Der Geisterfahrer
überzeugt, dass seine Frau alles abstreiten würde und beschloss deshalb, sie bei der Tat zu überrumpeln. Als sie am nächsten Samstag zum Einkaufen ging, folgte er ihr in einigem Abstand, ging ebenfalls ins Einkaufszentrum, und während sie zuerst bei den Gemüseauslagen verweilte, stellte er sich hinter die Verkaufsgondel mit der Watte und den Papiernastüchlein. Als seine Frau mit dem Wägelchen auf diese Gondel zusteuerte, schnellte er hervor und nahm ihr, die einen Aufschrei hinunterwürgen musste, den Notizzettel aus der Hand. »Es ist also wahr«, sagte er, als er das frische Papier in den Fingern drehte und die völlig unbedruckte Rückseite sah, »du betrügst mich.« Mit einem raschen Zugriff zerknüllte er das Papier und sagte leise und böse zu seiner Frau: »Wir sprechen zu Hause darüber.«
Hier breche ich meine Erzählung ab und frage Sie: Ist eine Versöhnung noch möglich? Wird die Frau nach dem Einkauf nach Hause kommen und ihrem Mann sagen, dass er die Schonung der Bäume nicht zur Unterdrückung der Familie missbrauchen dürfe? Wird der Mann einem solchen Gedanken zugänglich sein, oder wird er sich, wie die meisten Männer, für unschuldig halten? Wird ihm die Frau Ausdrücke an den Kopf werfen, die für ihn so ungeheuerlich sind, dass er nichts darauf zu entgegnen weiß?
Oder wird die Frau an diesem Samstag gar nicht nach Hause zurückkehren, sondern mit den Einkäufen zu ihrer Schwester gehen und am Montag die beiden Töchter nachholen? Wird es zur Scheidung kommen? Wird die Frau als Erstes ihren Mädchen wieder große Zeichenblöcke kaufen? Und wenn sie ihnen Zeichenblöcke kauft, frage ich Sie: Werden die Mädchen je wieder Löwen und Krokodile zeichnen, die über beide Seiten gehen?
Der Kuss
3 Möglichkeiten
I
Ein verheirateter Mann gab einer Schauspielerin, mit der er an den Rheinfall gefahren war, als er mit dem Auto wartete, bis er in die Hauptstraße einbiegen konnte, einen Kuss. Dabei geriet sein Wagen ins Rollen und kam direkt vor einen Lastwagen, der nicht mehr bremsen konnte. Der Mann und die Schauspielerin waren sofort tot.
II
Ein verheirateter Mann gab einer Schauspielerin, mit der er an den Rheinfall gefahren war, als er mit dem Auto wartete, bis er in die Hauptstraße einbiegen konnte, einen Kuss. Dabei geriet sein Wagen ins Rollen, streifte den Anhänger eines vorbeifahrenden Lastwagens, wurde auf die gegnerische Fahrbahn geworfen, wo ein korrekt entgegenkommender Lieferwagen die Kollision nicht mehr vermeiden konnte. Der Mann kam mit einigen Rippenbrüchen und einer Gehirnerschütterung davon. Die Schauspielerin jedoch wurde durch den Unfall querschnittgelähmt und
musste fortan durch diesen Mann unterhalten werden, da sowohl er als auch sie nur ungenügend versichert waren. Dies fiel dem Mann umso schwerer, als er die Schauspielerin erst am Tage des Unfalls kennengelernt hatte und von einer Beziehung zwischen ihm und ihr keine Rede sein konnte, was aber wiederum auf seine Frau und die Gesellschaft sehr unglaubwürdig wirkte. Die Beziehung zur Schauspielerin entstand erst jetzt, nach und nach, und der Mann hatte keine Freude an dieser Beziehung, denn die Schauspielerin war dumm und geschwätzig und hatte nun sehr viel Zeit, und die Besuche belasteten sein Familienleben, und auch die Versuche, sie in die Familie zu integrieren, endeten peinlich und mühsam, weder seine Frau noch seine Kinder mochten die Schauspielerin und waren nur höflich zu ihr. Der Mann verfluchte den Tag, an dem er, einer Laune folgend, mit dieser Schauspielerin an den Rheinfall gefahren war, aber es nützte ihm nichts.
III
Ein verheirateter Mann gab einer Schauspielerin, mit der er an den Rheinfall gefahren war, als er mit dem Auto wartete, bis er in die Hauptstraße einbiegen konnte, einen Kuss. Dabei geriet sein Wagen ins Rollen, und er konnte gerade noch rechtzeitig bremsen, bevor der Lastwagen an ihm vorbeifuhr.
Das hätte schiefgehen können, dachte er.
Die Schauspielerin traf er später nie mehr.
Der Geisterfahrer
O b man sensibler ist, wenn man im Auto sitzt?
Das Gegenteil scheint der Fall zu sein, auf den ersten Blick, man hört von Rowdytum, kantonale Polizeidirektionen führen Pressekonferenzen durch, in denen sie die Verwilderung auf den Straßen dokumentieren und beklagen; die Leute überholen wie die Wahnsinnigen, je weniger Gelegenheit sie dazu haben, die Ungeduld macht sie rücksichtslos, unempfindlich für die Gefahren, keiner, der sich am Morgen in seinen Wagen setzt,
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