Der Geist von Tatooine
hinauf, dort legte er sich auf den Bauch und kroch vor ihnen her, bis das Lager in Sicht kam. Zu Leias Überraschung lag es weit draußen im Sand, ein Flecken felsigen Bodens am Fuße der ersten gewaltigen Düne. Sie konnte die pelzigen Umrisse herumstampfender Banthas und die kleinen Kuppeln der Tusken-Hütten erkennen, doch mehr ließ sich mit bloßem Auge nicht ausmachen.
»An der Spitze der Düne dort drüben wären Sie natürlich noch näher dran«, sagte der Truppenführer. »Aber da Sie bei Kompanie A waren, kommen Sie ja gerade von dort.«
»Komisch, von dort drüben sahen diese Hügel sehr viel näher aus.« Leia drehte sich zu Han um. »Sagte ich Ihnen nicht, Sie sollen die Entfernung messen, Soldat?«
ST-347 warf Han über ihre Schulter hinweg einen Blick zu, wie Soldaten ihn sich wohl zuwarfen, seitdem es Offiziere gab, dann schaute er den Hang hinter ihnen hinab und befahl zwei vorbeimarschierenden Sturmtrupplern zu warten. Anschließend ruckte sein Helm wieder zu Leia herum.
»Sie können sich Sieben-acht-neun und Sechs-drei-sechs anschließen, wenn Sie möchten, Sir. Sie bringen Sie sicher dort hinüber.«
»Sehr umsichtig von Ihnen, ST-drei-vier-sieben.« Leia rutschte von der Hügelkuppe fort und stand auf, dann richtete sie den Blick ihrer Helmlinsen erneut auf Han. »Offenbar hat man mir einen unfähigen Begleitschutz zur Seite gestellt.«
Während sie die Schräge hinabging, um sich den beiden Soldaten anzuschließen, hörte sie, wie ST-347 Han fragte: »Wer ist denn dieses Kind? Einer von Pellaeons Neffen?«
»Schlimmer«, antwortete Han. »Quentons Sohn. Direkt von der Akademie.«
»Quenton hat einen Sohn?«
»Er versucht, es geheim zu halten. Kein Wunder, wenn Sie mich fragen.«
»Ich beneide Sie nicht, Soldat«, sagte ST-347. »Viel Glück dabei, ihn am Leben zu halten.«
Vierzig quälende und erschöpfende Minuten später robbten Han und Leia die letzten Meter zur Spitze der Düne hinauf. Die Sonnen glühten gnadenlos auf den Sand hinab, und obwohl sie ihre Kühleinheiten bis zum Anschlag aufgedreht hatte, fühlte sie sich, als würde sie durch eine Bratpfanne kriechen.
Ihr Blick schweifte zu Han hinüber. »Alles in Ordnung da drin?«
»Mach dir um mich keine Sorgen. Hast du Emala schon entdeckt?«
»Nein, aber ich werde mir bestimmt keine Sorgen um sie machen. Wir haben ihr gesagt, dass so etwas passieren würde.«
»Bist du da sicher?«
»Was meinst du?«
»Dass du dir keine Sorgen um sie machst?«
Sie erreichten die Kuppe und blickten an der steilen Seite der Düne entlang hinab. Zweihundert Meter unter ihnen standen dreißig mit Banthawolle bedeckte Hütten zwischen den Felsen am Rande der kleinen Oase. Auf der anderen Seite des Lagers befand sich eine etwas standfestere Behausung, zwar ebenfalls mit Wolle bedeckt, aber durch einen Rahmen aus Banthaknochen gestützt. Daneben, direkt hinter einem Bogen aus Bantharippen, türmte sich etwas auf, das wie weiße Stäbe aussah, aber Leia hatte den dumpfen Verdacht, dass es sich dabei um etwas anderes handelte. Banthas stapften ungebunden durch die Oase, doch von ihren Reitern fehlte jede Spur.
Sie nahm das Elektrofernglas und richtete es auf die Hütte neben dem Rippenbogen. Man hatte die Stoffwände mit großer Mühe im Boden verankert, und ein schlichter Riegel aus Banthaknochen hielt die Tür von außen verschlossen.
»Sieh dir die Hütte neben dem Knochenhaufen an«, sagte Han.
»Habe ich schon«, entgegnete Leia trocken. »Das ist ein Gefängnis.«
Bereits vor dem Blick durch das Fernglas, der ihr den Riegel offenbar hatte, war ihr das klar gewesen. Sie musste die Hütte nur ansehen, und schon rann ihr ein Schauder über den Rücken. Es war ein Ort der Folter und des Todes, wo Leid und Verzweiflung die Macht in solchem Maße durchdrungen hatten, dass Leia es selbst von der Spitze der Düne aus noch wahrnahm. Ihre Schulter schmerzte, und einen Moment später fühlte sie all ihre alten Wunden – vor allem diejenigen, die der Verhördroide ihres Vaters ihr auf dem Todesstern zugefügt hatte.
Sie senkte das Fernglas und wandte den Blick ab. »Das wird ein Spaß.«
»Ein Spaß? Vielleicht solltest du deine Kühleinheit überprüfen.«
»Das würde nichts bringen«, sagte sie. »Ich kann die Geschehnisse dort unten fühlen.«
»Mehr Machtgefühle?« Nicht einmal der Stimmfilter konnte Hans Beunruhigung verbergen. »Meinst du damit, du kannst spüren, was dort geschehen ist – oder was dort gerade passiert?«
Sie
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