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Der gelbe Handschuh

Der gelbe Handschuh

Titel: Der gelbe Handschuh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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vor einem goldglitzernden Vorhang die Bordkapelle Platz genommen. Sie spielte vorerst Tanzmusik. Mister Hobbs hatte also noch Zeit, sich um seinen großen Cellokasten zu kümmern. Er brachte ihn gerade dicht neben der Bühne unter, wo er keinen Platz wegnahm und die Sicht nicht behinderte.
    Der Museumsdirektor aus Paris spielte sich auf, als seien die Passagiere seine persönlichen Gäste.
    Er ging in einem taubenblauen Anzug und mit viel zu hohen Absätzen von Tisch zu Tisch, schüttelte Hände und sagte: „Bon soir, mes dames et messieurs, ich bin sicher, Sie werden begeistert sein.“
    Als Ronny Fuller seine Tante in die Halle schob, spielte die Bordkapelle gerade einen Tango, und die ersten Passagiere begaben sich zur Tanzfläche.
    „Sie ist ein Vermögen wert“, flüsterte Herr Schmidt mit dt aus Düsseldorf. „Das sehe ich über zwanzig Meter weg. Ich bin Juwelier, müssen Sie wissen.“ Er meinte die Perlenkette, die Mrs. Fuller um ihren Hals trug.
    „Ich glaube, hier im Saal ist davon eine ganze Menge unterwegs.“ Inspektor Brown lächelte.
    Es war natürlich kein Zufall, daß der junge Mann mit der dunklen Sonnenbrille gerade an diesem Tisch Platz genommen hatte. So saß der Inspektor aus London nämlich direkt an der Tanzfläche und kaum zwei Meter von der Stelle entfernt, an der später das Gemälde aufgestellt werden sollte.
    Andererseits war es wirklich ein Zufall, daß sich gerade das Ehepaar Schmidt zu ihm gesetzt hatte.
    „Natürlich ist hier eine Menge Schmuck unterwegs“, wiederholte jetzt der Juwelier aus Düsseldorf, „aber das da ist ein ganz besonderes Prachtstück.“
    „Wenn Sie das als Juwelier sagen, muß es wohl stimmen“, meinte Inspektor Brown höflich.
    Er sollte nachher wie ein Wachhund immer ganz dicht an dem Bild bleiben und es nicht aus den Augen lassen. Mister Palmer hingegen wollte sich vor die große Glastüre stellen, den einzig möglichen Ausgang.
    „Na, schwingen wir auch mal das Tanzbein?“ fragte Apotheker Finkbeiner seine Frau, als die Kapelle einen Walzer spielte.
    „Du mußt aber auf meinen Sonnenbrand aufpassen“, meinte Frau Finkbeiner. „Auch das ist neu, daß man mit einem Sonnenbrand unterm Christbaum sitzt.“
    „Und wer tanzt mit mir?“ fragte Peter.
    „Ja, wer tanzt mit uns?“ fragte jetzt auch Ulli und streckte die Beine von sich.
    „Ich stehe jederzeit zur Verfügung“, flötete die Schlangentänzerin Lisa Liranda vom Nebentisch. Sie kullerte jetzt mit ihren großen blauen Augen und kicherte dabei.
    „Die beiden jungen Herren sind des Tanzes noch unkundig“, Herr Wagner räusperte sich, „aber vielleicht darf ich für sie einspringen, gnädiges Fräulein?“
    Kurz darauf drehte sich der Portier vom Hotel Kempinski in Berlin mit Fräulein Liranda auf der Tanzfläche.
    „So wie Sie tanzen“, bemerkte Herr Wagner, „muß man auf Ihre Schlangen direkt neidisch werden.“
    „Das ist ja reizend.“
    „Und es ist die Wahrheit.“
    „Bitte nicht aufhören“, piepste die platinblonde Schönheit. „Ich bin ganz verrückt auf Komplimente.“
    „Dann müssen wir unbedingt von Ihren Augen sprechen“, erwiderte Herr Wagner. Dabei winkte er den Finkbeiners zu, die sich gerade flott in die Kurve legten. „Ja, sprechen Sie“, hauchte die Schlangentänzerin. „Also“, Herr Wagner blinzelte sie an, „im Vergleich zu Ihren blauen Augen ist das ganze Karibische Meer bloß eine Erbsensuppe.“
    Jetzt kicherte Fräulein Lisa Liranda so laut, daß sich die anderen Leute umdrehten.
    Im gleichen Augenblick kam Kapitän Stahlhut mit ein paar Offizieren in den Saal. Später trudelte noch der Streichholzfabrikant Wilkinson ein und setzte sich an den Tisch zu Mrs. Fuller. Als Herr Latenser aufkreuzte, mußte er sich bereits durch die Männer von der Schiffsbesatzung schleusen, die sich am Eingang und im Hintergrund die Stehplätze gesichert hatten. Unter ihnen waren Deckstewards, Kabinenstewards, Matrosen, ein paar Chinesen aus der Wäscherei, Köche, Funker und Stewardessen aus dem Reisebüro.
    Nach einer kleinen Pause spielte die Bordkapelle jetzt das erste Weihnachtslied. Mister Hobbs saß tief über sein Cello gebeugt ganz vorn auf der Bühne.
    Der Saal verdunkelte sich, und gleichzeitig flammten am Weihnachtsbaum die elektrischen Kerzen auf.
    „Ah“ und „Oh“ sagten die Passagiere durcheinander. Sie lehnten sich tief in ihre Sessel zurück und träumten vor sich hin. Als die Bordkapelle dann später „Stille Nacht, Heilige Nacht“ spielte,

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