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Der gelbe Handschuh

Der gelbe Handschuh

Titel: Der gelbe Handschuh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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dicken Brillengläser. Er hatte bisher nur seinen Rücken gezeigt und sich erst in diesem Augenblick umgedreht.
    „Das ist sehr freundlich“, dankte Herr Wagner, und Frau Finkbeiner meinte: „Reiswein hab’ ich noch nie getrunken.“ Kurz darauf stellte sie fest: „Der schmeckt aber wirklich ganz ausgezeichnet.“ Und weil sie neugierig war wie alle Hausfrauen, wenn es ums Kochen geht, probierte sie auch noch die Glasnudeln, die Bambussprossen und die Sojabohnen.
    Später ging es dann wieder in einem der klapprigen Omnibusse zum Hafen.
    Die Sonne streifte bereits die Schornsteine, als sie mit einer der beiden Barkassen zum Schiff zurückfuhren.
    Dort hatte Huang Ku gerade mit ein paar anderen aus der Wäscherei das Motorrad an Bord gehievt. Sein Bruder Chang Lie stand dieses Mal bei dem baumlangen Neger im Boot, bezahlte ihn und ließ sich jetzt an Bord rudern.
    Er kletterte in dem Augenblick auf die Aluminiumtreppe, als auch die Barkasse mit den Finkbeiners und Wagners anlegte.
    „Manchmal sieht man sich überhaupt nicht“, sagte der flachsblonde Junge mit den Kokosnüssen und Bananen auf seinem Hemd, „und dann tritt man sich pausenlos auf die Füße, als wäre man miteinander verheiratet.“
    Haargenau in diesem Augenblick sagte Mister Palmer: „Ich hätte Sie gerne gesprochen, Herr Chang Lie.“
    Und Inspektor Brown fügte hinzu: „Bitte kommen Sie mit!“
    „Tut mir leid“, erwiderte der Chinese mit den pechschwarzen Haaren. „Ich muß jetzt in meine Wäscherei.“
    „Das hat Zeit“, meinte Mister Palmer. „Machen Sie keine Dummheiten.“
    „Wohin?“ wollte Chang Lie wissen.
    „Zuerst einmal in das Büro des Ersten Offiziers“, meinte Inspektor Brown. Und dann sagte er noch einmal: „Kommen Sie mit.“
    Mister Palmer ging voraus, Chang Lie folgte ihm, und Inspektor Brown marschierte als Schlußlicht hinterher.
    Die Finkbeiners und Wagners sowie der Bürstenhaarschnitt und der Knabe Axel Kannengießer blickten ihnen nach und waren sprachlos.
    „Mich laust der Affe“, murmelte Ulli Wagner erst eine ganze Weile später. „Jetzt fehlen bloß noch die Handschellen.“

Ulli frißt notfalls einen Besen

    Als sie zum Speisesaal spazierten, stand der flachsblonde Junge mit der Stubsnase wieder wie jeden Abend in seiner roten Pagenuniform mit den goldenen Messingknöpfen neben der großen Glastür und begrüßte die Passagiere.
    „Ich war in der Wäscherei“, flüsterte er.
    „Na und?“ fragte Peter Finkbeiner.
    „Nach dem Essen auf dem Brückendeck am hinteren Schornstein“, zischte Axel Kannengießer. Und im gleichen Atemzug sagte er auch schon: „Guten Abend, die Herrschaften.“
    Damit meinte er den Juwelier Schmidt mit dt und seine Frau aus Düsseldorf.
    Es gab heute kaltes Buffet, und die Bordkapelle spielte vorerst einen Wiener Walzer. Man schlenderte zu den langen Tischen mit den vielen Platten, und die Stewards in ihren blitzblanken Jacketts zauberten auf die Teller, was man sich aussuchte.
    Die Passagiere plauderten dabei über ihre heutigen Erlebnisse, und erst als Monsieur Prunelle auftauchte, dachte der eine oder andere vielleicht wieder einmal an die verschwundene Mona Lisa. Aber nur für einen kurzen Augenblick. Das geklaute Gemälde war für die meisten schon längst Schnee von vorgestern.
    „Besten Dank“, sagte Mrs. Fuller zu den Finkbeiners und Herrn Wagner, als sie sich am Buffet ein Stück Kalbszunge geben ließ. „Hoffentlich hat sich mein Herr Neffe einigermaßen aufgeführt?“
    „Er hat!“ lachte Frau Finkbeiner und entschied sich für ein Stück Hühnerbrust.
    Unterdessen hatte Ulli Wagner dem Bürstenhaarschnitt ins Ohr geflüstert, wo man sich hinterher treffen wollte.
    Und eine gute halbe Stunde später war es soweit.
    „Du bist so freundlich und entschuldigst uns nachher für eine Viertelstunde“, sagte der Apotheker aus Berlin zu seiner Frau, als der Tischsteward Rehbein mit dem Nachtisch aus der Küche kam.
    „Aha, die Herren Detektive wollen unter sich sein“, erwiderte Frau Finkbeiner. „Aber unter den neuen Umständen verstehe ich das sogar. Ich gehe solange ins Bordkino. Man zeigt heute einen Mickymaus-Film.“
    Als sie dann hintereinander über die Treppe zum Brückendeck kletterten, kam ihnen der Page Axel Kannengießer auf Zehenspitzen entgegen und flüsterte aufgeregt: „Gut, daß Sie endlich kommen, ich sitze schon wie auf glühenden Kohlen.“
    „Ich denke, du stehst“, grinste Ulli Wagner.
    „Bitte, jetzt keine Witze!“ zischte der

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