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Der gekreuzigte Teufel

Der gekreuzigte Teufel

Titel: Der gekreuzigte Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ngugi wa Thiong'o
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ich stammte. Darauf gab ich bekannt, daß ein Stück Land in der entsprechenden Größe und Qualität und am entsprechenden Ort gefunden worden sei — die Leute sollten ihre Anteile entweder beim Landkaufsyndikat oder bei der Gesellschaft kaufen.
    Ich erinnere mich an eine Farm in Subukia. Nach dieser Transaktion war ich ein gemachter Mann! Es war eine tausend Morgen Farm mit zahllosen Kühen. Der Besitzer war einer jener Buren, die geschworen hatten, daß sie niemals in einem von Schwarzen regierten Kenia bleiben würden. So verkaufte er die Farm billig, weil er es eilig hatte, nach Südafrika auszuwandern, ehe ein Chaos wie im Kongo über das neue Kenia hereinbrechen würde. Gateru stellte mich ihm vor. Ich kaufte die Farm und bezahlte zweihundertfünfzig Shilling pro Morgen, das Ganze kostete mich also zweihundertfünfzigtausend Shilling. Meiner üblichen Praxis entsprechend, teilte ich auch diesmal die Farm in zwei gleiche Teile. Die eine Hälfte wurde in kleine Parzellen von je zwei Morgen aufgeteilt, so daß jeder Teilhaber der Gesellschaft eine Parzelle bekam, sofern er ein Anteil kaufte. Es gab insgesamt zweihundertfünfzig Anteile. Ein Anteil kostete fünftausend Shilling. Alle Teilhaber zusammen zahlten mir nun eine Million zweihundertfünfzigtausend Shilling. Nachdem der Bure seine zweihundertfünfzigtausend Shilling erhalten hatte, blieb mir eine glatte Million. Ich brachte den ganzen Betrag zur Bank. Man drängte mich, den Vorsitz der Gesellschaft zu übernehmen, aber ich weigerte mich. Ich sagte ihnen, sie sollten lieber ihre eigenen Leute wählen, aber ich riet ihnen natürlich, ehrliche Leute als Verantwortlicheauszusuchen, Leute, die nicht geldgierig waren. Meine Aufgabe bestünde ausschließlich darin, Land zu beschaffen und es ihnen zur Verwaltung zu überlassen.
    Mein Ruhm verbreitete sich über alle Bergrücken. Und mein Bankkonto wuchs. Von denselben leichtgläubigen Menschen holte ich mir später noch einige Cents, mit denen ich meinen weitläufigen anderen Grundbesitz kaufte: Kaffee- und Teeplantagen, Weizenfarmen und Viehranchen.
    Im Augenblick bin ich dabei, mich mit einigen Italienern zusammenzutun, um einen ganzen Bezirk in Meru und Embu für den Reis- und Zuckeranbau aufzukaufen. Aber das lukrative Geschäft mit Landspekulation habe ich beileibe nicht aufgegeben.
    Zwei weitere Gedanken möchte ich noch aufführen. Der erste betrifft Mittel und Wege, um im ganzen Land den Hunger und Durst nach Landbesitz zu vergrößern; dadurch würden Hungersnöte entstehen, und die Leute würden den Nährboden schaffen, auf dem Konzerne wachsen und gedeihen könnten. Die Masse des Volkes wird zur Entstehung dieser Konzerne folgendermaßen beitragen: Sobald der Hunger und Durst nach Landbesitz um ein Vielfaches seines heutigen Standes angewachsen ist, werden wir, die wir das Land besitzen, den Boden in Töpfen und Büchsen verkaufen, so daß die Leute zumindest ein Samenkorn in die Erde stecken und die Büchse am Dach ihrer Behausung aufhängen können.
    Liebe Freunde! Haben wir es einmal soweit gebracht, den Bauern Boden in Töpfen und Büchsen zu verkaufen, werden wir das große Geld verdienen! Stellen Sie sich doch ein ganzes Volk vor, das mit Tabletts, Tellern oder Körben bewaffnet vor Ihrem Haus um Boden Schlange steht! Später hängen diese Leute die paar Erdkrumen an ihren Dächern und Veranden auf und legen eine Kartoffel hinein; damit können sie dann ihre schreienden Kinder beruhigen!
    Der andere Gedanke, den ich noch ausführen möchte, betrifft die Luft. Welche Möglichkeiten könnten wir Spitzenunternehmer entwickeln, um die Luft einzufangen und sie in Büchsen verpackt an die Bauern und Arbeiter zu verkaufen, genau so, wie man ihnen heute Wasser und Holzkohle verkauft? Stellen Sie sich die ungeheuren Gewinne vor, die wir einstreichen könnten, würden wir den Massen Atemluft in Büchsen oder, besser noch, nach einem Luftmeßsystem verkaufen. Es wäre sogar unter Umständen möglich, Luft aus Übersee einzuführen, IMPORTLUFT, die wir den Leuten besonders teuer verkaufen könnten. Es wäre auch denkbar, unsere Luft nach Übersee zu verschicken, die dort in Flaschen und Büchsen abgepackt wird — ja, denn die Technologie dort ist sehr weit fortgeschritten —, und dann käme die Luft zu uns zurück mit der Aufschrift MADE IN USA; MADE IN WESTERN EUROPE; MADE IN JAPAN; LUFT AUS ÜBERSEE und mit noch vielen anderen ähnlichen Aufschriften versehen!
    Meine Freunde, denken Sie über diese

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