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Der Geist des Nasredin Effendi

Der Geist des Nasredin Effendi

Titel: Der Geist des Nasredin Effendi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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gedämpft. Sie mußten doch empfinden wie er! Alle schimpften sie auf diesen Semjon, da mußten sie ihm doch auch diesen Reinfall gönnen. »Die Hände sollte man dem abhacken, der so etwas macht«, sagte einer aus der Menge.
    Nasreddins Euphorie schwand weiter. Er sah sich um. Betroffene Gesichter, ein Gebrummel, aus dem aber unschwer herauszuhören war, daß es sich gegen den Urheber des Schadens richtete und keinesfalls Schadenfreude war. »Geschieht ihm recht.« Nasreddin hatte sich ein Herz gefaßt und sich laut den Umstehenden mitgeteilt.
     Zwei, drei, die ihn gehört hatten, drehten sich ihm zu, sahen ihn an, als hätten sie es mit einem gefährlichen Irren zu tun. »Du bist wohl nicht ganz da?« sagte einer und tippte sich an die Stirn. Und Nasreddin erkannte in ihm einen, der sich immer besonders hervorgetan hatte, wenn es darum ging, auf den Vorsitzenden zu schimpfen.
     Nasreddin fühlte sich zunehmend verunsichert. Was, o Allah, habe ich falsch gemacht? Früher hätten alle dem zugejubelt, der dem Emir einen Streich gespielt hatte. Ein Held wäre jener gewesen. Und war denn dieser Vorsitzende nicht so etwas wie ein Emir? Und unfreundlich war er obendrein. Es gab sogar Emire, denen man das nicht nachsagen konnte, und dennoch gönnte man ihnen jeden Schaden. Ich muß doch noch vieles lernen, dachte Nasreddin, und er fühlte sich ein wenig beschämt.
     Der Vorsitzende schien sich schlüssig geworden zu sein, wie weiter vorzugehen war. Barsch wies er den Brigadier an, ihm unverzüglich mitzuteilen, wer alles in den Nachmittagsstunden des gestrigen Tages am Schober zu tun gehabt und wer sich sonst noch im Hof zu schaffen gemacht hatte.
     Der Brigadier rannte davon, kam nach kurzer Zeit eilfertig mit einer Liste an, und der Vorsitzende rief grimmig einen nach dem anderen auf, und diese stellten sich mit betretenem Gesicht beinahe militärisch in eine Reihe.
     Nasreddin wurde der Vorgang peinlich. Er trat an den Vorsitzenden heran, mit der Absicht, dem Geschehen durch ein Geständnis ein Ende zu bereiten.
    Noch immer rief der Brigadier Namen auf. Und jeder Neue, der hinzutrat, wurde vom Vorsitzenden gemustert.
     Der Brigadier machte eine Pause. »Alle?« fragte der Vorsitzende inquisitorisch. »Ach, der Anoraew noch«, ergänzte der Brigadier.
     Das Gesicht des Vorsitzenden verzog sich zu einer spöttischen Grimasse. Mit der Hand winkte er deutlich ab. »Diese spinnige Schlafmütze habe ich getroffen«, sagte er. »Der kann mir gestohlen bleiben.«
     Nasreddin hatte bereits den Mund geöffnet, um die Sache aufzuklären. Nun aber biß er gekränkt die Zähne zusammen und trat zurück.
     Im Nu waren ihm alle Gewissensqualen verflogen. Eine grimmige Genugtuung befiel ihn. Such doch, bis du schwarz wirst. Hat dich Allah mit Bosheit ausgestattet, wird er den Ärger nicht vergessen haben. Und Nasreddin begab sich zum Wagen, der die Arbeiter auf das Feld bringen würde. Zögernd folgten die anderen, die Nichtaufgerufenen.
     Im Grunde genommen wußte Nasreddin das Geschehen nicht richtig einzuordnen. Bei aller Schadenfreude, die er über den Ärger des Vorsitzenden empfand, fühlte er sich nach den Aussprüchen der anderen Arbeiter so glücklich nicht. Auch während der Arbeit, sobald das Gespräch auf das geheimnisvolle Leck des Schobers kam, gab es nicht einen, der das Geschehen gutgeheißen hätte.
    Als sie vom Feld zurückkamen, waren die Sonderschichtler, die während ihrer Freizeit gearbeitet hatten, dabei, die letzten Maschen des Zauns von den Flocken zu befreien. Und es hieß, daß diese zusätzliche Arbeit nicht bezahlt und außerdem fünf Rubel vom Lohn des einzelnen abgezogen werden würden. Kein Wunder also, daß sie allesamt auf den Verursacher des Schadens alles andere als gut zu sprechen waren. Aber zum Glück für Nasreddin schimpften sie nun auch wieder auf den Vorsitzenden, von dem sie sich nunmehr ungerecht behandelt fühlten.
     Als Nasreddin, dennoch uneins mit sich selbst, über den Hof zu seinem Quartier schlenderte, gewahrte er ein zusammengeknülltes Stück Papier, das im leichten Wind wedelnd auf sich aufmerksam zu machen schien. Er hob es auf, entzifferte handgeschriebene Namen. Es war die Liste des Brigadiers mit den Namen der Sonderschichtler vom Sonntag. Und da kam Nasreddin eine Idee, die er, im Zimmer angekommen, sofort in die Tat verwandelte, als er den Gefährten nicht vorfand. Er stapelte von seinen Beuterubeln so viele Häufchen zu je fünf Rubeln, wie er Namen auf der Liste

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