Der gekreuzigte Teufel
einweihen können, damit Sie hier in Ihrem Land Auge und Ohr der internationalen Gemeinschaft der Diebe und Räuber werden. Aber es war uns nicht bekannt, daß wir uns hier Reden von Neulingen in der Politik anhören müßten - Reden von Dieben und Räubern, die vom Gehen träumen, ehe sie überhaupt kriechen gelernt haben; Reden von Dieben und Räubern, die mit neidischen Augen auf das blicken, was jene, die das Spiel seit langem betreiben, gestohlen und beiseite gelegt haben. Als wir hierher kamen, hatten wir geglaubt, wir besuchten Leute, denen bewußt ist und die verstehen, daß alle Diebe und Räuber in der Welt einer Altersgruppe, einer Familie, einer Nationalität angehören und sich ein und derselben Ideologie verpflichtet wissen. Wir glauben an das Wort Freiheit - die Freiheit, die es jedem erlaubt, seinen Fähigkeiten entsprechend zu rauben und zu stehlen. Das nennen wir Persönliche Initiative und selbständiges Unternehmertum. Aus diesem Grunde haben wir stets betont, daß wir zur Freien Welt gehören, das heißt zu einer Welt, in der Raub und Diebstahl keinerlei Grenzen gesetzt sind. Warum will Mwireri wa Mukiraai Zwietracht zwischen uns säen? Warum sagt er, daß es zweierlei Arten von Diebstahl gäbe? Diebstahl ist Diebstahl! Warum sagt er, Sie sollten Ihre eigenenRaketen, Bomben und Raumschiffe bauen? Glauben Sie denn nicht, daß wir in der Lage sind, Ihre Beute genauso wie unsere Beute zu schützen? So, wie wir es schon immer in Südkorea, Brasilien, Israel und Südafrika getan haben? Wir essen und trinken vom selben Tisch, und Sie haben keinen Glauben an uns? Nun - wir haben beschlossen, daß wir aufgrund der Beschimpfungen und Beleidigungen, die wir von seiten Mwireri wa Mukiraais zu erdulden hatten, den Ausgang des Festes nicht abwarten werden. Wir brechen sofort auf und nehmen alle Geschenke, die wir mitgebracht haben, wieder mit. Da Sie ja hier zu Hause sind, können Sie alleine um das Eisenerz streiten, das Mwireri so euphorisch gemacht hat!« Der Leiter der ausländischen Delegation setzte sich.
3
Die Atmosphäre in der Höhle wurde eisig. Vielen der Räuber ging der drohende Verlust durch und durch. Alle schauten mit bitteren Blicken auf Mwireri wa Mukiraai.
Der Zeremonienmeister rettete wieder einmal die Situation. Er stand auf dem Podium und sprach mit reuevollem Herzen; er bat die Ausländer flehentlich, doch wegen des eben Gesagten nachsichtig zu sein, denn in der ganzen Höhle sei kein einziger Dieb oder Räuber, der nicht aufrichtig nach Mitteln und Wegen suche, um die partnerschaftlichen Beziehungen zu derart wichtigen Gästen zu verbessern, und der nicht bereit sei, sich gemeinsam für Wachstum und ruhmreiches Gedeihen des Systems von Raub und Diebstahl auf Erden einzusetzen. Der Aufruf von Mwireri wa Mukiraai, daß die Diebe und Räuber eines Landes eigenständig seien, und deshalb für sich bleiben und sich alleine in einer Ecke die Bäuche streicheln sollten, sei bloßes kindisches Geschwätz.
Dann schwor der Zeremonienmeister bei allen Göttern, daß sich in der Höhle kein einziger einheimischer Dieb oder Räuber befände, der die Ideen von Mwireri wa Mukiraai unterstützte. Er erinnerte die ausländischen Gäste an das Gleichnis, mit dem er selbst an jenem Morgen die Feierlichkeiten eröffnet hatte … Die Fahne Unabhängigkeit ist gleichwie ein Mensch , der über Land zog, rief seine Knechte und vertraute ihnen seine Habe an … Der Zeremonienmeister erzählte das Gleichnis nicht zu Ende; erschaute zu den ausländischen Dieben hin, und mit einem zuvorkommenden Lächeln, das seine goldenen Zähne zeigte, erklärte er:
»Hochverehrte Gäste … Wir sind Ihre Sklaven. Sie sind in dieses Land zurückgekehrt, um zu erfahren, was wir mit den Talenten angefangen haben, die Sie uns in dankbarer Anerkennung für die Dienste anvertrauten, die wir Ihnen bei der Unterdrückung jener in unserem Volk erwiesen haben, die sich die wahren Freiheitskämpfer zu nennen pflegten. Und das ist gut so. Ich möchte Sie nun daran erinnern, daß es uns bis zum heutigen Tag gelungen ist, unser Volk zu hintergehen und es glauben zu machen, daß Sie tatsächlich das Land verlassen haben. Deshalb nennen wir Sie weder Ausländer noch Imperialisten noch weiße Räuber! Wir nennen Sie Freunde! Aus diesem Grunde flehe ich Sie auf jede erdenkliche Weise an, doch Ihre Plätze wieder einzunehmen und sich bis zum Ende der Versammlung zu gedulden, damit Sie auch noch die Erzählungen der anderen
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