Der Geist des Highlanders
überlebte.
23
In meiner Brust war eine Art von Kampf, der mich nicht schlafen ließ ...
Connor hatte den Text der letzten Szene zu Ende gesprochen, aber diese Zeilen verfolgten ihn, während er den übrigen Mitspielern lauschte. Es lag eine tiefere Wahrheit in dem, was Shakespeare geschrieben hatte, genau wie Ambrose gesagt hatte. Aber Kampf hatte er eigentlich nicht mehr im Herzen in der letzten Zeit.
Eher Sehnsucht.
Er setzte sich an den Tisch und nahm sich die letzte Seite von Shakespeares Stück über Leben und Tod vor. Ehrlich gesagt war er überrascht, wie viele der Wörter er bereits lesen konnte. Offensichtlich war die Zeit mit Ambrose in der Küche nicht umsonst gewesen. Und ihm gefiel, was er las.
Der jämmerliche Zustand seines Herzens wurde dadurch nicht besser, aber vielleicht sollte er dankbar sein für das, was er hatte, statt sich nach dem zu sehnen, was er nicht haben konnte.
Hugh und Fulbert setzten sich ebenfalls an den Tisch, holten sich große Krüge mit Ale aus der Luft und begannen über die Stärken und Schwächen ihrer Schauspielkunst zu diskutieren.
»Nein, du warst gar nicht so schlecht«, gestand Fulbert Hugh zu. »Du besitzt diese anmaßende Arroganz, die so gut zu Polonius passt.«
Hugh setzte seinen Krug so heftig auf dem Tisch ab, dass das Ale über den Rand spritzte. »Wie bitte? Ich habe doch nur eine Rolle gespielt - das allerdings recht gut, wie ich finde.«
»Und ich sage, du brauchst gar nicht zu schauspielern«, erwiderte Fulbert, setzte ebenfalls seinen Krug ab und warf Hugh einen finsteren Blick zu. »Und wenn du mir noch ein einziges Mal vorschreiben willst, wie ich den Claudius zu spielen habe, dann ziehe ich mein Schwert und bringe dir etwas über königliche Exekutionen bei.«
Hugh sprang so heftig auf, dass sein Stuhl polternd umfiel. »Zieh dein Schwert! Dann wollen wir sehen, wer von uns beiden das edlere Blut in den Adern hat!«
»Hinaus!«, brüllte Ambrose.
Hugh, der bereits nach seinem Schwert gegriffen hatte, hielt inne und blickte Fulbert an. »Ich nehme an, der Garten ist dir recht?«
Fulbert zuckte die Achseln und trank seinen letzten Schluck Ale. »Er wird wohl ausreichen, wie immer.« Höflich wies er auf die Tür. »Nach dir.«
»Nein, du zuerst.«
»Ich bestehe darauf.«
»Nicht im Traum fiele es mir ein ...«
»Verschwindet!«, brüllte Ambrose.
Hugh und Fulbert gingen nach draußen. Connor legte seufzend sein Buch weg. Er trank einen Schluck Ale, dann blickte er Ambrose an.
»Warum habt Ihr gerade mich ausgewählt?«
Ambrose blinzelte. »Euch ausgewählt? Was meint Ihr? Für den Hamlet in unserem Stück?«
»Nein«, erwiderte Connor ungeduldig. »Warum habt Ihr mich für Victoria ausgesucht?«
Ambrose lächelte leise. »Nun, sie braucht einen Mann, der ihr an Entschlossenheit und Ungestüm ebenbürtig ist. Und ich wusste mit Gewissheit, dass es in Manhattan einen Mann mit diesen Eigenschaften nicht gab. Da lag es auf der Hand, Euch zu wählen.«
Connor warf ihm einen finsteren Blick zu. »Verdammt sollt Ihr sein.«
Ambrose zog überrascht die Augenbrauen hoch. »Warum?«
»Weil Ihr uns beide zusammengebracht habt. Und jetzt seht Euch das Ergebnis an!«
»Ihr hattet durchaus die Wahl«, entgegnete Ambrose milde. »Und Victoria auch.«
»Sie hat keine Wahl getroffen.«
»Ach nein?« Ambrose hob die Schultern. »Das wisst Ihr erst, wenn Ihr sie gefragt habt.«
Normalerweise hätte Connor sein Schwert gezogen und Ambrose zur Ordnung gerufen, aber ihm tat das Herz zu weh. »Sie hat keine Wahl getroffen«, wiederholte er. »Was sie für mich empfindet, ist nur ... Freundschaft.« Bei allen Heiligen, wenn er nur das Wort aussprach, dann knirschte er schon mit den Zähnen. »Bei mir ist das leider nicht der Fall.«
»Nun«, erwiderte Ambrose, »und was werdet Ihr diesbezüglich unternehmen?«
»Wahrscheinlich sollte ich Euch jeden Tag mindestens einmal erdolchen. Dann hätte ich die nächsten Jahrhunderte wenigstens etwas zu tun.«
Ambrose lachte. »Das mag Euch ja unterhaltsam erscheinen, aber an Eurer Stelle würde ich mir etwas anderes überlegen. Diskreditiert Victorias Gefühle nicht - und auch nicht Eure eigenen. Zieht Euch auf Euer Schloss zurück und überlegt einmal, ob es nicht einen Weg für euch beide gibt. Macht ihr den Hof. Freundet Euch mit ihr an. Sorgt dafür, dass es ihr besser geht als vorher, wo Michael Fellini der einzig mögliche Kandidat für sie zu sein schien.«
»Davor mögen die Heiligen sie bewahren«,
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