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Der Gelbe Nebel

Der Gelbe Nebel

Titel: Der Gelbe Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Wolkow
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Drohungen deiner Herrin verachten und ihre Macht
ka-te-go-risch zurückweisen! Wisse, Verräter, wir haben gefunden…“ Der
Scheuch hätte sich fast versprochen, doch in diesem Augenblick legte
Ruschero den Zeigefinger warnend vor den Mund… Der Scheuch verstand
das Zeichen, und, findig wie er war, beendete er den Satz mit den Worten:
„Wir haben gefunden, daß wir es unserer Würde schuldig sind, ihr dreistes
Angebot zurückzuweisen. Geh und sag das deiner Herrin!“
Verständnislos verließ Ruf Bilan den Palast. Als er gegangen war, sagte
Ruschero zum Scheuch: „Es hat nicht viel gefehlt, und Ihr hättet dem Feind
ein wichtiges Kriegsgeheimnis preisgegeben!“
„Ja, ich muß eingestehen, mein hitziger Kopf hat uns fast einen bösen
Streich gespielt… Wer weiß, welche Maßnahmen die Hexe ergreifen würde,
wenn ich unser Geheimnis vor Ruf Bilan ausgeplaudert hätte. Doch da
schon einmal von diesem Verräter die Rede ist, so sage mir, ehrwürdiger
Ruschero, warum haben eure Erzgräber diesen Bilan nach seinem
Erwachen nicht umerzogen?“
Ruschero erwiderte: „Aus dem Bericht des Mannes, der in der Höhle
Dienst tat, weiß ich, was damals geschah. Als Ruf Bilan erwachte, begann
man ihn wie die anderen Höflinge umzuerziehen. Das dauerte jedoch nur
zwei Tage, denn Bilan verschwand plötzlich. In dem Haus, das er
bewohnte, fand man Reste von Leckerbissen aus der Oberen Welt, und
neben seinen Spuren entdeckte man Spuren von zwei kleinen Füßen…“
„Mir ist jetzt alles klar“, sagte der Scheuch. „Arachnas Leute haben ihn
fortgebracht, und sie hat ihn dann in ihrer Weise erzogen. Sehr schade, daß
es so kam, doch jetzt läßt sich wohl nichts mehr ändern…“
Mittlerweile versammelten sich im Palast die Ärzte, Krankenschwestern
und Sanitäter, die man gerufen hatte. Holzköpfe brachten Säcke mit
Rafalooblättern und eine Menge bunten Zwirn herein. Doktor Boril und
Doktor Robil zeigten den Versammelten, mit welcher Seite man die Blätter
an den Mund zu legen hat und wie man sie anbindet.
Während dieses geschäftigen Treibens ließ der Scheuch die Krähe rufen
und fragte sie: „Was meinst du, Kaggi-Karr, wachsen Rafaloobäume in der
Umgebung der Smaragdeninsel?“ „Warum interessiert dich das?“
„Siehst du, die Doktoren haben viele Blätter mitgebracht, doch diese
Menge reicht nur für die Menschen. Wir müssen aber auch an die Tiere
denken. Und deshalb ist eine Expedition notwendig. Das Blaue Land liegt
jedoch sehr weit von hier. Da habe ich mir gedacht, daß Rafaloobäume
vielleicht irgendwo in der Nähe wachsen?“
Nach kurzem Überlegen sagte die Krähe: „Wenn mich mein Gedächtnis
nicht trügt, habe ich im Wald der Säbelzahntiger Rafaloofrüchte gegessen.
Bis zu diesem Wald ist die Entfernung von der Smaragdeninsel nur halb so
groß wie bis zum Blauen Land.“
„Wenn dem so ist, bitte ich dich, einen Trupp Holzköpfe hinzuschicken…
Sag ihnen, daß sie möglichst viele Säcke mitnehmen sollen.“
Der Saal lichtete sich, Doktoren, Krankenschwestern und Sanitäter verließen
mit dem zum Schutz der Menschen gegen den Giftnebel notwendigen
Material den Palast. Zwischen dem Scheuch, dessen Kopf voll kluger
Einfälle war, und Boril entspann sich folgendes Gespräch:
„Lieber Doktor, wir werden Tausende und aber Tausende Menschen vor
Krankheit schützen, doch was fangen wir mit den Tieren an? Sollen wir
zuschauen, wie sie draufgehen?“
„Auf keinen Fall, Exzellenz!“ ereiferte sich Boril. „Allerdings weiß ich noch
nicht, wie wir es schaffen, das ist eine sehr schwierige Frage. Die Blätter
müssen ihren Nüstern angepaßt werden, mit Fäden jedoch ist hier nichts
auszurichten…“
„Können wir sie denn nicht ankleben?“ fragte der Scheuch
zaghaft. „Eure Exzellenz, das ist ein glänzender Einfall!“ Die Augen des
Doktors leuchteten vor Entzücken. „Ankleben ist gerade das richtige! Wir
werden Stückchen von den Blättern an die Nüstern der Tiere ankleben…
Und mit den Vögeln, ich darf es Euch versichern, wird es noch einfacher
sein! Wir können es ja gleich ausprobieren! He, Frau Kaggi-Karr, kommen
Sie doch für einen Augenblick her!“
Die Krähe, die den Saal noch nicht verlassen hatte, flog auf den Doktor zu.
Dieser nahm ein Rafalooblatt, schnitt mit der Schere geschickt zwei kleine
Scheiben heraus, nahm aus der kleinen Apotheke, die er stets mit sich trug,
ein Fläschchen Klebstoff, betupfte die Ränder der ausgeschnittenen

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