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Der gekreuzigte Teufel

Der gekreuzigte Teufel

Titel: Der gekreuzigte Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ngugi wa Thiong'o
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liegen, von denen ich gesprochen habe.
    Der alte Mann begann seine Erzählung mit einer Reihe von Sprichwörtern. Ich kann mich nicht mehr an alle erinnern. Aber alle handelten von Habsucht und eitlem Hochmut. Er sagte: ›Obwohl es heißt, daß der Furz eines reichen Mannes nicht stinkt und daß ein reicher Mann auch nicht davor zurückschreckt, selbst einen verbotenen heiligen Hain in einen Acker zu verwandeln, so sollte doch jeder wissen, daß der, Welcher einstmals tanzte, heute nur noch zusehen kann, wenn andere tanzen; daß der, welcher einstmals in weitem Sprung den Fluß überquerte, ihn heute nur noch durchwaten kann. Wer viel hat, wird hochmütig, wer wenig hat, denkt nach. Der Habgierige verkauft am Ende sein eigenes Ich für wenig Geld. Junger Mann, bemühe dich darum, etwas zu besitzen, aber versuche nie, Gott zu zeigen, wie stark du bist, und fordere die Menschen nicht durch Angeberei heraus. Die Stimme des Volkes ist Gottes Stimme. Warum sage ich dir solches?
    Vor langer, langer Zeit lebte ein Dorfältester namens Nding'uri. Nding'uri besaß keine großen Reichtümer, aber seine Seele war reich. Der Mut, den er bewies, wann immer Feinde das Dorfangriffen, und die Weisheit seines Herzens und seiner Zunge hatten ihm hohes Ansehen verschafft. Er lebte in Übereinstimmung mit den Traditionen seines Volkes und beachtete alle notwendigen Riten. Oft opferte er eine Ziege und vergoß etwas Bier für die Guten Götter mit der Bitte, alles Böse hinwegzunehmen, das er durch seine Unreinheit verursacht haben mochte oder das durch die Feindschaft der Bösen Geister möglicherweise in sein Haus eingedrungen war. Er war kein fauler Mann, und er sorgte dafür, daß er genug Nahrung und Kleidung für sich und seine Familie hatte. Eines jedoch kannte er nicht — Habgier, die begehrlich nach den Herden anderer Leute oder nach dem Land, das seiner Sippe oder anderen Sippen gehörte, trachtete. Er war für seine Großzügigkeit berühmt, und Habsucht war ihm fremd. Aber diese beiden Eigenschaften machten es ihm unmöglich, so wie einige andere Dorfälteste Reichtümer anzusammeln und Ringe aus blankem Eisen an den Fingern zu tragen; sie überließen ihre Arbeit auf den Feldern und das Weiden der Herden ihren Sklaven und Dienern, den Zwangsarbeitern und armen Bauern, ihren Frauen und Kindern, während sie selbst Tag für Tag feierten und sich am Honigbier ergötzten. Der Hände Arbeit macht den Mann — daran glaubte Nding'uri.
    Eines Tages nun befiel eine seltsame Pestilenz das Dorf. Die Plage machte Nding'uris gesamten Besitz zunichte und griff sogar nach der Ziege, die im besonderen Stall für das Opfer bereitstand. Was wird Nding'uri jetzt tun? Er sagt sich: Stets habe ich den Guten Geistern geopfert, ich habe Bier für sie gebraut und nun wenden sie sich von mir ab! Warum? Nie wieder werde ich ihnen ein Opfer darbringen!
    Eines Morgens, noch ehe der Tag anbrach, wanderte Nding'uri zu einer bestimmten Höhle, in der die Bösen Geister hausten. Am Eingang der Höhle erwartete ihn ein Böser Geist in Gestalt eines menschenfressenden Unholds. Sein Haar war lang und hatte die Farbe des Maulwurfs, es reichte ihm bis auf die Schultern, wie die Haare eines Mädchens. Er hatte ein Maul auf der Stirn und eines am Hinterkopf. Das lange Haar verdeckte das hintere Maul, und man konnte es nur sehen, wenn der Wind das Haar zur Seite blies. Der Böse Geist fragte ihn: ›Warum bist du mit leeren Händen zu meiner Höhle gekommen? Geht man jemals mit leerem Korb auf den Markt, um Geschäfte abzuschließen? Hat dich der Geist, dem du immer geopfert hast, endgültig im Stichgelassen? Kannst du dir nicht denken, daß auch wir uns Opfer und etwas Bier wünschen, um das Fleisch hinunterzuspülen!‹ Nding'uri erwiderte, daß die Armut ihn hierhergebracht habe. Die Freigiebigkeit eines armen Mannes bleibt in seinem Herzen verschlossen. Der Böse Geist lachte verschlagen und sagte: ›Ich meinte gehört zu haben, daß du eine reiche Seele besäßest? Merke dir, einen Tod mußt du leiden. Ich werde dir Reichtum geben, du aber mußt mir deine Seele dafür geben, und du darfst nie wieder den Guten Geistern opfern. Denn Gut und Böse sind noch nie Freunde gewesen.‹ Nding'uri sagte sich: Was ist schon die Seele? Nichts als eine flüsternde Stimme! So antwortete er dem Bösen Geist: ›Nimm meine Seele!‹ Der böse Geist erwiderte: ›Ich habe sie in meinen Besitz genommen. Verschwinde jetzt von hier. Gehe nach Hause und beachte die folgenden

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