Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Geist des Highlanders

Titel: Der Geist des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
Vom Netzwerk:
Begegnungen mit ein paar nichtsnutzigen Halunken ersparen, die Bekanntschaft mit meinen Stricknadeln gemacht haben.«
    »Waren Euch die Nadeln von Nutzen?«, fragte Connor höflich.
    »Ihr wärt beeindruckt, Connor«, erwiderte Mary mit blitzenden Augen. »Da mir kein attraktiver Highlander zur Seite steht, habe ich mich eben so gut gewehrt, wie es eine alte Frau vermag. Nun, ihr könnt euch ja vorstellen, dass ich ein wenig verwirrt war, als ich mich auf einmal völlig außerhalb meiner normalen Routine befand, aber ...«
    »Aber weil du Granny bist, hast du das Beste daraus gemacht«, ergänzte Jennifer lächelnd.
    Mary erwiderte ihr Lächeln bescheiden. »Ich tue, was ich kann.«
    »Aber, Granny«, warf Victoria ungeduldig ein, »wie hast du denn Shakespeare kennengelernt?«
    »Er war gerade auf dem Weg zu einem Treffen mit einem neuen Schauspieler, als er mich sah. Irgendwie hatte er das Gefühl, auf mich zukommen zu müssen.«
    »Was für ein glücklicher Zufall«, sagte Connor.
    »Er brauchte eine neue Hexe«, fuhr Mary fort, »und ihm gefielen meine Stricknadeln.«
    »Aber, Granny«, wandte Victoria ein, »du bist doch eine Frau. Zu Elizabeths Zeit durften Frauen doch nicht auf die Bühne.«
    »Wir schreiben das Jahr 1606, Liebes, und James ist König. William fand, ich sei perfekt für die Rolle, und er beschloss, dass der König eben einfach nichts davon erfahren dürfe. Außerdem ist es nur noch für eine Woche. Dann übernimmt jemand anderer meinen Part, und ich kann tun, wonach mir der Sinn steht.«
    »Aber wir wollten dich doch nach Hause holen«, erklärte Victoria.
    Mary lächelte. »In einer Woche, Liebes.« Victoria seufzte. »Na ja, dann können wir in dieser Zeit ja nach Michael suchen. Vielleicht brauchen wir ja so lange, um ihn zu finden. Hoffentlich nicht noch länger«, schloss sie düster.
    Mary beugte sich vor. »In dieser Hinsicht könnte ich euch ebenfalls behilflich sein.«
    Victoria hielt den Atem an. »Tatsächlich?«
    »Esst zu Ende, meine Lieben, und dann werden wir uns auf dem kleinen Platz auf der anderen Straßenseite umsehen.«
    »Granny, auf der anderen Straßenseite ist das Globe«, sagte Victoria. »Wenn Michael Fellini dort ebenfalls eine Rolle bekommen hat, bringe ich mich um.«
    »Warte es ab, Liebes.«
    »Willst du damit sagen, dass Michael tatsächlich im Globe auftritt?«, fragte Victoria entgeistert.
    Mary lachte. »Ach was, davon träumt er vielleicht.« Sie wartete, bis das Essen aufgetragen worden war, dann fuhr sie fort: »Er steht alle zwei Tage vor diesen heiligen Hallen und versucht, die Leute auf sich aufmerksam zu machen.«
    Jennifer schnüffelte misstrauisch an ihrem Becher. »Und? Gelingt es ihm denn? Ach, übrigens, was ist das hier in dem Becher?«
    »Wein«, erwiderte Mary. »Das ist das sicherste Getränk. Nein, natürlich achten die Leute nicht auf ihn. Er versucht, den >Othello< als sein Werk auszugeben, kann sich aber, soweit ich das beurteilen kann, nicht so besonders gut an den Text erinnern.«
    »Aber >Othello< wurde 1605 geschrieben«, warf Victoria ein. »Und du hast gesagt, wir haben 1606.«
    »So ist es«, erwiderte Mary. Sie zuckte mit den Schultern. »Er wohnt in The Gander’s Goose. Es ist kein besonders schöner Gasthof, aber etwas Besseres wird er sich wohl nicht leisten können.« Sie schwieg, dann fuhr sie fort: »Er klingt nicht wirklich gut. Vielleicht steht er noch unter Schock.« »Wir haben ja jetzt die Gelegenheit, das festzustellen«, sagte Victoria. »Am besten schnappen wir ihn uns und sehen zu, dass wir nach Hause kommen.«
    »Nein«, protestierte Mary, »ich kann doch den großen Barden nicht enttäuschen.«
    Victoria war hin- und hergerissen. Sie sah Jennifer und Connor an, dass sie gern noch eine Zeit lang hier geblieben wären, aber sie musste sich auch um ihre eigene Aufführung kümmern. Andererseits war sie hier im elisabethanischen London, und ihre Großmutter spielte als Hexe in einem originalen Shakespeare-Stück mit.
    »Na gut«, gab sie nach. »Du bringst dein Engagement hier zu Ende, und wir passen auf Michael auf und achten darauf, dass er sich nicht in Schwierigkeiten bringt.«
    »Ich möchte die Stadt besichtigen«, erklärte Jennifer.
    »Ja, das können wir bei der Gelegenheit gerne machen«, sagte Victoria resigniert. »Granny, kommst du alleine zurecht?«
    Mary klopfte auf ihren Strickbeutel. »Perfekt. Außerdem hat mir Will einen seiner furchterregendsten Männer als Leibwächter zur Verfügung gestellt. Er

Weitere Kostenlose Bücher