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Der gekreuzigte Teufel

Der gekreuzigte Teufel

Titel: Der gekreuzigte Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ngugi wa Thiong'o
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Ideen nach … Wenn Bauern und Arbeiter unruhig und für unsere bewaffneten Streitkräfte zu übermächtig werden, dann drehen wir ihnen einfach die Luft ab, bis sie in die Knie gehen! Wenn Universitätsstudenten herumlärmen, drehen wir ihnen die Luft ab! Wenn sich die Massen auflehnen, drehen wir ihnen die Luft ab! Wenn Leute sich weigern, sich berauben und sich ihren Reichtum wegnehmen zu lassen, dann drehen wir einfach die Luft ab, bis sie mit erhobenen Händen zu uns kommen und uns anflehen: Bitte, bestehlt uns, raubt uns gnadenlos aus …«
    Als Gitutu wa Gataanguru geendet hatte, keuchte er vor Erschöpfung. Schweiß tropfte zu Boden. Sein hervorstehender Bauch zitterte, als drohe er abzubrechen und zu Boden zu fallen.
    Als er zum Höhepunkt seiner Rede kam und zu rufen begann: »Ich bin der König aller Diebe und Räuber!« schwindelte ihm und er fiel vor Erschöpfung um.
    Der Zeremonienmeister und zwei andere watschelten auf das Podium und fächelten ihm mit Taschentüchern Luft zu, bis er wieder zu sich kam. Und nun erhob sich die Hälfte aller in der Höhle versammelten Gäste und spendete ihm Beifall.
    »Was, die meinen also wirklich, daß wir alles vergessen hätten?« sagte Wangari flüsternd zu Muturi.
    »Sie haben uns zu Kindern gemacht, die sich mit einem Bonbon abspeisen lassen«, erwiderte Muturi.
    »Und außerdem haben sie das Bonbon dem Kind aus der eigenen Tasche genommen«, fügte Wangari hinzu.
    Mwaura wurde unruhig, als er Muturi und Wangari miteinander flüstern sah — warum hat mich Muturi nach den Devil's Angels gefragt? Was weiß er über mich? Wer ist Muturi? Wer ist Wangari?
    Gitutu wa Gataanguru kehrte, von zwei Leuten gestützt, anseinen Tisch zurück, aber er rief noch immer: »Ich bin der König aller Könige im Reich der Schläue und Gerissenheit … Meine Herren und Meister, seht, was ich aus meinen Talenten gemacht habe … Und der Knecht, der die … Talente … empfangen hatte …
    DAS ZEUGNIS VON KIHAAHU WA GATHEECA
    Dies sind die Bekenntnisse des Kihaahu wa Gatheeca, abgelegt vor den Gästen, die in der Räuberhöhle in Ilmorog zum Wettbewerb in zeitgenössischem Raub und Diebstahl versammelt waren.
    Kihaahu war dünn und schlaksig — lange Beine, lange Arme, lange Finger, ein langer Hals und ein großer Mund. Dieser glich dem Schnabel eines Storches, er war lang, dünn und scharf. Kinn, Gesicht und Kopf bildeten einen Kegel. Mit anderen Worten — alles an ihm drückte Länge, Dünne und scharfe Gerissenheit aus.
    An jenem Tag trug Kihaahu eine schwarz und grau gestreifte Hose, einen schwarzen Frack, dazu ein weißes Hemd mit schwarzer Krawatte. Wie er so auf der Bühne stand, sah er wie ein großes Insekt aus, wie eine Gottesanbeterin, oder wie eine auf Menschengröße aufgeblasene Stechmücke von einem Meter fünfundachtzig.
    Kihaahu räusperte sich, ehe er zu sprechen begann: »Ich habe nicht sehr viel zu berichten. Zu viel, von was auch immer, ist Gift. Meinen Worten die Tat folgen zu lassen habe ich mir zum Ziel gesetzt oder vielmehr zum Wahlspruch gemacht. Mein Handeln ist gewissermaßen die Trompete, die meine Fähigkeiten im Rauben und Stehlen verkündet. Ich selbst bin die beste Illustration für die Worte, die wir soeben gehört haben: daß Größe kein Unglück sei und daß man einen Helden nicht an der Dicke seiner Waden erkenne. Ich bin der Hahn, der früh am Morgen kräht und alle anderen zum Schweigen bringt.
    Ich bin der Löwe, der im Wald so laut brüllt, daß die Elefanten vor Schreck Wasser lassen!
    Ich bin der Adler, dem der Himmel gehört; die Habichte müssen sich vor ihm in ihren Nestern versteckt halten!
    Ich bin der Wind, der die anderen Winde verstummen läßt!
    Ich bin der Blitz, der heller leuchtet als alle anderen Blitze!
    Ich bin der Donner, der die anderen zum Schweigen verdonnert!
    Ich bin die Sonne, die hoch am Himmel den Tag erleuchtet — des nachts bin ich der Mond, König der Sterne.
    Ich bin der König aller Könige in zeitgenössischem Raub und Diebstahl.
    Krönt mich mit der goldenen Krone — der neue König kann nicht früh genug seine Herrschaft antreten. Ich bin nicht hergekommen, nur um mein eigenes Lob zu singen — sind wir nicht hier zusammen, um eine Art Teach-in für modernen Raub und Diebstahl abzuhalten?
    Ich werde ein Lied von meinen eigenen Taten singen, das unsere ausländischen Freunde veranlassen wird, mich zum Aufseher über andere Aufseher zu bestimmen, zum Wachhund über andere Wachhunde, zum Laufburschen über

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