Der gekreuzigte Teufel
alle anderen Laufburschen.
Sagen Sie ja, und ich werde Ihnen eine Geschichte voller Wunder erzählen.
Gitutu wa Gataanguru sprach eben von gewissen Fertigkeiten, aber ni kama mswagi kwangu — das ist ja gar nichts. Landkaufgesellschaften oder -firmen so zu leiten, daß ich als erster alle gesunden Kühe aussuchen und auf meine eigene Farm bringen kann, oder es so anzustellen, daß man die öffentlichen Gelder für seine eigenen Zwecke benutzt, oder Darlehen von einer Bank auf den Grundstücksbesitz der Gesellschaft aufnimmt, all das sind ja ganz einfache Tricks, durch die ich rauben und stehlen erst erlernt habe. Man könnte sie Amateur-Tricks oder Gerissenheit für Anfänger nennen.
Mein Name ist Kihaahu wa Gatheeca. Mein ausländischer Name lautet Lord Gabriel Bloodwell-Stuart-Jones. Was Ehe und Familie anbelangt, so bin ich Altester und habe nur zwei Frauen. Eine heiratete ich, ehe ich ein reicher Mann wurde, die andere, nachdem ich mir einen gewissen Besitz geschaffen hatte und als man begann, mich zu Cocktail-Parties einzuladen. Ich brauche Sie hier nicht darüber aufzuklären, daß sich altes, schales Parfüm nicht für den modernen Tanz des Party-Geredes in fremden Sprachen eignet. Sollte eine Frau dabei je aus der Reihe tanzen, so könnte sie alles in Unordnung bringen. Meine zweite Frau spricht deshalb Englisch, und sie hat nichts anderes zu tun, als sich für die Cocktail-Parties mit teurem Schmuck und teuren Kleidern zu behängen.
Kinder habe ich eine ganze Menge. Alle sprechen Englisch durch die Nase, genau wie jene, die in England geboren undaufgewachsen sind. Hörten Sie meine Kinder Gikuyu oder Kiswahili sprechen, dann würden Sie sich vor Lachen in die Hosen machen. Es ist zu komisch! Sie sprechen die beiden Sprachen wie italienische Priester, die gerade aus Rom gekommen sind. Priester ohne Priesterkragen. Aber es sind ja schließlich meine Kinder, und mir macht es nichts aus, wenn sie ihre Muttersprache wie ein paar Italiener sprechen.
Nun zu den Sugar girls … Ich bin nie hinter Schulmädchen her gewesen. Solche Mädchen sind höchst gefährlich. Man könnte sich bei ihnen anstecken, und ich habe weder Zeit für Penicillinspritzen, noch habe ich Zeit, vor dem Job Verhütungspillen zu schlucken.
Ich mag die Ehefrauen anderer Leute. Das gibt ein herrliches Siegesgefühl. Sie wissen doch hoffentlich, nicht wahr, daß auch das Diebstahl ist? Ich verstehe mich ganz besonders auf gutbürgerliche Frauen. Sie weigern sich nie und stellen keine Ansprüche. Sie wollen nur eins. Manche sind mit einem oder zwei Schüssen nicht zufrieden — nur weil ihre Männer sich ständig mit Sugar girls in Nachtklubs herumtreiben. Und in der Tat haben viele von ihnen nicht genug zu tun — deshalb singen sie alle dasselbe Lied: Nicht nur in der einen Kalebasse sind gute Samenkörner, probier eine andere! Eine Muschel ist weder aus Salz noch aus Seife gemacht, nach Benutzung löst sie sich weder auf noch verschwindet sie! Ich habe ihnen den Namen die Bereitwilligen gegeben. Sie sind nicht teuer. Aber eine ist 'ne Professionelle. Sie besitzt eine ellenlange Reihe von akademischen Titeln und hat ihren Mann um meinetwillen verlassen — ich kam mir vor, als wäre ich gerade von einem siegreichen Raubzug heimgekehrt. Aber ich mußte mich natürlich dafür revanchieren — anderthalb Millionen Shilling gab ich für zehn Morgen Land aus, das ich ihr in Tigoni bei Limuru kaufte … Deshalb habe ich mir geschworen, wenn ich je meine Frau dabei erwischen sollte, wie sie sich auf den Straßen herumtreibt, dann werde ich ihr den Hintern versohlen, bis sie Sternchen sieht …!
Was Autos betrifft … es gibt kein einziges Modell, das ich nicht ausprobiert hätte. Ich wechsle Autos wie Hemden. Ein Mercedes steht natürlich an erster Stelle. Aber wenn er mir langweilig wird, nehme ich einen Citroen oder einen Range Rover. Meinen beiden Frauen und den ältesten Kindern habe ich etwas Spielzeug gekauft — Kinderspiele wie Toyotas, Datsuns und Peugeots.
Welchen Sport treibe ich? Abends zähle ich Geld, samstags undsonntags spiele ich Golf, und natürlich, wenn ich die Zeit dazu habe, spiele ich meine Spielchen mit den Bereitwilligen.
Oft stelle ich Vergleiche an zwischen meinem heutigen Leben und dem von damals, ehe ich mich mit Raub und Diebstahl befaßte; und ich komme mir vor, als stellte ich Schlaf und Tod einander gegenüber. Vor langer Zeit, schon vor Uhuru, lebte ich mit Schwamm und Kreide in der Hand und brachte den
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