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Der gelbe Handschuh

Der gelbe Handschuh

Titel: Der gelbe Handschuh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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fotografiert. Jedenfalls hat sein Blitzlicht ein paarmal aufgeleuchtet.“ Frau Finkbeiner machte die Augen zu und hielt ihr Gesicht in die Sonne: „Es wäre doch sehr praktisch, wenn er zufällig die Herren Diebe bei der Arbeit abgelichtet hätte.“
    „So was würde man dann einen Schnappschuß nennen“, bemerkte Herr Wagner.
    Und der Apotheker aus Berlin fragte: „Was sitzen wir eigentlich noch hier herum?“
    Beinahe gleichzeitig sprangen die Detektive aus ihren Liegestühlen und schwirrten los. Lediglich zwei Zigarren blieben im Aschenbecher zurück.
    „Nanu“, sagte Frau Finkbeiner verwundert, „die haben’s ja plötzlich so kolossal eilig.“
    „Kein Wunder bei der Rakete, die Sie da gerade abgefeuert haben“, meinte Mrs. Fuller. Anschließend lachten die beiden Frauen um die Wette.
    Mittlerweile kletterten die Detektive im Verandadeck aus dem Lift. Und etwa zur selben Zeit, als sie in den langen Korridor einbogen, riß Mister Palmer zwei Etagen höher die Tür zur Funkstation auf. Es piepste und summte wie in einem Bienenkorb.
    „Hallo, Mister Palmer“, grüßte der Funkmaat. Er war ein pfiffiger Bursche mit lustigen Augen. „Haben Sie gerade einen Waldlauf gemacht?“
    „Ich möchte ein Telegramm aufgeben“, keuchte Mister Palmer.

    „So ein Zufall“, grinste der Funkmaat. „Sie kommen wie auf Bestellung.“
    „Ich verstehe Sie nicht“, erwiderte der baumlange Engländer. Und dann sagte er zu ungeduldig: „Die Sache ist wahnsinnig eilig.“
    Da zeigte der Bursche mit den lustigen Augen auf den Fernschreiber: „Was da gerade tickt, ist nämlich für Sie und kommt aus London.“
    „Lassen Sie sehen“, stieß Mister Palmer hervor, und dann ließ er den schmalen Funkstreifen, der aussah wie eine weiße Papierschlange, durch seine Finger gleiten.
    „Das kann doch nicht wahr sein“, murmelte er und las zum zweiten Mal:
    „abflug inspektor brown wegen nebel bis heute unmöglich — stop ~ versucht spätestens in puerto rico bei ihnen zu sein — stop — vermissen weitere nachrichten — stop — fröhliche Weihnachten lloyd’s london.“
    „Fröhliche Weihnachten“, wiederholte Mister Palmer knurrend und ging wieder zur Tür.
    „Sie wollten doch ein Telegramm aufgeben?“ rief ihm der pfiffige Funkmaat hinterher.
    „Das hat jetzt wieder Zeit“, antwortete Mister Palmer und trottete davon. Inzwischen standen die Detektive im Verkaufsraum des Bordfotografen wie vom Donner gerührt.
    Als sie Herrn Weber nämlich gerade erklärt hatten, weshalb sie gekommen waren, erschien plötzlich der Autohändler Latenser in der Tür zur Dunkelkammer und sagte: „So sieht man sich also wieder.“
    „Um Himmels willen“, stöhnte Ulli Wagner fassungslos, „sind Sie denn überall?“
    „Wir haben scheinbar gleichzeitig denselben Einfall gehabt“, sagte Herr Latenser. „Bitte, treten Sie ein.“
    „Ja, kommen Sie“, wiederholte der Bordfotograf. „Ich war gerade dabei, für Herrn Latenser den gewünschten Film in den Vergrößerungsapparat zu legen.“ Dabei knipste er bis auf eine rote Lampe in der engen Dunkelkammer das Licht aus.
    „Leider sind die betreffenden Bilder alle unscharf 4 , sagte Herr Weber entschuldigend und ließ die Projektionslampe aufleuchten, die jetzt ein helles Viereck auf den Tisch warf. „Ich habe deshalb auch gar keine Abzüge gemacht. Vermutlich war ich zu aufgeregt, und dann konnte ich in der Dunkelheit ja auch den Apparat nicht richtig einstellen.“
    Das erste Bild zeigte irgendwelche Passagiere, die bei der Weihnachtsfeier an ihren Tischen saßen und in die Kamera lächelten.
    „Kapitän Stahlhut“, stellte der Junge mit dem Bürstenhaarschnitt fest, als die nächste Aufnahme an die Reihe kam.
    „Und das könnte die Dame mit der blauen Perücke sein“, rief Ulli Wagner anschließend. Die Personen waren nämlich nicht so ohne weiteres zu erkennen, weil die Negative hell zeigten, was eigentlich dunkel war, und umgekehrt.
    Die Detektive standen zusammen mit dem Bordfotografen und Herrn Latenser dicht nebeneinander um den Projektionsapparat herum und blickten gespannt auf die Bilder, die er nacheinander auf den Tisch warf. In dem dunklen Raum und mit den Gesichtern, die nur von unten angestrahlt wurden, wirkten sie wie ein halbes Dutzend Verschwörer.
    „Aha“, murmelte Apotheker Finkbeiner. „Jetzt wird’s spannend.“
    Die Aufnahme war zwar unscharf, trotzdem konnte man das Gemälde auf der Staffelei erkennen, einen Teil des Weihnachtsbaums und die

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