Der Geist von Tatooine
Sie musste nur an ihre Pflicht der Neuen Republik gegenüber denken, und schon konnte sie alles ertragen. Han fehlte die Stärke ihrer Überzeugung, und er bezweifelte, dass er die Nadeln, die Halluzinogene und den Schlafentzug überstehen würde, ohne sein Schweigen zu brechen. Früher oder später würde er Dinge gestehen, die die Imperialen bereits wussten, etwa, dass er wegen des Killik-Zwielichts auf Tatooine war. Anschließend würde er ihnen verraten, was sie schon ahnten, vielleicht, dass ein Codeschlüssel im Innern des Gemäldes verborgen war. Danach würde etwas folgen, das sie noch nicht vermuteten, zum Beispiel, dass es ein geheimes Kommunikationsnetzwerk gab – und ehe er sich versah, würde er ihnen alles sagen, was sie nur von ihm wissen wollten.
Vielleicht würden sie ihn sogar dazu bringen zuzugeben, dass Leia hier auf Tatooine war und dass ihr einziger Schutz aus C-3PO und Chewbacca bestand.
Han zog seinen Blaster und zielte auf das Leuchtsignal, dann erkannte er, dass seine Gefangenname durch eine solche Aktion nur noch wahrscheinlicher wurde. Wenn das Signal verstummte, würden die Imperialen erkennen, dass hier noch jemand am Leben war, und sich beeilen, zu dem Swoop zurückzukehren. Er konnte den Sender also nicht zerstören.
Was bedeutete, dass er von hier verschwinden musste. Han nahm die Vidkarte aus ihrer Halterung, überdachte seine Optionen und programmierte einen neuen Zielort ein. Anschließend stolperte er hinaus in den Sturm.
Zumindest hatte er den Wind nun im Rücken.
Das Evaporator-Symbol wanderte über den leuchtenden Punkt, der ihre Position markierte. Leia blickte von der Karte auf, konnte jedoch nichts sehen. Der Sand fegte stärker denn je an den Sichtfenstern vorbei, und ihr Fahrzeug wurde durchgerüttelt wie ein Fledermausfalke in der Wirbelschleppe hinter einer Rennmaschine.
»Langsamer, Chewie. Wir sind da.« Sie presste ihr Gesicht gegen den Transparistahl, konnte aber nicht weiter sehen als bis zur Frontspitze des Gleiters. »Glaube ich zumindest.«
Der Wookiee bremste, sodass sie nur noch im Schritttempo dahinkrochen, das Fahrzeug dicht über dem Boden. Die Worte BESUCHEN SIE UNS erschienen unter dem Positionsmarker des Gleiters. Ein Knacken drang aus dem Kom-Empfänger, gefolgt von einem verzerrten Laut, bei dem es sich vermutlich um eine Stimme handelte.
Leia blickte zu Chewbacca hinüber, nur um festzustellen, dass er sie seinerseits mit hochgezogener Braue ansah – als hoffte er, sie hätte verstanden, was die Stimme ihnen mitteilte. Sie schüttelte den Kopf, und das Fell an seinen Köcheln trat so weit hervor, dass Leia fürchtete, er könnte das Steuer zermalmen. Der Wookiee war mehr als angespannt.
Sie warf einen Blick über die Schulter zu C-3PO. »Konntest du das verstehen?«
»Die statischen Interferenzen sind leider zu stark«, sagte der Droide. »Alles, was ich heraushören konnte, war ›nach rechts um sechzig‹. Ich weiß aber nicht, was damit gemeint sein könnte.«
Chewbacca stieß einen gebellten Fluch aus, der selbst Leia blass werden ließ, dann drehte er den Gleiter um sechzig Grad nach rechts. Der Sturm kippte das Fahrzeug so heftig auf die Seite, dass sie sich vermutlich überschlagen hätten, wäre nicht Chewbacca auf der erhöhten Seite gewesen.
Ein weiteres Zischen erklang aus dem Empfänger.
»Ich kann keine sinnigen Wellenmuster erkennen«, erklärte C-3PO, kaum dass das Geräusch verklungen war. »Vermutlich das Resultat von Sandblitzen.«
Eine verschwommene Säule roten Lichtes schimmerte rechts des Gleiters durch den Sturm. Leia deutete mit dem Finger darauf, und Chewbacca grollte erleichtert. Als er versuchte zu wenden, hätte sich das Fahrzeug um ein Haar aufs Dach gelegt. Leia verlagerte ihr Gewicht auf die nach oben geneigte Seite ihres Sitzes und beugte sich so weit über die Mittelkonsole, dass sie Chewbacca beinahe auf den Schoß kletterte.
»Ce-Dreipeo, lehn dich nach rechts!«
»Das tue ich doch schon, Prinzessin Leia«, rief C-3PO. »Aber ich bin nicht schwer genug. Wir werden uns überschlagen!«
Chewbacca grollte den Droiden an, dann drehte er die Front des Gleiters um ein paar Grad zurück in den Wind, während er weiter vorwärtsflog. Sobald das Licht sich auf Leias Seite befand, riss er das Steuer wieder in Richtung des Sturms herum. Nun, da sich die rote Säule hinter ihnen befand, hob der Wookiee den Gleiter vorne ein wenig an, sodass der Wind sie an das Leuchten heranschieben konnte.
»Gut gemacht,
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