Der Geist von Tatooine
sich in Zorn. Sie sprang vom Stuhl auf, stapfte auf nackten Füßen durch das Zimmer und drehte sich erst am Eingang der Küche wieder zu Leia herum. »Ji und Eli geht es gut«, sagte sie. »Sie sind in Sicherheit – und sie haben nichts mit dieser Sache zu tun.«
»Wenn Sie das sagen.« Leia versuchte, nicht auf die verschlossene Plastahltür in der Küche zu blicken, die zur Speisekammer führte. Sie musste Tamoras Vertrauen gewinnen, und das würde ihr ganz sicher nicht gelingen, wenn sie der Frau den Eindruck vermittelte, ihre Kinder wären in Gefahr. »Sie haben von uns nichts zu befürchten, das verspreche ich Ihnen.«
»Dieses Versprechen wäre sehr viel glaubwürdiger, wenn ich wüsste, von wem es kommt«, sagte Tamora.
»Ich weiß.« Leia nickte unter der schweren Kapuze. »Aber so ist es sicherer – für uns alle.«
»Wenn Sie das sagen – sie sind schließlich die mit dem Wookiee an ihrer Seite.«
Leia erkannte, dass sie keinen Schritt weitergekommen waren, und so ging sie durch das Zimmer, während sie nach einem anderen Ansatzpunkt suchte. Hatte diese Bemerkung über den Wookiee vielleicht andeuten sollen, dass Tamora wusste, wer sie waren? Das war natürlich möglich, aber Leia sah keinen Sinn darin, weiter darauf einzugehen. Alles in dem Haus kündete von den Geldsorgen, die Banai vor der Auktion erwähnt hatte – ein edel verziertes Besteckfach, gefüllt mit billigen Plastahlmessern und -gabeln, helle Flächen an den Wänden und eine leere Stelle in einer Ecke, wo sich einmal Gemälde und Skulpturen befunden hatten.
Zweifelsohne waren diese finanziellen Nöte der Grund, aus denen Banai sein Leben für das Killik-Zwielicht riskiert hatte. Die Aussicht auf einen reichen Geldsegen hatte wohl auch Tamoras Lippen versiegelt, als die Squibs über ihr Haus hergefallen waren. Wenn Leia das Gemälde in ihren Besitz bringen wollte, musste sie die Frau also davon überzeugen, dass sie mehr dafür zahlen konnte als die Imperialen – und zwar bevor Kitster sich an Quenton wandte.
Neben einem Transparistahlregal blieb Leia stehen. Auf dem oberen Fach lag nur wenig Staub – vermutlich hatte der Sturm ihn durch die Fenster hereingeblasen –, aber doch genug, um erkennen zu können, dass sich an der leeren Stelle in der Mitte bis vor Kurzem ein rechteckiger Gegenstand befunden hatte.
»Hat Kitster dort den Holowürfel aufbewahrt?«
»Der Skywalker-Würfel?« Tamora nickte. »Ja. Kitster hat sich dieses Bild gerne angesehen. Manchmal war er so darin vertieft, dass er mich gar nicht hörte, wenn ich den Raum betrat.«
»Wirklich?« Es fiel Leia schwer, sich vorzustellen, dass jemand sich gerne an Anakin Skywalker erinnerte. »Standen sie sich wirklich nahe? War das nicht nur eine Geschichte, um potenzielle Käufer einzuwickeln?«
»Anakin war sein bester Freund. Ich wollte nicht, dass Kit den Würfel verkauft, aber …« Tamora brach ab, dann wandte sie sich um und wischte mit den Fingern über ihre Augen. Als sie Leia wieder anblickte, musste sie auf ihre Unterlippe beißen, um zu verbergen, wie sehr sie zitterte. »Nachdem Anakin das Boonta gewonnen hatte, verkaufte der Jedi, der ihn mitnahm, den Podrenner an einen anderen Fahrer, und ein paar der Credits gab Anakin Kit. Das hat sein Leben verändert.«
Über Tamoras Schulter sah Leia, wie Han auf sein Chrono tippte und dann den Zeigefinger kreisen ließ. Beeil dich, die Imperialen können jede Sekunde hier sein!
Sie nickte ihm zu, ehe sie sich wieder auf die Frau konzentrierte.
»Sein Leben verändert?« Sie würden offensichtlich mehr brauchen, als nur ein paar Millionen Credits. »Inwiefern?«
Tamora bückte sich und wühlte in den Gegenständen herum, die sich einmal auf dem Regal befunden hatten. Holowürfel, die sie und ihre Kinder zeigten, ein anderer, auf dem Kitster am Eingang eines großen Anwesens draußen in der Wüste zu sehen war, ein paar Figuren aus Bantha-Stoßzähnen. Schließlich förderte sie ein altes Flimsiplastbuch hervor und hielt es Leia hin.
»Das hat Kitster sich von Anakins Geld gekauft.«
Leia runzelte die Stirn. » Par Onthams Ratgeber für gutes Benehmen ?«
»Ein Klassiker!« C-3PO stakste zu ihnen hinüber, wobei seine schweren Droidenfüße die Scherben auf dem Boden noch weiter zerrieben. »Die neueste Ausgabe ist selbstverständlich in meinen Datenbanken abgespeichert, aber ich habe noch nie eine originale Monografie gesehen. Dürfte ich?«
Das Knirschen des zerbrochenen Porzellans schien Tamora in die
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