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Der Geist des Highlanders

Titel: Der Geist des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
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ab.«
    »Ich kann es kaum erwarten«, sagte Jennifer fröhlich. »Kommt, lasst uns hineingehen.«
    Victoria ging als erste. Sie bezahlte und trat ein. Ganz hinten in der Menge blieb sie stehen und keuchte leise auf.
    Gütiger Himmel, sie war tatsächlich im Globe. Der Theaterraum war rund. Die Bühne ragte in den Zuschauerraum hinein, wo die Menge sich auf den billigen Stehplätzen drängte. Hinter und über ihr befanden sich Logen mit Männern und Frauen, die elegantere elisabethanische Kleidung trugen. Die wirklich Reichen jedoch saßen hinter der Bühne. Victoria hatte in einer historischen Abhandlung davon gelesen, aber es persönlich zu erleben, war unvergleichlich.
    Allerdings gab es in dem Bereich mit den Stehplätzen weder Toiletten noch Abfalleimer, und in den Pausen machte auch niemand sauber. Ob der Gestank wohl die Schauspieler störte? Beim nächsten Mal würde sie ihrer Truppe einen Vortrag darüber halten, wie gut sie es hatten, nahm sich Victoria vor.
    »Was ist es für ein Stück?«, fragte Connor.
    Victoria stellte fest, dass sie ihn ganz vergessen hatte. Aber sie hatte kein schlechtes Gewissen deswegen, weil sie auch Jennifer vergessen hatte. Sie warf Connor einen Blick zu.
    »Ich weiß es noch nicht. Wie geht es dir?«
    »Bis jetzt schreit noch keiner«, erwiderte Connor. »Aber es ist ein bisschen eng hier, und wenn jemand durch mich hindurchtritt, könnten wir Probleme bekommen.«
    »Na, hoffentlich nicht.« Victoria wandte sich zur Bühne. »Oh, dort kommt jemand. Drei eigentlich.« Sie hielt den Atem an. »Es ist das schottische Stück.«
    »Was?«, fragte Connor.
    »Das schottische Stück«, flüsterte Victoria über die Schulter. »Ich kann den Namen nur sagen, wenn du darin mitspielst. Es bringt sonst Unglück.«
    »Es ist >MacBeth<«, warf Jennifer trocken ein. »Ich bin ja keine Schauspielerin, deshalb brauche ich auch nicht abergläubisch zu sein.«
    »>MacBeth<«, wiederholte Connor nachdenklich. »Interessant.« »Es fängt an«, sagte Victoria. »Könnt ihr zwei bitte leise sein?«
    »Ist es zu fassen?«, sagte Jennifer in ihrem besten Bühnenflüstern. »Wir sind hier im Globe! Auf den billigen Plätzen! «
    »Wir müssen drei Stunden lang stehen«, wies Victoria sie zurecht. »Also spar dir deine Kraft und red nicht so viel.«
    Das Stück begann, und Victoria ließ sich von seiner Magie in den Bann ziehen. Großes Theater war großes Theater, ganz gleich in welchem Jahrhundert. Aber es war atemberaubend, ein Stück von Shakespeare in der ursprünglichen Inszenierung mit ausschließlich männlicher Besetzung zu sehen ...
    Und dann lachte Connor auf einmal.
    Es war zwar nur leise, aber definitiv ein Lachen. Victoria drehte sich um und schaute ihn erstaunt an. Er lächelte.
    Er war wundervoll.
    »Was ist los?«, flüsterte sie.
    Er beugte sich zu ihr und zeigte auf die Bühne. »Sieh mal«, sagte er fröhlich. »Die linke Hexe.«
    Victoria schaute genau hin, und ihr stockte der Atem.
    »Diese Hexe rührt mit einer ziemlich dicken Nadel in ihrem Topf herum, oder?«, flüsterte er. »Ich glaube, an jenem Nachmittag hatte sie so eine Nadel in ihrer Tasche. Ich habe noch zu ihr gesagt, dass man damit jemanden erstechen könnte, aber das ist vielleicht nur meine Meinung.«
    »Vielleicht hat sie mit besonders dicker Wolle gestrickt«, erwiderte Victoria.
    »Ja, das könnte sein«, sagte Connor nachdenklich. »Aber ich meine, sie hätte ein feineres Garn bevorzugt. Na ja, wir wissen jetzt auf jeden Fall, wo deine Granny ist.«
    »Wie mag sie nur an die Rolle gekommen sein?«, fragte Jennifer. »Ich dachte, zu Shakespeares Zeiten gab es nur männliche Schauspieler.«
    »Das ist eben Granny«, erwiderte Victoria. »Ihr kann keiner widerstehen.« »Mit einer langen Vierernadel könnte man mich auch zu einigem überreden«, warf Connor ein.
    Victoria war so erleichtert, dass ihr die Knie weich wurden. Sie war sich nicht sicher, ob sie die ganze Aufführung über durchhalten würde. Am liebsten hätte sie einen Stuhl gehabt, aber hier war natürlich keiner aufzutreiben. Deshalb war sie froh, als Jennifer ihr den Arm um die Taille legte und sie ein wenig stützte.
    Bei der ersten Gelegenheit, sich hinauszuschleichen, wandte sie sich an Jennifer und Connor. »Lasst uns am Bühneneingang auf sie warten. Es wird doch wohl einen geben, oder?«
    »Weißt du das denn nicht?«, fragte Jennifer.
    »Ich war noch nie hier«, murmelte Victoria, während sie sich den Weg durch die Menge bahnte.
    Sie warteten,

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