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Der gelbe Handschuh

Der gelbe Handschuh

Titel: Der gelbe Handschuh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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laufendem Motor auf den Wellen, die vom Schiff herüberkamen. Der schlanke Neger in der Badehose hatte bereits den ersten Ski am Fuß.
    „Jetzt kann es nicht mehr lange dauern“, stellte Ulli fest.
    „Notfalls spaziere ich im Kopfstand von Hongkong bis Helsinki“, knurrte Peter plötzlich, „wenn dieser Inspektor Brown nicht genau derselbe ist wie der Bursche, der in New York den Seehund aus dem Bus geholt hat.“
    „Also gut“, erwiderte der Bürstenhaarschnitt. Er nahm die Hände auf den Rücken und machte zuerst ein paar Schritte nach links und dann wieder ein paar nach rechts. „Manchmal ist es gut, wenn man wie eine Katze um den heißen Brei herumgeht“, philosophierte er. „Und ein anderes Mal ist es wieder besser, wenn man den Stier bei den Hörnern packt.“ Er blieb stehen und blickte die anderen an: „Worauf warten wir noch?“
    „Tja, worauf warten wir noch?“ wiederholte Ulli Wagner, und dann galoppierten sie los.
    Als sie im A-Deck aus dem Lift kamen, hörten sie bereits nach den ersten zwanzig Schritten im Korridor das Cello von Mister Hobbs.
    „Ein fleißiger Knabe“, flüsterte Ulli Wagner, „das muß ihm der Neid lassen.“
    „Wenn man bedenkt, daß er in einer halben Stunde das Schiff wechselt“, erwiderte Peter, „kann er doch eigentlich nur in Hut und Mantel üben.“
    Sie schlichen bis vor die Tür der Kabine mit der Nummer 226. „Es könnte sich um Tschaikowsky handeln“, sagte Ronny leise.
    „Oder Beethoven“, flötete Ulli Wagner. „Ich hab’ so ein Gefühl von Beethoven.“
    „Dann wollen wir mal“, murmelte Peter Finkbeiner und klopfte an die Tür.
    Aber der Seehund schien so tief in sein Spiel vertieft zu sein, daß er nichts hörte.
    Da klopfte Peter zum zweitenmal.
    Kurz darauf kam der langhaarige Kabinensteward namens Horst mit ein paar Thermoskannen über den Korridor. „Ihr wollt euch wohl von Mister Hobbs verabschieden?“ fragte er.
    „Sie sagen es!“ Ulli Wagner grinste. „Aber er hört uns nicht.“
    „Als ich vor ein paar Minuten zu ihm wollte, hat er sich auch nicht stören lassen“, erklärte der Steward. „Ich bringe gerade frisches Eiswasser in die Kabinen.“
    „Na, dann ist wohl nichts zu machen“, meinte Peter Finkbeiner.
    „Er würde sich über euren Besuch bestimmt freuen, so allein, wie er meistens ist.“ Dabei hatte der Steward Horst bereits seine Eiswasserkannen auf den Boden gestellt. „Schließlich habe ich für alle Fälle einen Universalschlüssel“, sagte er und öffnete jetzt vorsichtig die Tür zur Nummer 226. „Entschuldigung, Mister Hobbs“, sagte er leise, „dürfen wir hereinkommen?“
    Kurz darauf standen die drei Jungen in ihren Badehosen neben dem Steward und starrten in die leere Kabine. Die Schranktüren waren offen und das Gepäck verschwunden. Nur ein paar gebrauchte Handtücher hingen noch an den Haken.
    Das einzige, was Mister Hobbs zurückgelassen hatte, war ein kleines Tonbandgerät. Es stand auf dem Nachttisch und ließ ein Cello vernehmen, das entweder Tschaikowsky oder Beethoven spielte.
    „Nur ein Hörspiel!“ knurrte Ulli Wagner. „So eine Affengemeinheit.“
    „Jedenfalls stimmt etwas nicht mit ihm“, bemerkte Ronny Fuller. „Daran gibt es jetzt keinen Zweifel mehr.“
    „Das soll begreifen, wer will“, meinte der langhaarige Kabinensteward verwirrt. „Und nicht einmal Trinkgeld hat er liegen lassen.“
    „Jetzt müssen wir sofort Mister Palmer Bescheid sagen“, japste Peter Finkbeiner aufgeregt.
    Mister Palmer lehnte in diesem Augenblick zusammen mit Inspektor Brown und dem Ersten Offizier an der Reling auf dem Sonnendeck. Sie blickten alle drei zu dem weißen Motorboot hinunter und auch hinüber zu den Bergen von St. Thomas, die immer näher kamen.
    „Jetzt wird er gleich ins Wasser hopsen“, bemerkte Herr Rössler. „Ich begreife allerdings nicht, weshalb er ausgerechnet auf unseren Bugwellen herumtanzen will.“
    Der Neger in dem weißen Motorboot hatte inzwischen tatsächlich beide Skier an den Füßen. Jetzt ließ er gerade ein Seil ins Wasser.
    „Pure Eitelkeit“, bemerkte Mister Palmer. „Er wird vor möglichst vielen Zuschauern zeigen wollen, was er kann.“
    „Warten wir’s ab“, lächelte Inspektor Brown und blickte dabei zum Meer hinunter.
    Mister Palmer drehte sich verwundert um und sagte: „Nanu, zum ersten Mal bemerke ich eine gewisse Heiterkeit in Ihrem Gesicht.“ Er war fest entschlossen, den angeblichen Inspektor aus London nicht mehr aus den Augen zu lassen.

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