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Der Gejagte

Der Gejagte

Titel: Der Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zu
spät. Mit einem wütenden Knurren griff der Vampyr nach dem
Dolch, riss ihn aus seiner Brust und schleuderte ihn in Andrejs Richtung. Die Waffe verfehlte ihn nur knapp und zerbrach an der Wand
hinter ihm, doch Andrej musste ihr ausweichen und die winzige Zeitspanne, die er dadurch verlor, reichte dem Vampyr. Er schien sich
abermals in einen Schatten zu verwandeln. Abu Dun versuchte sich
auf ihn zu stürzen, um ihn erneut mit den Armen zu umschlingen,
wie er es gerade schon einmal getan hatte. Aber diesmal tauchte das
Ungetüm blitzartig unter seinen zupackenden Händen weg, versetzte
dem Nubier einen Stoß, der diesen ungeschickt zwei Schritte zur
Seite taumeln und auf die Knie herabfallen ließ, und bewegte sich
blitzartig zum Fenster. Das kostbare Bleiglas zerbarst mit einem
Knall, der in dem Raum wie ein Kanonenschuss widerhallte, und der
unheimliche Fremde flog mit weit ausgebreiteten Armen in einem
Regen von Glassplittern hinaus.
Abu Dun und Andrej eilten sofort ans Fenster und wurden Zeuge,
wie die Gestalt gut dreißig Fuß unter ihnen auf dem harten Stein des
gepflasterten Hofes aufschlug, mit einer Rolle wieder auf die Beine
kam und einen Lidschlag später mit den Schatten der allmählich
verblassenden Nacht verschmolz.
Abu Dun setzte ohne nachzudenken an, ihm auf demselben Wege
zu folgen, aber Andrej hielt ihn mit einer raschen Bewegung zurück
und schüttelte erschrocken den Kopf. Abu Dun verstand. Noch bestand die Möglichkeit, dass La Valette und sein Sekretär nicht wussten, wer sie wirklich waren, aber diese Chance war unwiderruflich
dahin, wenn auch Abu Dun kurzerhand aus dem Fenster sprang und
man ihn nicht anschließend mit gebrochenen Knochen unten auf dem
Hof liegend fand.
Als sich Andrej vom Fenster abwandte, stürmten Romegas und ein
halbes Dutzend mit Musketen und Degen bewaffneter Männer in den
Raum.
»Halt!«, schrie Romegas. »Rührt Euch nicht, Ihr verdammter Verräter!« Er stellte sich direkt vor Andrej auf und zielte mit seinem
Degen auf dessen Gesicht. Seine Männer begannen sich rasch im
Raum zu verteilen. Zwei von ihnen nahmen in schützender Haltung
vor La Valette und Starkey Aufstellung, die übrigen brachten ihre
Musketen in Anschlag und zielten damit auf Andrej und Abu Dun.
»Ich wusste es«, sagte Romegas. Seine Stimme zitterte. »Ich habe
Euch keine Sekunde getraut und ich hatte Recht damit. Ist Euch etwas geschehen, Herr?« Die letzte Frage galt La Valette, ohne dass er
Andrej dabei auch nur den Bruchteil einer Sekunde aus den Augen
ließ. Hinter ihm stürmten noch mehr Männer herein.
»Ruft Euer Hündchen zurück, Ritter«, sagte Abu Dun in freundlichem Ton - ebenso wie Romegas an den Großmeister gewandt und
ebenso, ohne sein Gegenüber aus den Augen zu lassen. »Oder ich
reiße es in Stücke.«
Romegas sog scharf die Luft ein. Er drehte sich um und zielte nun
auf Abu Duns breite Brust. Andrej konnte trotz des flackernden roten
Lichtes sehen, wie sein Gesicht alle Farbe verlor. »Du verdammter
Spion!«, sagte er. »Dafür wirst du…«
»Senkt die Waffe, Chevalier Romegas«, sagte La Valette. »Die Situation ist nicht so, wie es den Anschein hat.«
Romegas sah verwirrt zu seinem Großmeister hin, hob jedoch drohend den Degen, als Abu Dun sich bewegte. »Aber…«
»Es hat einen Anschlag auf das Leben des Großmeisters gegeben«,
sagte Andrej. »Abu Dun und ich konnten ihn gerade noch im letzten
Augenblick vereiteln.«
Romegas war nun vollends verunsichert. Sein Blick irrte hilflos
zwischen Abu Dun und Andrej hin und her, dann wandte er sich
verwirrt zu La Valette um.
»Ist das wahr?«, stieß er hervor.
An La Valettes Stelle antwortete Starkey. »Delãny sagt die Wahrheit. Es hat einen Mordversuch gegeben.« Sein Gesicht verdüsterte
sich. »Also steht nicht hier herum und macht Euch wichtig, Chevalier, sondern sucht den feigen Attentäter. Er ist schwer verletzt entflohen. Er kann noch nicht weit gekommen sein.«
Was das anging, hätte ihm Andrej die eine oder andere unangenehme Wahrheit sagen können, aber er verzichtete darauf und genoss
stattdessen lieber den Ausdruck absoluter Hilflosigkeit, der sich nun
auf Romegas’ Zügen breit machte.
»Aber…«, begann Romegas.
»Hast du nicht gehört, Hündchen, was dein Herr gesagt hat?«, unterbrach ihn Abu Dun höhnisch. »Geh und such den Mann, der es
ganz allein geschafft hat, deine ach so tapferen Wachen zu überwinden und hier einzudringen.«
Romegas starrte ihn hasserfüllt an,

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