Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der gelbe Handschuh

Der gelbe Handschuh

Titel: Der gelbe Handschuh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
Vom Netzwerk:
Mister Palmer und wollte losgehen. Aber da schlug Inspektor Brown vor: „Soll ich nicht einstweilen hier an der Gangway bleiben?“
    „Mister Palmer dachte: „Das könnte dir so passen, Freundchen“, und er lächelte sogar ein wenig. Gleichzeitig sagte er: „Die meisten Passagiere sind ja von Bord. Lassen Sie uns besser zur Verladeluke gehen. Vier Augen sehen mehr als zwei.“
    „Hat’s denn überhaupt noch Sinn?“ fragte der angebliche Inspektor Brown säuerlich. Aber er stiefelte folgsam zwischen dem Ersten Offizier und Mister Palmer zum Hauptdeck.
    Vor der Treppe begegneten ihnen die drei Jungen in den Badehosen.
    „Können wir irgendwie behilflich sein?“ fragte Peter Finkbeiner.
    „Aber wir wollen uns nicht aufdrängen“, bemerkte Ulli gleich hinterher.
    „Kommt auf alle Fälle mal mit“, erwiderte Mister Palmer. „Man kann nie wissen.“
    Im Hauptdeck schwenkte der hohe Verladekran gerade die ersten Container mit schmutziger Großwäsche, die in dieser Masse von den Chinesen nicht bewältigt werden konnte, über Bord. Eine Firma von der Insel stand mit ihrem Lastwagen auf der Pier.
    „Theoretisch könnte das Bild natürlich auch zwischen diesen schmutzigen Tischtüchern und Bettlaken geschmuggelt werden“, bemerkte Inspektor Brown.
    „Aber praktisch nicht“, erwiderte der Erste Offizier. „Ich bin beim Einpacken der gesamten Wäsche persönlich dabeigewesen.“
    Jetzt kam der große Holzkäfig von Singh Rumi an die Reihe. Man konnte die Schlangen nicht sehen, aber man ahnte sie, weil die Kiste sich manchmal bewegte. Die Tiere schienen unruhig zu sein.
    Die Kobra und die Klapperschlange waren getrennt in ihre großen Körbe gesperrt und schwebten zuerst von Bord.
    Der Inder stand am Kai genau an der gleichen Stelle, wo kurz zuvor noch der Lastwagen der Großwäscherei geparkt hatte. Er hatte einen schwarzen Turban auf dem Kopf und trug einen Leinenanzug, so hell wie Eierschalen. Die beiden Körbe standen inzwischen neben ihm, und er blickte zum Schiff hinauf. Im Laderaum befestigten zwei Matrosen gerade die Drahtseile rund um die Kiste mit den übrigen Schlangen, als der Ladebaum des Krans zurückkam.
    „Happy landing“, lachte der eine von den beiden Matrosen, als er die Haken befestigt hatte, und gab der Kiste einen leichten Klaps. Sofort wurde es hinter den dicken Holzbrettern lebhaft, und die Kiste bewegte sich wieder, weil sich die schweren Tiere wohl an die Wände warfen.
    Etwa in diesem Augenblick kam vom Hafen her ein verbeulter und offener Lieferwagen angebraust. Er mußte einer Malerwerkstatt gehören, denn er war vollgeladen mit Leitern und Farbtöpfen. Sein Fahrer nahm den Fuß nicht vom Gas und die Hand nicht von der Hupe. Die Menschen sprangen zur Seite, und als er an ihnen vorbei war, schimpften sie hinter ihm her.
    Kaum einen Meter neben dem Inder mit dem schwarzen Turban und seinen zwei Körben stoppte das verbeulte Auto. Die Reifen quietschten, eine Staubwolke blähte sich auf, und die Farbtöpfe wirbelten durcheinander. Gleichzeitig riß Herr Latenser die Tür auf und war mit einem Sprung auf dem Kai und neben Singh Rumi. Jetzt erst sprang auch Chang Lie aus dem Lieferwagen heraus. Sein Hemd war schon wieder trocken. Nur seine Hose war noch naß.
    Auch der Anzug von Herrn Latenser sah noch so aus, als sei er erst vor ein paar Minuten damit aus dem Wasser geklettert. Als er zum Schiff hinaufblickte, sahen die Jungen und Mister Palmer, daß er plötzlich seine Brille mit den dicken Gläsern nicht mehr auf der Nase hatte. „Zurück!“ rief er jetzt und hielt sich dabei seine Hände wie ein Sprachrohr vor den Mund. „Zurück!“
    „Was bedeutet das nun wieder?“ fragte Mister Palmer verwundert. Dabei schwenkte der Kran gerade die große Käfigkiste mit den Schlangen über seinen Kopf hinweg zur Bordwand.

    „Zurück!“ brüllte Herr Latenser wieder. Er streckte jetzt seine Arme aus und machte mit ihnen heftige Beweg ungen nach oben. Gleichzeitig brüllte der Inder namens Singh Rumi und ruderte mit seinen Armen haargenau in die andere Richtung. Währenddessen senkte sich die Kiste mit den Schlangen immer tiefer zum Kai.
    Mister Wilkinson saß neben Fräulein Liranda im Halbdunkel eines geschlossenen Taxis. Sie blickten beide gespannt und wortlos zu Herrn Latenser hinüber und dann wieder zu dem Holzkäfig, der im Augenblick noch zwischen Himmel und Erde schwebte.
    „Zurück, um Himmels willen!“ brüllte Herr Latenser noch einmal. „Lassen Sie die Kiste nicht an

Weitere Kostenlose Bücher