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Der Geist des Highlanders

Titel: Der Geist des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
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solltest uns wirklich zuhören«, erwiderte Jennifer freundlich. »Es könnte ja sein, dass wir über dich reden.«
    »Um Himmels willen«, murmelte Victoria und lächelte Connor schwach zu.
    Er erwiderte ihr Lächeln, rief aber plötzlich: »Pass auf!«, und zog sie beiseite.
    Aber anscheinend war er nicht schnell genug gewesen, denn Victorias Ärmel hatte etwas abbekommen.
    »Na ja«, meinte sie lakonisch, »jetzt rieche ich wenigstens wie die Einheimischen.«
    Jennifer zog die Nase kraus. »Du solltest das abwaschen. Eau de Nachttopf ist ziemlich widerlich.«
    »Jenner, das Wasser ist auch nicht viel besser«, erwiderte Victoria. »Hast du dir das Waschwasser heute früh angeschaut? Wir hätten uns genauso gut in Bier baden können!«
    »Dann würdest du immer noch besser riechen als jetzt...«
    »Pass auf!«
    Victoria drückte ihre Schwester an die Wand des nächsten Hauses. Connor sprang zur Seite und wich dem Wasserschwall aus, der allerdings bei ihm sowieso keinen Schaden angerichtet hätte. Victoria blickte ihn an und konnte es kaum fassen, wie real er aussah. Wenn sie es nicht besser gewusst hätte ...
    Sie holte tief Luft und wies nach vorne. »Wir müssen zur Themse hinunter«, befahl sie. »Das Globe Theatre liegt irgendwo gegenüber von St. Paul’s. Hoffentlich werden wir auf dem Weg dorthin nicht überfallen.«
    »Connor beschützt uns«, erklärte Jennifer voller Vertrauen. Sie lächelte ihn an. »Du bist wirklich furchterregend.«
    »Gewiss, das bin ich«, stimmte er mit bescheidenem Lächeln zu.
    Victoria fragte sich, warum er seine Schwester so unbeschwert anlächeln konnte und sie nicht.
    Ach, das Leben war kompliziert.
    Sie war hin- und hergerissen zwischen der Freude über das Renaissanceleben auf den Straßen und der Sorge darüber, dass jemand merken könnte, dass sie nicht hierher gehörten. Was würde in einem solchen Fall geschehen? Würde man sie an den Pranger stellen? Würden sie verbrannt werden? Enthauptet?
    Vielleicht hätten sie ja auch Glück und würden den Rest ihres Lebens im Tower verbringen. Ob es im Tower von London wohl auch Zeittore gab?
    Das bezweifelte sie.
    Sie grübelte darüber nach, während sie sich ihren Weg durch die Menge bahnten. Und plötzlich stellte sie fest, dass sie am Ziel waren.
    »Oh«, flüsterte Jennifer, »Vikki, ist das ...«
    »Ja«, antwortete Jennifer atemlos. »Das ist das Globe.«
    Benommen ging sie darauf zu. Das Globe Theatre. Wo Shakespeare die meisten seiner Stücke aufgeführt hatte. Wo er selbst in zahlreichen Inszenierungen mitgespielt hatte.
    Wirklich erstaunlich.
    »Victoria«, sagte Connors Stimme hinter ihr. »Es sieht so aus, als ob gerade eine Aufführung beginnen würde. Sollen wir sie uns ansehen?«
    Victoria war innerlich zerrissen. Eigentlich musste sie ja nach ihrer Großmutter suchen. Aber hier, direkt vor ihr, war das Globe Theatre. Vielleicht sah sie sogar Shakespeare auf der Bühne.
    Unschlüssig kaute sie auf ihrer Unterlippe. »Ich würde sagen, wir sollten hineingehen«, erklärte Jennifer. »Wer weiß, was sie heute geben? Vielleicht hat Michael ja eine Rolle bekommen. Damit hätten wir zumindest schon mal ein Problem gelöst. «
    Victoria wechselte einen kurzen Blick mit Connor, dann nickte sie. »Du hast recht, lass uns hineingehen. Es kann nichts schaden.«
    »Nein«, stimmte Jennifer ihr zu. »Kommt.«
    Zu dritt schlossen sie sich der Menschenmenge an, die ins Theater strömte. Victoria war sich plötzlich ganz sicher, dass sie sich nicht irgendwo auf dem Land, sondern in der Metropole nach ihrer Großmutter umsehen mussten. Es war die Suche nach der sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen, und sie bekam Angst, dass sie sie nicht finden würden.
    »Victoria?«
    Victoria fuhr sich mit dem Ärmel über die Augen. »Ja?«
    »Komm, jetzt freu dich doch. Später kannst du immer noch zusammenbrechen.«
    »Warum habe ich dich überhaupt mitgenommen?«, fuhr Victoria sie an und blinzelte die Tränen zurück.
    »Kommt, lasst uns das Stück anschauen«, meinte Jennifer. »Ich habe ein gutes Gefühl dabei.«
    »Du riechst ja auch nicht wie ein Nachttopf.«
    »Nein, aber die meisten anderen Leute auf den billigen Plätzen werden den gleichen Geruch verströmen, deshalb fallen wir hier nicht weiter auf. Soll ich mich in die Logen zu den saubereren Zuschauern setzen?«
    »Nein, du sollst bei uns bleiben«, erwiderte Victoria. »Und auf dem Rückweg zum Gasthaus darfst du außen gehen. Vielleicht bekommst du ja dann auch etwas

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