noch ein wenig hingelegt. Sie wollte gerade nachschauen gehen, als Thomas die Tür zum Wohnzimmer öffnete.
    »Vic«, sagte er lächelnd, »hier ist jemand, der dich gerne kennenIernen möchte.«
    Victoria lächelte gequält.
    »Der Earl of Artane«, flüsterte Thomas. »Mach einen guten Eindruck. Deine Karriere hängt davon ab.«
    Das bezweifelte Victoria nach dem Erlebnis heute morgen keineswegs.
    Positiv war nur, dass sie nicht viel Zeit hatte, um mit ihm zu plaudern. Sie musste Michaels zweiter Besetzung Bescheid sagen, dass er den heutigen Abend übernehmen musste, und in einer Stunde musste sie wieder im Schloss sein.
    Aber jetzt rief zuerst einmal das Geld. Also setzte sie ihre schönste Businessmiene auf und betrat das Wohnzimmer mit so viel Begeisterung, wie sie aufzubringen imstande war.
    Connor hielt sich im Innenhof auf und blickte wehmütig zur Bühne. So viele Abende hatte er hier gestanden, den Aufführungen zugesehen und auf Victoria aufgepasst.
    Er konnte es kaum glauben, dass diese Abende bald vorbei sein sollten.
    Langsam trat er in den großen Saal. Er ging zum Podest und drehte sich mit dem Gesicht zur Tür. So hatte er vor zwei Monaten hier gestanden und darauf gewartet, dass V. McKinnon durch diese Tür kam. V. war zu Victoria geworden.
    Und als er sie erblickt hatte, war es um ihn geschehen gewesen.
    Als ob die Geschichte sich wiederholen würde, kam genau in diesem Augenblick Victoria McKinnon in den Saal. Ihre Haare waren zerzaust, und sie schien vollkommen aufgewühlt zu sein.
    Connor sah ihr erstaunt entgegen. Brachte es sie so aus der Fassung, dass heute Abend die letzte Vorstellung war? Ein wenig Wehmut hatte er erwartet, aber nicht diesen Aufruhr. Irgendetwas musste vorgefallen sein.

Als Victoria ihn wahrnahm, stürzte sie auf ihn zu. Unwillkürlich breitete Connor die Arme aus, um sie aufzufangen, aber als ihm klar wurde, wie sinnlos diese Geste war, ließ er die Arme wieder sinken.
    »Was ist passiert?«, fragte er. »Bist du krank?«
    »Er ist weg.«
    Connor blinzelte. »Wer?«
    Sie fluchte. »Michael ist weg, und er hat die gesamte Truppe mitgenommen.« - »Was?« »Ja, du hast richtig gehört. Er hat den Job hingeschmissen, weil ich nicht bereit war, ihm meine Theatertruppe zu verkaufen. Jetzt habe ich keine Schauspieler für die letzte Vorstellung heute Abend, und im Publikum sitzen wichtige Gäste. Ich kann es nicht glauben, dass es ihm gelungen ist, sie alle auf seine Seite zu ziehen. Es werden Köpfe rollen, das verspreche ich dir.«
    Connor war im Falle einer Krise selten um einen Rat verlegen, auch wenn seine Lösungsvorschläge sich meist darauf beschränkten, irgendeinem Schurken den Hals umzudrehen oder seinen Kopf auf eine Lanzenspitze zu stecken, um ungehorsame Leute zu erschrecken. Im Moment fiel ihm nichts Passendes ein. Fassungslos blickte er Victoria an.
    »Kannst du den Hamlet spielen?«, fragte Victoria plötzlich.
    Connor glaubte, nicht richtig gehört zu haben. »Wie bitte?«
    »Die Rolle. Kannst du sie übernehmen?«
    Erschreckt sah er sie an. Noch nie in seinem ganzen Leben hatte er ein solches Entsetzen empfunden. Noch nicht einmal, als er alleine einem halben Dutzend angriffslustiger McKinnons oder einer Bande blutrünstiger MacDonalds gegenübergestanden hatte, und auch nicht, als er aus den Augenwinkeln des Schwert des Franzosen hatte aufblitzen sehen und gewusst hatte, dass er sterben würde, weil er ihm nicht mehr ausweichen konnte.
    »Den Hamlet?«, krächzte er.
    »Ja.«
    Er sah sie an. Keinerlei Zweifel trübte ihre Augen. Er überlegte. Sicher, wenn sie ihn für ungeeignet hielte, hätte sie ihn gar nicht erst gefragt. Und wenn er die Aufgabe nicht bewältigte, würde davon auch nicht die Welt untergehen.
    Er konnte es zumindest

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