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Der gekreuzigte Teufel

Der gekreuzigte Teufel

Titel: Der gekreuzigte Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ngugi wa Thiong'o
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gehört der Geschichte an. Wir kämpften doch alle für die Freiheit, jeder auf seine Art und jeder auf seiner Seite. Was ist denn verkehrt daran, daß die Dinge heute so laufen, wie sie laufen? Wir müssen die Vergangenheit vergessen. Dieses ganze Gerede vom Kämpfen für die Freiheit war doch nur ein böser Traum … ein bedeutungsloser Alptraum. Jetzt müssen wir uns die Hände reichen und drei Dinge tun: holen, einpacken und mitnehmen. Heilige Dreieinigkeit. Holen, Einpacken, Mitnehmen. Findest du etwas, das dem Volk gehört, laß es nicht liegen — sorgst du nicht für dich selbst, wer wird es denn tun?
    Mein Glücksstern im Rauben und Stehlen steht im Sternzeichen der Schmuggelgeschäfte und des Schwarzen Marktes. Lassen Sie mich das kurz erklären. Ich beziehe aus zahlreichen Quellen teure Steine - Perlen, Gold, Tanzanite - oder auch seltene Tierfelle von Leoparden oder Löwen, Elefantenzähne und Rhinozeroshörner, Schlangengift und viele andere Dinge mehr, die alle aus den staatlichen Bergwerken oder den Tierreservaten stammen. Ich exportiere sie nach Übersee. Meine größten Bestellungen kommen aus Japan, Deutschland und Hongkong. Das sind Aufträge, die mir Dinge einbringen, über die ich mich nicht beklagen kann. Einzig und allein unsere Partnerschaft mit Ausländern, die große Hotels und andere Touristikunternehmen besitzen, ermöglichen uns solche Geschäfte. Sie sind Experten im Umgang mit den Zollbehörden, mit den Schiffahrtslinien und den Lufttransportunternehmen; außerdem unterhalten sie gute Beziehungen zu den Empfängern auf der anderen Seite des Ozeans. Sie müssen wissen, unsere Leute glauben nicht daran, daß sich Weiße an Schmuggelgeschäften und am Schwarzmarkthandel beteiligen würden, aber ich weiß es besser, und ich habe äußerst lukrative Beziehungen mit den Weißen aufgebaut. Wenn ich deshalb mitansehen muß, wie einer hierherkommt und fordert, die weißen Ausländer sollten unser Land verlassen, dann möchte ich am liebsten … Oh, laßt mich in Ruhe mit Matatu-Universitätsdiplomen! …
    Andere Waren, die ich nach Übersee und in benachbarte Länder schmuggle, sind Salz, Zucker, Mais, Weizen, Reis, Kaffee und Tee. Für mich persönlich war Amins Abgang kein Verlust! Während seiner Regierungszeit brachte mir der Kaffee aus Uganda mehr als fünfzig Millionen Shilling ein. Ich exportiere auch Rindfleisch in die arabischen Länder und nach Europa. Dafür habe ich ein besonderes Schiff in Mombasa liegen, das auf Abruf bereitsteht.
    Daneben laufen bei mir noch viele andere Shugulis-Geschäfte , die mir Geld einbringen. Manchmal kaufe ich in der Erntezeit Nahrungsmittel auf. Kaufen ist gut gesagt, man könnte auch sagen, man liest das Zeug umsonst vom Feld auf! Wenn nun die Nahrungsmittel im Land knapp werden, dann verkaufe ich sie an jene, die sie angebaut haben. Aber diesmal verkaufe ich, das heißt, ich ziehe ihnen den letzten Penny aus der Tasche! Gitutu wa Gataanguru hat die Wahrheit gesprochen: Massenhungersnot bringt den Reichen Juwelen!
    Manchmal, wenn die Regierung dabei ist, die Preise anzuheben, versuche ich mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln, denen, die das Geheimnis zu kennen glauben - seien es Beamte oder wer auch immer -, Informationen über die Waren, deren Preis angehoben werden soll, abzukaufen. Ich kaufe dann große Mengen von diesen Waren und horte sie. Werden nun die neuen Preise bekanntgegeben, überschwemme ich den Markt mit meiner Ware. Ab und an kaufe ich ein ganzes Lagerhaus auf und verkaufe die Waren am nächsten Tag an Ort und Stelle mit Gewinn weiter.
    Lästig bei dieser Methode des Geldbeschaffens ist nur, daß man seiner Sache nie ganz sicher sein kann. Ich erinnere mich, wie in einem Jahr ein Beamter mir sagte, die Preise für gemahlenen und ungemahlenen Pfeffer würden steigen. Ich kaufte so viel von beidem auf, daß der Bedarf des Landes für ein Jahr gedeckt war. Liebe Freunde! Ich sah nur noch Pfeffer! Der Preis wurde nicht erhöht, sondern gesenkt! Ich mußte den ganzen Pfeffer verbrennen. Ich kann bis heute Pfeffer weder sehen noch riechen! Nun, alle diese Aktivitäten haben mir die Augen geöffnet, und ich habe eine oder zwei Weisheiten daraus gelernt:
    Bücherwissen ist nicht so wichtig, wie Mwireri wa Mukiraai es darzustellen versuchte. Bildung bedeutet noch lange nicht Reichtum. Schauen Sie mich an, zum Beispiel. Ich habe keine Grundschule bis zu Ende besucht, und hier stehe ich, und meine Angestellten sind Leute mit B.A. Und es

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