Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Geist des Highlanders

Titel: Der Geist des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
Vom Netzwerk:
möglicherweise auch als Männer durchgehen.«
    Victoria stützte die Hände auf den Tisch und stand auf. »Ich muss weitermachen. Ihr könnt ja meinetwegen den ganzen Vormittag die Kleiderfrage diskutieren, aber ich gehe jetzt duschen.« Sie warf Connor einen Blick zu. »Kommst du mit?«
    »In die Dusche?« Thomas verschluckte sich erneut an seinem Tee.
    »Zum Schloss, Thomas, zum Schloss!« Sie wandte sich an Connor. »In einer halben Stunde mache ich mich auf den Weg.« Mit einem letzten finsteren Blick auf ihren Bruder lief sie aus der Küche.
    Connor kniff die Augen zusammen. »Ihr habt sie beleidigt«, sagte er zu Thomas. »Ich verlange Genugtuung.«
    »Das war nicht meine Absicht«, erwiderte Thomas. »Ich habe nur nicht nachgedacht, bevor ich den Mund aufgemacht habe - ach, egal.«
    »War das eine Entschuldigung?«, fragte Connor.
    »Nein. Setzt es einfach auf die Liste der Dinge, für die ich später büßen muss.« Nachdenklich blickte er Connor an. »Wißt Ihr, MacDougal«, sagte er schließlich, »ich kann mir nicht vorstellen, wie ihr beiden das schaffen wollt.«
    »Was, die Suche nach Eurer Großmutter?«
    »Das auch.«
    Connor blickte Thomas überrascht an, dann holte er tief Luft. »Wenn ich ein Leben zu geben hätte, dann würde ich sie damit beschützen. Aber auch in meiner jetzigen Situation werde ich alles tun, damit ihr nichts geschieht.« Er blickte zu Jennifer. »Ich werde auch auf Eure jüngste Schwester aufpassen. Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht.«
    »Das weiß ich«, erwiderte Thomas.
    Connor stand auf, verneigte sich vor Jennifer, nickte den anwesenden Männern zu und verließ die Küche. In der Eingangshalle wartete er auf Victoria.
    Vielleicht gewann er durch die Reise in die Vergangenheit ja das Leben zurück.
    Er senkte den Kopf.
    Bei allen Heiligen, er wünschte es sich so sehr.

17
    Victoria stand im Innenhof des Schlosses in der strahlenden Morgensonne und beobachtete die Proben. Hoffentlich war das tödliche Ende von »Hamlet« kein böses Omen.
    Michaels zweite Besetzung machte sich erstaunlich gut. Hinzu kam, dass er sogar noch besser aussah als Michael und dass Cressida den Blick nicht von ihm wenden konnte. Für ihn wurde sie mit Freuden wahnsinnig.
    Fred führte Regie. Er war zwar nicht glücklich über die Wendung der Ereignisse, fand sich aber damit ab, zumal sie ihn vor die Wahl gestellt hatte, sich entweder um die Schauspieler oder um die Kostüme zu kümmern. Er hatte sich laut beklagt, als sie ihm ihr vollgekritzeltes Drehbuch in die Hand gedrückt hatte, aber jetzt machte er seine Arbeit ganz ordentlich. Für sie war die Tatsache, dass sie ihr Stück zwei Tage vor der Premiere seinem Schicksal überließ, ein weiteres Zeichen dafür, dass sie ihr Leben im Moment nicht unter Kontrolle hatte.
    Sie konnte nicht behaupten, dass sie sich bereits an diesen Zustand gewöhnt hatte. Resignation war vielleicht die zutreffende Bezeichnung - sie hatte sich mit dem Gedanken abgefunden, dass sie am nächsten Morgen in das England der Renaissance aufbrechen würde, wohin ihre Großmutter und Michael wahrscheinlich verschwunden waren. Wenigstens verfügte sie über die richtige Kleidung. Sie konnte nur hoffen, dass niemand ihnen so nahe kam, dass er die Reißverschlüsse sah.
    Seufzend lehnte sie sich im Schatten an die Mauer und schaute zu, wie ihre Mannschaft zusammenpackte. Sie hatte ihnen mitgeteilt, sie müsse dringend nach London, weil es
    Schwierigkeiten mit den Behörden gäbe. Michael sei ebenfalls aufgrund einer wichtigen Angelegenheit abberufen worden. Am Premierenabend sei sie wieder da, und auch Michael könne dann wahrscheinlich seine Rolle wieder übernehmen.
    Jetzt dachte sie seufzend, dass sie mittlerweile so häufig und so überzeugend log, dass sie sich langsam wirklich Sorgen um sich machte.
    Am Schlosstor brüllte Connor seinen Truppen Befehle zu, und dann kam er zu ihr.
    Er bot einen wirklich imponierenden Anblick.
    Er hätte einen großartigen Hamlet abgegeben.
    Victoria schluckte, weil ihr Mund auf einmal ganz trocken war.
    »Bist du nervös?«, fragte Connor stirnrunzelnd.
    »Ich?«, erwiderte sie mit rauer Stimme. »Niemals. Ich liebe die Herausforderung. >Unmöglich< und >Wahnsinn< sind meine Lieblingswörter.« Mehr traute sie sich nicht zu sagen, weil sie Angst hatte, aus Versehen zu verraten, dass sie sich viel zu sehr an Connors stetige Anwesenheit gewöhnt hatte. Ihr Leben war völlig durcheinandergeraten, und ihr Leitstern war anscheinend

Weitere Kostenlose Bücher