Der Geist des Highlanders
meistern, wie Mistress Blankenship es nie zuwege gebracht hätte.«
Victoria nickte und wandte sich zum Gehen. Nach ein paar Schritten blieb sie jedoch stehen und drehte sich noch einmal zu ihm um.
»Danke.«
»Wofür?«
Sie lächelte schwach. »Dafür, dass du so hart an der Rolle gearbeitet hast.« Sie schwieg. »Ohne dich gäbe es heute Abend keine Aufführung.«
»Ich werde mein Bestes geben, um dich nicht zu enttäuschen. «
Sie schwieg so lange, dass er schon fürchtete, sie hielte ihn für ungeeignet und traute sich nur nicht, es ihm zu sagen. Dann schüttelte sie den Kopf.
»Connor MacDougal, ich glaube nicht, dass du überhaupt jemanden enttäuschen könntest.« Sie lächelte. »Aber ich muss mich jetzt beeilen, damit ich noch ein Kostüm finde, das mir passt.«
Und mit diesen Worten lief sie davon.
Connor wandte sich zur Bühne, um sich auf seine Rolle vorzubereiten.
Der Abend verging für ihn wie ein Traum. Shakespeares Worte kamen aus seinem Mund, als seien sie nur für ihn geschrieben worden.
Hamlets Text wurden zu seinem eigenen, und er verpasste kein einziges Stichwort, weder bei dem Dialog mit Victoria als Ophelia, bei dem Wortgefecht mit Hugh oder dem Streit mit Jennifer als Gertrude.
Dann stand er in den Kulissen und sah zu, wie Victoria ihre Ophelia im Wahnsinn versinken ließ.
Sie war atemberaubend.
Und er selbst kreuzte die Klingen mit Roderick, der aus irgendeiner verborgenen Quelle so viel Kraft und Geschick schöpfte, dass er ihm wie durch ein Wunder zumindest auf der Bühne ebenbürtig schien.
Und am Ende stand, wie üblich, der Tod.
Nur dass in diesem Fall der Vorhang fiel und donnernder Applaus einsetzte.
Connor verbeugte sich, wie er es unzählige Male bei Fellini gesehen hatte, aber er war doch ein bisschen überrascht, dass er solchen Beifall bekam.
Auf einmal verstand er, warum Fellini die Schauspielerei so großartig fand.
Und als er danach mit den anderen zusammenstand und sah, dass Victoria vor Erleichterung die Tränen über die Wangen liefen, hätte er am liebsten ebenfalls geweint. Victoria drehte sich zu ihm um.
»Du warst großartig«, hauchte sie.
Er lachte. Er konnte einfach nicht anders.
»Ach, du liebe Güte«, sagte Victoria und lachte ebenfalls. »Connor MacDougal hat wahrhaftig gelacht. Ich müsste eigentlich auf der Stelle ohnmächtig werden.«
»Ja, aber erst, wenn alle weg sind«, sagte Jennifer und legte ihrer Schwester den Arm um die Schultern. »Du warst brillant. Und Connor, nun, er ist nicht mit Worten zu beschreiben. Ich habe noch nie einen besseren Hamlet gesehen.«
Connor war eigentlich sicher, dass sie übertrieb, aber da sie in genauso selbstverständlichem Ton bemängelte, dass ihr geliebter Bruder Thomas ein paar Zeilen vergessen hatte, musste er ihre Bemerkung ernst nehmen.
»Vikki? Gideons Vater möchte gerne hinter die Bühne kommen.« Megan spähte durch den Vorhang. »Vor allem den Hamlet möchte er kennenIernen.« Sie lächelte Connor an. »Hallo, Laird MacDougal. Ihr wart wundervoll!«
Connor war so überwältigt, dass er nur stumm nicken konnte. Er blickte Victoria an. »Was soll ich jetzt tun, Captain McKinnon?«
»Na ja, auf keinen Fall darfst du ihm die Hand schütteln. Begrüß ihn aus einer gewissen Entfernung. Du kannst ja eine Erkältung oder die Pest vorschieben.«
Connor grunzte. »Das ist nicht witzig.«
»Ja, aber es ist notwendig.« Sie schlüpfte durch den Vorhang und rief kurz darauf seinen Namen.
Connor warf Thomas einen Blick zu. »Helft Ihr mir, McKinnon?«
»Für den Mann, der meine Schwester in den Wahnsinn getrieben hat, tue ich alles.« Thomas zog den Vorhang zur Seite.
Connor sah sich dem Earl of Artane gegenüber, einem eher schmächtigen, unauffälligen Mann, aber als Earl trainierte er sicher auch nicht jeden Tag mit dem Breitschwert.
»Megan hat mir erzählt, dass es Probleme mit der Anreise der Schauspieler gab«, sagte der Earl und lächelte ihn strahlend an, »aber ich finde, das war ein großes Glück. Eine fabelhafte Aufführung, Sir!«
Connor verbeugte sich tief. »Ich danke Euch sehr, Mylord. Aber das Lob gebührt Mistress McKinnon. Es gibt keine bessere Regisseurin in ganz Manhattan.« Hastig fügte er hinzu: »Und in England ebenfalls nicht.«
»Meine Liebe«, wandte sich der Earl an Victoria, »Sie sind wirklich ein Schatz. Vermutlich haben Sie heute Abend keine Zeit, um mir von vergangenen Aufführungen zu berichten, aber wir haben heute Nachmittag bei Weitem nicht ausführlich
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