Der Geist des Highlanders
muss dein Gälisch ja perfekt sein«, schnaubte Victoria. Sie blickte Jennifer an. »Du hast Halluzinationen. Komm, setz dich und hör auf zu schreien.«
Jennifer ließ sich von Thomas aufhelfen. Sie betrachtete Connor mit weit aufgerissenen Augen.
»Siehst du auch, was ich sehe?«, flüsterte sie ihrem Bruder zu.
»Das ist Connor MacDougal«, murmelte Thomas. »Er bildet sich ein, der Laird auf meinem Schloss zu sein.«
Connor konnte sich nicht länger beherrschen. Er hatte sein Schwert schon halb aus der Scheide gezogen, als er bemerkte, dass Jennifer schon wieder kurz vor einer Ohnmacht stand.
»Er ist harmlos«, flüsterte Thomas.
»Er sieht aber nicht so aus«, sagte Jennifer. »Er hat ein Schwert.«
Thomas drückte sie in einen Sessel. »Ich glaube nicht, dass er dich damit bedroht, aber lass uns später darüber sprechen. Dad kann mit dem Thema nicht so gut umgehen.«
Thomas kehrte an seinen Platz zurück, während Jennifer Connor unbehaglich anstarrte. Schließlich griff sie nach der Hand ihrer Schwester.
»Er hat ein Schwert«, flüsterte sie.
»Ja, aber er hat es nicht in deine Richtung gehalten«, erwiderte Victoria. »Er wollte damit lediglich deinem Bruder Schaden zufügen.«
Connor versuchte es mit einem Lächeln, aber das schien alles nur noch schlimmer zu machen, denn Jennifer umklammerte die Hand ihrer Schwester so fest, dass Victoria leise aufschrie.
»Reiß dich zusammen, Jenner«, zischte sie. »Wenn du dich unbedingt nützlich machen willst, kannst du die Kostümlisten hier durchgehen.«
Connor überlegte, ob er besser das Zimmer verlassen sollte, und wandte sich zur Tür.
Victoria räusperte sich betont. Sie wollte anscheinend nicht, dass er ging. Also nahm er seinen Platz an der Wand wieder ein.
Jennifer beugte sich zu ihrer Schwester. »Ich habe ihn mir doch nicht eingebildet? Du siehst ihn doch auch, oder?«
»Ja, wir reden später darüber.«
»Vikki, er ist ein Geist.«
»Ja, darüber sprechen wir auch.«
Jennifer nahm den Kopf zwischen die Knie, und Victoria lächelte Connor an.
Er musste sich an der Wand abstützen.
Als Jennifer sich wieder aufrichtete, fragte sie: »Hast du denn keine Angst?«
»Doch, ganz schreckliche Angst«, erwiderte Victoria lakonisch. »Ich stelle ihn dir später vor, wenn Dad zu Bett gegangen ist.«
Jennifer senkte erneut den Kopf. Victoria lächelte leise und machte sich wieder an die Arbeit.
Connor blieb an der Wand stehen und beobachtete die Familie. Vor allem Thomas schien gute Laune zu haben. Ob er etwas wusste, von dem die anderen nichts ahnten?
Schließlich brachen Victorias Eltern zu einem Abendspaziergang auf. Auch Iolanthe verabschiedete sich, um schlafen zu gehen.
»Wisst ihr was?«, sagte Thomas und setzte sich gemütlich hin. »Da alle von uns, außer Vic natürlich, gälisch sprechen, könnten wir uns eigentlich die Zeit damit vertreiben, unsere Muttersprache zu sprechen.« Er lächelte Ambrose an. »Was sagst du dazu?«
»Es ist recht nützlich, sein Gälisch bei Gelegenheit ein wenig zu pflegen«, stimmte Ambrose ihm zu. »Aber vielleicht sollten wir uns zuerst einmal deiner reizenden Schwester vorstellen.«
Connor sah, dass Jennifer die Armlehnen ihres Stuhls so fest umklammerte, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. Aber zumindest machte sie keine Anstalten zu flüchten. Sie schien genauso viel Rückgrat zu besitzen wie ihre Schwester.
»Tief durchatmen, Jen«, sagte Victoria trocken. »Das sind deine Vorfahren.«
»So weit braucht man die Genealogie ja nun nicht zu treiben«, erwiderte Jennifer leise.
Ambrose erhob sich und verneigte sich vor Jennifer. »Ich bin Ambrose MacLeod, dein Großvater aus alten Zeiten.« Er wies auf Hugh und Fulbert. »Hugh McKinnon und Fulbert de Piaget. Fulbert ist der Onkel von Megans Ehemann.«
Jennifer riss die Augen auf. »Aber doch nicht aus neuerer Zeit, oder?«
»Nein, natürlich nicht«, erwiderte Fulbert.
»Von vor mehreren Generationen?«, fragte Jennifer unbehaglich.
»Ja, vor einigen«, stimmte Fulbert zu.
Ambrose nickte Connor zu. »Und das ist Connor MacDougal. Er war in seiner Zeit Laird seines eigenen Clans und wacht jetzt über Thomas’ Schloss.«
Connor machte sich nicht die Mühe, Ambrose zu berichtigen, fragte sich jedoch, ob er seinen Anspruch vielleicht nicht deutlich genug geäußert hatte.
Da er jedoch Victorias Schwester nicht unnötig erschrecken wollte, behielt er seine Gedanken für sich und Versuchte, ein freundliches Gesicht zu machen.
»Nun
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