Der gekreuzigte Teufel
nicht, daß auch wir das System von Raub und Diebstahl unterstützen? Zwischen einem Dieb und einem, der beim Stehlen zuschaut, besteht kein Unterschied, hat Gikuyu einmal gesagt. Du hast gesagt, Ndaaya wa Kahuria wurde hinausgeworfen. Gut. Aber was beweist das? Es beweist die Wahrheit eines Wortes von Gikuyu: Der zerlumpte Dieb fällt oft dem gutgekleideten Dieb zum Opfer. Warum hat Gikuyu das gesagt? Weil man meistens den zerlumpten Dieb faßt, und dabei vergißt, daß er vielleicht nur stiehlt, weil er am Verhungern und Verdursten ist. In den alten Tagen bestrafte ein Gikuyu niemals jemanden der stahl, um seinen Hunger zu stillen. Ging man in den alten Tagen über die Felder und schnitt sich ein Stück Zuckerrohr ab und setzte sich und aß es an Ort und Stelle auf, oder zündete man ein Feuer an und grub sich genug Süßkartoffeln aus, um seinen Hunger zu stillen, röstete sie im Feuer und aß sie dort auf, dann hätte der Besitzer der Felder nie daran gedacht, einen zu belästigen. Aberdiese modernen Diebe, die ernten, wo sie nie gesät haben, die es sogar so weit treiben, daß sie Ausländer einladen, damit diese sich an der Ernte beteiligen und den Ernteertrag in ausländischen Vorratshäusern aufbewahren, und dabei den Besitzer der Farm vor Hunger sterben lassen — diese Diebe, die die Schafe eines Hirten abschlachten, um sich an dem gestohlenen Fleisch zu mästen —, haben diese Diebe nicht bis an die Grenzen des Erträglichen genug gefurzt und geschissen? So sollen sie nun auch von den arbeitenden Menschen festgenommen werden, gerade jetzt, wo sie alle in einer Höhle versammelt sind um anzugeben und ihre vollen Bäuche zur Schau zu stellen. Mwaura, du sagtest, wir sollten auf mehr Beweise warten? Nein. Wer zögert, dem setzt sich der Bienenschwarm auf den Kopf! Man kann nie früh genug zum Markt gehen, ehe die Sonne das Gemüse welken läßt.
Kommt, kommt alle!
Seht, welch großartiger Anblick —
Wir verjagen den Teufel
Und all seine Jünger —
Kommt, kommt alle!
Wangari, ich glaube nicht, daß du von der Polizei Hilfe bekommen wirst. Aber man weiß nicht, wie groß die Tasse ist, wenn man noch nicht daraus getrunken hat. Geh deinen Weg. Ich gehe meinen. Das Ziel ist dasselbe. Wir treffen uns wieder in der Höhle, jeder mit seinen Truppen.‹
Als Muturi zu Ende gesprochen hatte, schaute er mich an, als wolle er mich zu einem Kampf herausfordern. Aber ich, Mwaura, bin ein Mann. Ich schaute ihm geradewegs ins Gesicht und sagte ihm unmißverständlich, daß ich niemals irgendwelche Aktionen unterstützen würde, die darauf angelegt waren, Zwiespalt im Land zu säen. Ich sagte ihnen folgendes: ›Wer den Mund zu voll nimmt, erstickt daran. Muturi und Wangari, ihr wißt, was einmal geschehen ist, kann man nicht ungeschehen machen, deshalb laßt diese Leute in Ruhe. Von einem Dieb, den man nicht festnehmen kann, heißt es, daß er seinen rechtmäßigen Anteil verzehre!‹ Muturi erwiderte schnell: › Ndio, ndio , gerade deshalb sollten sie alle festgenommen werden …‹
Und so gingen die beiden Verrückten und ich auseinander. Ich dachte, ich sollte zur Höhle zurückeilen, um euch über die Angelegenheit ins Bild zu setzen, damit euch das unvermeidlicheDrama und die Auseinandersetzung nicht unvorbereitet treffen. Ich schlage vor, wir machen uns nach Nairobi auf, so lange es noch Zeit ist, dann können wir uns die Benzinkosten teilen. Ich habe auch nach Mwireri wa Mukiraai Ausschau gehalten, damit er den Zeremonienmeister warnen kann, bevor alle von der Polizei und den Arbeitern festgenommen werden. Die beiden, Muturi und Wangari, sind nicht allein!«
Robin Mwaura hatte zu Ende erzählt und schaute sich wieder um, als fürchtete er, die Polizei und die Arbeiter könnten plötzlich auftauchen. Gatuiria und Wariinga sahen einander an, als wüßten sie nicht, ob sie sich mit Wangari und Muturi freuen oder ob sie mit ihnen Mitleid haben sollten.
»Nichts, worüber man sich Sorgen zu machen braucht«, meinte Gatuiria. »Gehen wir hinein, und wir werden sehen, was geschieht.«
»Wäre es nicht klüger, die Veranstalter des Festes über die Sachlage aufzuklären?« fragte Mwaura.
»Nein«, antwortete Gatuiria schnell. »Es ist besser, sich nicht einzumischen. Es ist besser, beide Seiten in Ruhe zu lassen. Wir sind nur Zuschauer.«
Sie gingen auf die Höhle zu. Wariinga war tief in Gedanken versunken. Sind solche Zufälle der Grund dafür, daß man sagt, die Erde sei rund? Genau den Nachtwächter
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