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Der gelbe Handschuh

Der gelbe Handschuh

Titel: Der gelbe Handschuh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Berliner Jungen und der Bürstenhaarschnitt spazierten inzwischen in ihren Badehosen ziemlich nachdenklich zum Swimmingpool zurück.
    „Einen Moment, meine Freunde“, rief Herr Latenser, als sie an seinem Liegestuhl vorbeikamen. Er lag voll angezogen im Schatten und wärmte mit seiner Hand ein kleines Kognakglas. „Habt ihr bei Mrs. Fuller etwas in Erfahrung bringen können?“ Von der Beule an seinem Kopf war nur noch ein roter Fleck, so groß wie ein Hosenknopf, übriggeblieben.
    „Nichts Besonderes“, erwiderte Ulli Wagner und bekam dabei rote Ohren.
    „Schön, daß der Regen aufgehört hat“, meinte Peter Finkbeiner.
    „Verstehe, die Herren wollen ihre Geheimnisse für sich behalten“, entgegnete Herr Latenser. „Dann noch einen vergnügten Tag.“ Er nippte an seinem Glas und blinzelte durch seine dicke Brille in die Sonne.
    Und jetzt passierten einige Dinge beinahe zur selben Zeit:
    Mister Palmer stieß sich von der Reling ab und stürzte in seine Kabine. „Er kommt überhaupt nicht aus London“, knurrte er vor sich hin. Dabei blätterte er bereits aufgeregt in der Times, die noch auf seinem Nachttisch lag. Als er den Wetterbericht gefunden hatte, zwang er sich zur Ruhe und las sich selber langsam vor: „Die Woche vor Weihnachten brachte der britischen Hauptstadt Temperaturen wie im Frühling. Die Luftfeuchtigkeit stieg allerdings an und führte zu tagelangem Nebel. Das Wetter wird sich während der Feiertage kaum ändern.“
    Mister Palmer knüllte die Zeitung wütend zusammen und kickte sie wie einen Ball durch die Kabine. „Wie war das, Inspektor Brown? Was haben Sie mir erzählt?“ Jetzt erwischte er die Zeitung mit der linken Schuhspitze und knallte sie an der Stehlampe vorbei direkt in den Spiegel. „Sie seien durch lauter Schneematsch zum Flugplatz gefahren!“ Die Zeitungskugel flog übers Bett an die Tür zum Bad. „Sie sollten gefälligst den Wetterbericht in der Zeitung lesen!“ Mister Palmer pumpte nach Luft wie ein Maikäfer. Dann flitzte er wieder los.
    Zwei Decks höher lag in diesem Augenblick Herr Latenser noch ganz ruhig im Schatten. Aber das sollte sich schon in den nächsten zehn Sekunden ändern. Der Autohändler in seinem altmodischen Anzug hatte nämlich ganz plötzlich einen Einfall. Er richtete sich auf, saß einen Moment aufrecht in seinem Liegestuhl und blickte aufs Meer hinaus, allerdings ohne irgend etwas zu sehen. Gleich darauf flitzte er genauso schnell wie kurz zuvor Mister Palmer zur Treppe.
    Und damit war beinahe auch schon der Augenblick für Frau Finkbeiner gekommen. Sie sollte nämlich auch einen Einfall haben. Aber zunächst steckten die Detektive sowie Mrs. Fuller und der Bürstenhaarschnitt noch ihre Köpfe zusammen, weil Peter gerade erzählte, was ihm beim Tontaubenschießen aufgefallen war.
    „Das wäre allerdings ganz was Neues“, meinte der Apotheker aus Berlin hinterher und lehnte sich in seinem Liegestuhl zurück. Dabei qualmte er ein paar Rauchwolken vor sich hin.
    „Dürfte ich ausnahmsweise heute auch eine Zigarre haben?“ fragte Herr Wagner höflich. „Das geht nämlich ganz schön an die Nerven.“
    „Bitte sehr“, entgegnete Herr Finkbeiner, „bedienen Sie sich.“
    „Jetzt verstehe ich, daß im Fernsehen alle Kriminalkommissare rauchen wie Fabrikschlote“, meinte Herr Wagner, und dann fragte er: „Du glaubst also, daß unser Inspektor Brown auch der junge Mann in dem Taxi in New York gewesen ist?“
    „Ich bin sogar sicher“, erwiderte Peter Finkbeiner. „Nur daß er noch einen Bart auf der Oberlippe hatte, als er Mister Hobbs aus dem Omnibus holte.“
    „Und hier an Bord tun die beiden Herren so, als wären sie sich noch nie begegnet“, überlegte der Portier aus dem Hotel Kempinski in Berlin. „Aber das würde dann doch bedeuten, daß auch Mister Hobbs...“ Er ließ den Verdacht in der Luft kringeln wie seine erste Wolke Zigarrenrauch.
    „Übrigens“, sagte Frau Finkbeiner und hielt sich dabei die Hand vor den Mund, weil sie sich nicht sicher war, ob sie gähnen mußte. „Habt ihr euch eigentlich schon mal über den Bordfotografen Gedanken gemacht?“
    „Wie kommen Sie auf Herrn Weber?“ fragte der Portier aus dem Hotel Kempinski in Berlin.
    Die beiden Herren genossen ihre Zigarren und lächelten nachsichtig.
    „Mir fallt gerade ein“, meinte Frau Finkbeiner, „daß er doch bei der Weihnachtsfeier seine üblichen Aufnahmen geschossen hat. Und als es dann für einige Zeit dunkel war, da hat er doch auch

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