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Der Geist des Nasredin Effendi

Der Geist des Nasredin Effendi

Titel: Der Geist des Nasredin Effendi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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fand.
     In den nächsten Tagen nutzte Nasreddin jede Gelegenheit, jenen Arbeitskollegen diese fünf Rubel zuzustecken. Am meisten freute er sich, wenn er dabeisein konnte, wenn jemand die unverhoffte Zubuße entdeckte. Zunächst versteckten sie die Überraschung voreinander. Aber dann, als einem das Geld beim Auswickeln des Frühstücksbrotes zu Boden fiel und zwei, drei andere es sahen, tauschte man sich lautstark und endlich erleichtert über das große Wunder aus. Und nach der entsprechenden Frage behauptete auch Nasreddin, daß er morgens im Schuh seine fünf Rubel vorgefunden hätte.
    Zunächst brachte niemand diesen Segen mit dem Ereignis des stürmischen Sonntags in Verbindung, bis plötzlich einem Schlauberger auffiel, daß von dieser Gabe tatsächlich nur jene betroffen waren, die an dieser Sonderschicht teilgenommen hatten. Aber außer daß man nun annahm, der Übeltäter wolle sein Gewissen erleichtern, führte auch das nicht weiter. Und Nasreddin selbst hütete sich, das Geheimnis zu lüften. Zu unsicher schien ihm das Ergebnis eines solchen Vorgehens. In einem mühsam zu Papier gebrachten Brief vertraute er sich Sewara an.
     Tage später traf Nasreddin Gusal. Er hatte sie seit jenem denkwürdigen Nachmittag gemieden, nicht aus Scheu oder falscher Zurückhaltung. Er glaubte einfach, es wäre gut, ihr Zeit zu lassen, damit auch den sicher gutgemeinten Rat Sewaras befolgend. Schwer genug war es ihm gefallen.
     Sie kam ihm sogleich verändert vor. Wie eine Verschwörerin sah sie ihn an, zwinkerte ihm sogar zu. Und obwohl einige ihrer Kolleginnen zugegen waren, sagte sie: »Sie sind mir einer, Genosse Nasreddin!« Es klang vielsagend, erweckte Neugier, aber mehr sprach sie nicht.
     Nasreddin, der die Zusammenhänge ahnte, lächelte ein wenig verlegen, aber auch ein wenig stolz.
     Was ihn jedoch glücklich machte, war, daß sie hinzufügte: »Ich glaube beinahe wirklich, daß Sie der echte Nasreddin Chodscha sind!« Sie sagte es zwar nicht zu ernst, wieder mehr mit Augenzwinkern, aber es schien ihm eine Art Anerkennung zu sein, eine Rechtfertigung, mit seinem Streich wohl doch nicht gänzlich danebengegriffen zu haben. Trotzdem wurde Nasreddin ein unbestimmtes Schuldgefühl nicht los, das zunächst dadurch überlagert wurde, daß er eine Einladung Gusals erhielt, bei ihr eine Tasse Tee zu trinken. Aber dazu kam es nicht.
    An diesem Tag bediente Nasreddin den Exhaustor, der die von den Feldern angelieferte Baumwolle über ein dickes Rohr auf den Schober blies, wo sie von einem Fachkundigen ordent lich gestapelt und festgetreten wurde. Nasreddin hatte dafür zu sorgen, daß jener nur so viel Material nach oben bekam, wie der verkraften konnte, er schaltete also den Puster ein und aus und belud inzwischen den Trichter mit riesigen Gabeln voller loser Baumwolle, die ihm die Transportfahrzeuge auf den Platz kippten.
     Kurz nach dem Mittagessen blieb der Exhaustor funkensprühend stehen.
     Zunächst gab der Mann oben vom Schober nichtsnutzige Anweisungen. Nasreddin solle den Schalter hin und her bewegen, am Keilriemen ziehen und anderes. Später schickte er ihn zum Verwaltungsgebäude, man möge einen Monteur schicken. Aber der Monteur befand sich sonstwo.
     Man kam mit der nächsten Fuhre, schimpfte, daß die vorhergehende noch nicht geschobert war. Aber helfen konnte man auch nicht. Den Brigadier wollte man verständigen.
     Der Mann von oben glitt vom Schober, vollführte die unsinnigen Handlungen nun selbst, stieß dann eine Verwünschung, begleitet von einem Fußtritt, gegen die Maschine aus, kletterte wieder auf den Schober, und nur die Sohlen seiner Schuhe, die sichtbar blieben, ließen auf seine nunmehrige Tätigkeit schließen.
    Nasreddin ärgerte sich. Wenn nun dieser Vorsitzende erneut auftauchte und ihn so herumsitzen sähe! Und außerdem, diese Maschinen. Freilich, wenn sie funktionierten, schafften sie soviel wie fünf oder gar zehn oder noch mehr Leute, aber die waren bedeutend zuverlässiger. Was war da ein Ochsengöpel gegen einen solchen Exhaustor! Wind konnte man damit nicht machen, dafür aber lief er mit einer Handvoll Grünem und

einem Ochsen als Einwechsler Tag und Nacht, wenn es sein mußte.
     Nasreddin umschritt die Maschine, bedachte sie mit Allah durchaus nicht wohlgefälligen Anreden, hieb da und dort mit der Faust gegen das Blech. Schließlich zerrte er an den Stricken, in deren unmittelbarer Nähe er, bevor der letzte Hauch die letzte Flocke blies, Funken gesehen hatte.
     So

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