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Der gelbe Handschuh

Der gelbe Handschuh

Titel: Der gelbe Handschuh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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„Ich klebe an dir wie dein eigener Schatten“, dachte er und versuchte so harmlos als möglich aus der Wäsche zu gucken.
    In diesem Augenblick heulte in dem weißen Boot plötzlich der Motor auf. Beinahe gleichzeitig warf sich sein Bug in die Luft, und das Wasser rundherum schäumte wie in einem kochenden Wäschetopf. Der Neger riß sich die Skier wieder von den Füßen und ließ sich über die Bordkante zurückrollen.
    Die drei Jungen in ihren Badehosen waren inzwischen über die Treppen gerannt, weil die Passagiere die Lifts belegt hatten. Sie durchquerten im Laufschritt die Halle vor dem Sonnendeck und schleusten sich durch die Tür ins Freie. Sie entdeckten Mister Palmer, wie er gerade, von Inspektor Brown und dem Ersten Offizier begleitet, von der Backbordseite nach Steuerbord hinüberflitzte.
    Dort beugte er sich mit den beiden anderen wieder über die Reling.
    „Wir müssen Sie unbedingt sofort sprechen“, keuchte Peter Finkbeiner. „Es ist nämlich so gut wie sicher, daß auch Herr...“ Er kam ins Stottern, weil er doch in Gegenwart des falschen Inspektors die Katze nicht aus dem Sack lassen wollte.
    Aber Mister Palmer hörte ihn gar nicht. Es war nicht einmal sicher, ob er die drei Jungens, die jetzt hinter ihm standen, überhaupt bemerkt hatte.
    Als er sich kurz umdrehte, blickte er jedenfalls durch sie hindurch wie durch eine Fensterscheibe. Er war ganz bleich im Gesicht und stammelte: „Mit allem hatte ich gerechnet, nur nicht damit.“
    „Wie bitte?“ fragte Ulli Wagner.
    Doch Mister Palmer hatte sich schon wieder umgedreht und schaute zusammen mit Inspektor Brown und dem Ersten Offizier zum Wasser hinunter.
    „Das ist genau die Stelle, die man von der Brücke aus nicht einsehen kann“, stellte Herr Rössler fest und rannte los. „Ich muß Bescheid sagen.“
    „Um Himmels willen, unternehmen Sie etwas“, rief Monsieur Prunelle, der jetzt mit knallrotem Kopf angelaufen kam.
    Er stürzte an die Reling, und die drei Jungen in den Badehosen folgten ihm. Jetzt blickten sie alle zum Wasser hinunter.
    Dort stand der Dicke mit dem blauen Strohhut und dem Wald auf der Brust hinter dem Steuer und ließ immer wieder den Motor aufheulen. Der Neger streckte gerade seine Arme nach einem dunkelbraunen Koffer aus, der an einem Seil vom Schiff her auf ihn zukam. Jetzt berührte er ihn zum erstenmal mit seinen Händen.

    „Sie dürfen sie nicht entkommen lassen“, keuchte der Museumsdirektor aus Paris.
    „Bevor ich nur an der Treppe bin, ist das Boot schon wieder über alle Berge“, fauchte Mister Palmer.
    Sie beugten sich jetzt alle über die Reling, soweit das möglich war, und verrenkten die Köpfe dabei. Trotzdem konnten sie keine Spur von den Komplizen entdecken, die doch irgendwo an Bord des Schiffes sein mußten. Sie sahen nur den dunkelbraunen Koffer, der jetzt ins Boot fiel. Blitzschnell sprang der Neger auf ihn zu und fing an, das dicke Seil aufzuknoten.
    Da rief eine laute Stimme:
    „Mann über Bord!“
    Der Dicke hinter dem Steuer riß plötzlich den Kopf herum, und der Neger hatte auf einmal Augen so groß wie Billardkugeln.
    Vom Schiff her kamen nämlich zwei Männer auf sie zugeflogen. Der eine in einem altmodischen Anzug, der andere in einem bunten Hemd mit pechschwarzen Haaren. Sie mußten fast gleichzeitig abgesprungen sein und segelten jetzt nebeneinander mit ausgebreiteten Armen wie zwei Zirkusakrobaten durch die Luft. Dicht neben dem Boot schlugen sie ins Wasser.
    Als sie gleich darauf wieder auftauchten, klammerten sie sich an die Bordkante.
    Gleichzeitig warf jetzt der Neger das Seil zurück, und der Dicke mit dem blauen Strohhut ließ wieder den Motor aufheulen.
    „Der eine ist doch Herr Latenser!“ rief Ulli Wagner aufgeregt.
    „Der andere ist Chang Lie!“ stellte Peter Finkbeiner fest.
    „Und dreimal dürft ihr raten, was in dem Koffer drin ist“, polterte Mister Palmer.
    Das weiße Boot drehte sich inzwischen mit dröhnendem Motor auf der Stelle, sein Bug kam wieder steil aus dem Wasser und donnerte dann davon. Die beiden klitschnassen Akrobaten hatten sich gerade noch über die Bordwand ziehen können.
    „Am hellichten Tag“, empörte sich Mister Palmer.
    „Und direkt vor unserer Nase“, ergänzte Inspektor Brown.
    „Ja, vor unserer Nase“, wiederholte Mister Palmer so freundlich wie ein schwarzer Panther. „Kommen Sie. Wir müssen über Funk die Hafenpolizei verständigen.“ Die beiden liefen wie Zwillinge nebeneinanderher zum Brückendeck.
    Das weiße Boot

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