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Der Geist des Nasredin Effendi

Der Geist des Nasredin Effendi

Titel: Der Geist des Nasredin Effendi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Spitzbuben waren, so räumte das nächste Ereignis alle Unklarheiten aus. Einer von den beiden stieß einen scharfen Laut aus, worauf das Licht erlosch und alle Geräusche erstarben. Gleichzeitig tastete ein unsteter Lichtschein zu Nasreddin herein, worauf sich dieser noch mehr an die Bretterwand drückte. Ein Brummen kam auf, näherte sich, schwoll an, wurde in der Tonlage höher, das Licht nahm zu, es fiel durch die Öffnung zur Fahrerhütte. Dann war klar, ein Wagen rollte auf der Straße heran, huschte mit Getöse vorbei, das Licht erlosch sofort, und schnell erstarb das Gebrumm. Die beiden draußen aber nahmen sofort ihre Arbeit wieder auf. Ein anderes Werkzeug hatten sie nun, einen scharf gebogenen Eisenstab, an dem die Hände drehten, gleichzeitig konnte Nasreddin wieder das Gesicht sehen, diesmal im Profil. Die Nase wies einen deutlichen Höcker auf. Wahrlich, mit Schönheit hat Allah dich nicht gesegnet.
    Mit dem Drehen des Stabs hatte Nasreddin deutlich das Gefühl, als neigte sich der Boden des Wagens und sänke allmählich nach unten.
     Dann draußen rasche Bewegungen, Klirren, flackernder Lichtkreis, und die beiden gingen. Schon wollte Nasreddin aufatmen, als er bemerkte, daß sie sich nunmehr vorn, und zwar rechts, zu schaffen machten. Vorsichtig verlagerte sich Nasreddin, und er erblickte einen Augenblick das Gesicht von der anderen Seite, dann wieder die Hände, die den Stab drehten, und wieder, kein Zweifel, bewegte sich der Wagen, er neigte sich nach der anderen Seite und stieg gleichzeitig nach oben.
     Schnell war sich Nasreddin im klaren, daß die Unholde da draußen den Wagen seiner Räder beraubten, denn bald spielten sich die Vorgänge auf der anderen Seite ab.
     Nasreddin überlegte. Ihn hatten sie nicht entdeckt, aber weshalb hatten sie nicht zuerst nachgeschaut, ob sich vielleicht unter der Plane Wertvolles befindet? Lange dachte Nasreddin darüber nach und kam dann zu dem einen Schluß: Sie haben es gewußt, wahrscheinlich am Tage gesehen, daß der kranke Wagen hier stand, und sie haben sich vorgenommen, nachts dessen Räder zu holen, nur so konnte es sein.
    Als der Vorgang viermal vollzogen war, holten sie die Räder, und Nasreddin gewahrte durch Verrenken des Halses, daß sie sie durch eine offene Klappe in eine kleine rollende Hütte schoben, die unmittelbar am Straßenrand hinter einigen einzeln stehenden Maisstauden hielt. Plötzlich flammte dort Licht auf, daß der Beobachter erschrocken zurückwich. Die Hütte heulte auf, und mit einer wilden Schleife schwang sie sich auf die Straße und entschwand in Windeseile in Richtung Urgentsch. Ruhe trat ein, als sei überhaupt nichts geschehen.
     Nasreddin verharrte noch eine kleine Weile, dann sprang er vom Wagen, er deuchte ihm niedriger als vordem. Er eilte die wenigen Schritte bis zur Straße. Er ahnte mehr, als daß er es sah: Rote Pünktchen verschmolzen dort mit den Sternen.
     Ihm fielen die zwei Lichter ein, die er am Abend links von sich gesehen hatte, das werden die Räuber gewesen sein, dachte er, sie haben auf die Nacht gewartet. Aber nein! An derselben Stelle glommen die beiden gelben Punkte.
     Da kann man nichts machen. Nasreddin fröstelte. Er ging langsam zurück, tastete sich wieder in den Wagen. Hätte ich etwas tun, sie verscheuchen sollen? Sie waren zu zweit, hatten Licht und Werkzeug. Leicht hätten sie mich überwältigen können!
     Nasreddin wickelte sich wieder sorgfältig ein, die Sterne hatten ihm gesagt, daß die Nacht noch lohnend lang sei. Er streckte sich wohlig und zufrieden! Es war doch seine Welt, in der er sich befand. Es gab schadenfrohe Händler – und es gab Spitzbuben und Diebe! Mit diesem beruhigenden Gedanken schlief Nasreddin abermals ein.
     Ein mächtiges Geschepper weckte ihn. Auf der Straße mußte ein riesiger Karren vorbeigefahren sein, von dem der Lärm ausging.
    Heller Tag drang durch das Fensterchen. Nasreddin reckte sich, sofort stand das Geschehen der Nacht wieder vor ihm. Wie, wenn die, denen der Wagen gehörte, kamen? Sie würden einen Chodscha und keine Räder vorfinden, es würde Fragen geben, Unwillen. Es wird besser sein, es findet mich hier niemand.

     Er blickte vorsichtig durch den Schlitz in der Plane, sprang ab, schüttelte den Kopf, als er die häßlichen runden Stummel erblickte, auf denen der Wagen jetzt stand, halb im lockeren Untergrund versunken.
     Nasreddin holte den Esel, der zufrieden am taufrischen Gras zupfte.
     Bevor er ihn auf die Straße lenkte, sah er

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