Der Geist des Highlanders
Jennifer und schliefen. Jennifer redete im Schlaf, und Victoria stieß sie an, ohne dass eine von beiden dabei erwachte.
Connor war fasziniert vom Umgang der beiden Schwestern miteinander. Da er keine Schwestern hatte und seine Mutter früh gestorben war, hatte er nur wenig Erfahrung mit Frauen. Jennifer und Victoria waren eine Offenbarung für ihn. Sie sprachen offen aus, was sie dachten, und Connor hatte schon mitbekommen, dass Victoria der Meinung war, Jennifer solle die Musik zu ihrem Broterwerb machen, während Jennifer fand, dass es für ihre Schwester an der Zeit war, sich einen Ehemann zu suchen und eine Familie zu gründen.
Und Connor wunderte sich insgeheim auch, warum Victoria das noch nicht längst getan hatte.
Leicht schwankend stand er auf. Es wäre besser gewesen, wenn er noch jemanden zum Schutz der Frauen dabei gehabt hätte. Es war verdammt schwierig, sie nur durch seinen Ein-
fallsreichtum zu verteidigen. Aber wenigstens gestern Abend war ihm das ja gelungen.
Wie lange war er überhaupt bewusstlos gewesen?
Ein Klopfen an der Tür unterbrach seine Gedanken.
Victoria fuhr aus dem Schlaf auf, aber als sie ihn sah, entspannte sie sich und lächelte. »Du siehst besser aus.«
»Habe ich einen so schlimmen Eindruck gemacht?«, fragte
er.
»O ja, das hast du.« Sie stand auf, um die Tür zu öffnen. Connor blickte aus dem Fenster, um zu sehen, welche Tageszeit sie hatten. Nun, es war hell, also hatte er vielleicht doch nur die Nacht über geschlafen.
Victoria wies zum Tisch. »Dorthin bitte«, sagte sie mit einem entschieden französischen Akzent.
Das Hausmädchen gehorchte, knickste und verließ das Zimmer. Connor blickte Victoria an.
»Französisch?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Ich dachte zuerst an Schottisch, aber ich wusste nicht, wie man das hier aufnehmen würde.«
»Und was soll ich tun, Mistress?«, fragte er spitz. »Ich kann nicht vorgeben, etwas zu sein, was ich nicht bin.«
»Dann sei einfach still«, erwiderte sie unbekümmert, »und lass mich reden. Jennifer spricht recht gut Französisch, und wenn es ernst werden sollte, können wir ihr das Reden überlassen. Aber ich hoffe, wir haben keine weiteren Probleme.«
»Ja, das hoffe ich auch«, erwiderte er mit Nachdruck. Er setzte sich ihr gegenüber an den Tisch. »Hast du dich erholt?«
»Von deinem kopflosen Anblick oder von dem Londoner, der mich angetatscht hat?«
Darüber konnte Connor nicht einmal lächeln. »Von Letzterem. «
»Ja, ich werde es überleben. Aber du kannst dir nicht vorstellen, wie dankbar ich dir bin, dass du mir zu Hilfe gekommen bist.«
Lächelnd widmete sie sich ihrem Frühstück. Connor beobachtete sie und wünschte sich, er könnte ihr die Haare aus dem Gesicht streichen, sie bürsten oder ihr einen Zopf flechten, wenn sie das mochte.
Bei allen Heiligen, das Herz war ihm stehen geblieben, als dieser Hurensohn sich ihr genähert hatte.
Seine Wut hatte ihm die Kraft gegeben, das Schwert zu erheben und es dem Mann in den Rücken zu stoßen. Zum Glück hatte er Victoria nicht auch durchbohrt.
»Connor, ist alles in Ordnung?«
Er rieb sich mit der Hand übers Gesicht und schenkte ihr ein schwaches Lächeln. »Ja, mir geht es gut.«
»Ich hätte ja gerne einen Kommentar zu deinem freundlichen Gesichtsausdruck abgegeben, aber ich versuche, diskret zu sein.«
»Sehe ich weniger kämpferisch aus?«, erkundigte er sich.
»Ja, absolut.«
»Dann kannst du ja wohl verstehen, warum ich so selten eine freundliche Miene zur Schau stelle.«
Sie lächelte, wobei sich ein Grübchen in ihrer Wange zeigte.
»Hast du es eigentlich schon aufgegeben, mir Angst einjagen zu wollen?«, fragte sie. »Ich glaube sowieso, ich bin immun dagegen.«
»Ach, als Schatten bin ich wohl ein Versager.«
»Aber du bist ein wirklicher Glückstreffer als Fr...«
»Bei allen Heiligen, Victoria McKinnon, wenn du mich noch einmal als Freund bezeichnest, dann werde ich ein so böses Gesicht machen, dass du tagelang schreist.«
Die Worte waren kaum heraus, als ihm klar wurde, was er da gesagt hatte.
Er starrte sie mit offenem Mund an.
Sie ihn seltsamerweise auch.
»Gibt es Frühstück?«, erklang eine fröhliche Stimme von der anderen Seite des Zimmers, das plötzlich ziemlich klein geworden war. »Wundervoll!«
Connor hatte sich noch nie so gefreut, Jennifer McKinnon zu sehen. Er stand auf und überließ seinen Stuhl der zweiten rothaarigen Schönheit im Zimmer, die ihn wie eine Schwester anstrahlte.
»Und was machen
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