Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der gekreuzigte Teufel

Der gekreuzigte Teufel

Titel: Der gekreuzigte Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ngugi wa Thiong'o
Vom Netzwerk:
Dröhnen läßt Wariingas Herz und Körper erzittern … Sein Dröhnen läßt den Erdboden erzittern und bringt Wariinga den Tod …

    Weg
    Weg
    Weg
    … acht … neun … Jungfrau Maria … Wegwegweg … zehn … nimm mich miiiit … uuuuu-u!
    Und plötzlich fühlt Wariinga, wie eine Männerhand sie von den Gleisen reißt und auf die Seite wirft. Sie verliert das Bewußtsein.
    Und der Zug raste an ihr vorbei auf Nairobi zu, aber sein schrilles Pfeifen blieb am Himmel über Nakuru hängen, als verlangte er verärgert zu wissen, warum Wariinga seinen zermalmenden Rädern entkommen sei.
    Wariinga wußte nicht, wer sie vor dem so ersehnten Tod gerettet hatte. Sie wußte nicht einmal mehr, wie sie zum Bezirk 58 gekommen war. Als sie die Augen öffnete, lag sie in ihrem Bett; neben ihr saß die Tante, aus deren Augen unendliches Mitleid sprach.
    Wariinga erzählte ihrer Tante alles … alles über ihre Affäre mit dem Reichen Alten Mann aus Ngorika …!

Sechstes Kapitel
1
    Es war ungefähr drei Uhr, als Wariinga und Gatuiria zur Nachmittagssitzung des Wettbewerbs in der Kunst des zeitgenössischen Raubens und Stehlens in die Höhle zurückkehrten. Sie dachten, sie hätten sich verspätet. Robin Mwaura lehnte draußen vor der Höhle, in der Nähe des Eingangs, an der Wand.
    Er ging ihnen entgegen, als habe er auf sie gewartet.
    »Ich dachte, ihr würdet überhaupt nicht mehr zurückkommen!« sagte Mwaura, und man konnte seiner Stimme anhören, daß er etwas wußte, womit er aber noch nicht herausrückte.
    »Warum, hat denn die Sitzung schon begonnen?« fragte Gatuiria.
    »Nein, noch nicht!«
    »Wo sind Muturi und Wangari?« wollte Wariinga wissen.
    Mwaura antwortete nicht sofort. Je eine Hand auf der Schulter von Wariinga und Gatuiria, er selbst in der Mitte, ging Mwaura mit ihnen den Weg zurück, den sie gekommen waren, als wolle er sich ganz privat mit ihnen beraten. Sie gingen einige Schritte, ohne daß Mwaura etwas gesagt hätte, bis sie zu einer versteckt gelegenen Ecke kamen. Mwaura schaute sich nach allen Seiten um, nach hinten und nach vorne, als wolle er verhindern, daß jemand sie hörte.
    »Es ist besser, wir gehen von hier weg, jetzt!« sagte Mwaura mit gedämpfter Stimme.
    »Warum?« fragten Gatuiria und Wariinga gleichzeitig.
    »Weil … weil es hier jeden Augenblick zu einer Schlägerei kommen kann …«
    »Eine Schlägerei? Aber wieso denn?« fragten Gatuiria und Wariinga wie aus einem Munde.
    »Man beschuldigt uns, gestern abend zwei verrückte Personen mitgebracht zu haben!« Mwaura konnte seinen Bericht über alles, was sich in der Zwischenzeit ereignet hatte, nicht schnell genug loswerden. »In Kineenii war mir bereits klar geworden, daß Wangari und Muturi keine guten Leute waren. Und hätte man mich gefragt, ich hätte nie zugelassen, daß Muturi und Wangariheute früh diesen Ort betreten, wo doch so viele wichtige Persönlichkeiten und vornehme Gäste aus dem Ausland anwesend sind. Nichts als Schmach können die Muturis dieser Welt jenen wichtigen Persönlichkeiten antun … und ich wette, daß die beiden nicht alleine sind!«
    »Aber was ist denn geschehen, nachdem wir zum Mittagessen gegangen waren?« fragte Gatuiria. »Wurdest du auch aus der Höhle geworfen, wie Ndaaya wa Kahuria?«
    »Aber wo sind denn nun Wangari und Muturi?« wollte Wariinga voller Ungeduld wissen. »Warum redest du wie das Chamäleon, das Gott zu den Menschen sandte, das aber die ihm aufgetragene Botschaft nie ausrichtete?«
    »Laßt mich die ganze Geschichte von Anfang an erzählen, damit wir entscheiden können, was wir tun sollen«, sagte Mwaura und begann zu berichten.
2
    »Als die Reden vom heutigen Vormittag abgeschlossen waren, seid ihr beide weggegangen und habt euch selbständig gemacht. Auch wir standen kurz danach auf und gingen nach draußen. Wir sagten zueinander: ›Wir wollen uns auf den Weg machen und nach etwas suchen, das unsere hungrigen Mägen stillt. Gehen wir doch nach Njeruca und lassen uns ein Stück Fleisch braten, denn das teure Essen in dieser Höhle können wir uns nicht leisten.‹ Wir stiegen in mein Matatu und schon waren wir da. Im Herzen von Njeruca. Wir gingen in eine kleine Metzgerei, die voller Fliegen war. Aber einen gewichtigen Namen hatte sie, HILTON — ESST IM HIIRITONI. Wir bestellten zwei Kilo. Muturi bezahlte eines, ich das andere. Dann gingen wir in ein Hinterzimmer. Ja, um auf das Fleisch zu warten und etwas zu trinken! Ich bestellte Tusker , Wangari Tarino und Muturi

Weitere Kostenlose Bücher