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Der Geist von Tatooine

Der Geist von Tatooine

Titel: Der Geist von Tatooine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Troy Denning
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Totenschädel und Knochen, die meisten dem Augenschein nach zu urteilen menschlich. Viele der Knochen waren zersplittert oder durchtrennt, wo man die Leiche zerhackt hatte. Zu Leias Erleichterung hing aber kein Fleisch mehr daran. Vielleicht lebte Banai noch.
    Sie konnte nicht länger hinsehen. So entsetzt sie auch über das war, was Shmi durchlitten hatte – so sehr der Gedanke an das, was hier geschehen sein musste, sie auch quälte –, galt ihre größte Abscheu doch dem furchtbaren Kreislauf, den ihr Vater in Bewegung gesetzt hatte. Dort unten waren mindestens einhundert Schädel aufgetürmt, vielleicht sogar zwei- oder dreihundert. Für das Leben seiner Mutter hatte Anakin Dutzende Tusken getötet, und die Sandleute hatten darauf mit noch mehr Blutvergießen reagiert. Der Same des Mordens, den er an jenem Tag gesät hatte, wuchs beständig weiter. Hunderte Wesen hatte es bereits das Leben gekostet, und Leia sah keine Möglichkeit, diesem Teufelskreis ein Ende zu setzen.
    »Er hätte es besser wissen müssen.« Sie gab Han das Fernglas. »Er war ein Jedi.«
    »Er war ein Kind mit einer toten Mutter.« Han setzte den Feldstecher an den Helm, doch er schien auf die Banthas hinabzublicken und nicht auf die Knochen. »Er hat seinen Zorn an denen ausgelassen, die sie ermordeten. Ich hätte in dieser Lage vielleicht dasselbe getan.«
    »Das bedeutet nicht, dass es richtig war«, sagte sie.
    »Ebenso wenig bedeutet es, dass ich mich in ein Sith-Monster verwandelt hätte«, entgegnete Han. »Was er damals tat, war nicht böse – es war menschlich. Na schön, später wurde er zu Darth Vader und beging einige unaussprechliche Verbrechen, aber vergiss nicht, dass er es war, der den Imperator tötete.«
    »Willst du damit sagen, du hast ihm vergeben? Obwohl er dich in Karbonit einfrieren ließ?«
    »Ich will nur sagen, dass wir uns noch immer mit Palpatine herumschlagen müssten, wäre er nicht gewesen.«
    »Soll das heißen, Darth Vader hat die Galaxis gerettet?«
    Er zuckte die Achseln. »Wohl eher Anakin Skywalker. Denk mal darüber nach. Glaubst du, er wäre Palpatine jemals so nahe gekommen, wenn er ein netter Kerl gewesen wäre?« Er beobachtete weiterhin die Banthas durch das Elektrofernglas. »Vielleicht war das von Anfang an das Schicksal deines Vaters: die Galaxis zu retten, genau so, wie seine Mutter es sich gewünscht hat – nun, vielleicht nicht genau so, wie sie es sich gewünscht hat … aber er hat sie gerettet.«
    »Han …« Leia hatte das Gefühl, als wäre ihre Welt auf den Kopf gestellt worden – nicht zum ersten Mal, seitdem sie Han kannte. »Du verblüffst mich immer wieder.«
    Das brachte ihn dazu, den Feldstecher sinken zu lassen. »Tue ich das nicht ständig?« Er gab ihr das Fernglas. »Aber noch sind wir hier nicht fertig. Sieh dir mal den Bereich hinter den Banthas an. Fällt dir da etwas auf?«
    Leia stellte die Schärfe ein und sah zehn Meter hinter dem letzten Tier der Herde eine kleine hellbraune Kreatur über den Boden kriechen. »Was ist das, eine Wompratte?«
    »Ja, eine Wompratte namens Emala.« Er nahm das Fernglas wieder an sich und begann, die Ladebuchse aufzuschrauben. »Denk nicht weiter darüber nach. Ich glaube, wir haben jetzt andere Probleme. Sieh mal über meine Schulter.«
    Sie sah eine Reihe von Sturmtrupplern, die langsam über den Hang auf sie zukrochen.
    »Hinter mir auch?«, fragte sie.
    Han nickte, dann zog er einen kleinen Transistor aus der Ladebuchse. Leia musste nicht erst fragen, wozu die beiden kleinen Drähte dienten, die von seinem Ende hingen. Sie hatte schon genügend Wanzen gesehen, um diese Antennen zu erkennen.
    »Dieser Lieutenant war ein bisschen schlauer, als wir dachten.« Er warf die Wanze über den Kamm der Düne. »Was sollen wir jetzt tun – aufgeben oder versuchen, uns den Weg freizuschießen?«
    Die Sturmtruppen hinter Han hoben die Blaster und beschleunigten ihre Schritte. Leia blickte in die Oase hinab, wo die Banthas vorsichtig zwischen den Tusken-Hütten hindurchstapften.
    »Ich habe einen besseren Plan. Folge mir!« Sie klemmte sich das Blastergewehr unter den Arm und nahm das Komlink vom Gürtel – dann sprang sie über die Kuppe der Düne und rutschte den steilen Hang hinab. »Chewie, wir könnten jetzt eine Mitfluggelegenheit gebrauchen. Beeil dich!«

24. Kapitel
    Han vermochte nicht zu sagen, wann genau die Tusken das Feuer eröffneten, aber als er sich ungefähr auf halber Höhe des Hanges befand – er rutschte auf dem Rücken in

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