Der Gelbe Nebel
Ersticken, doch was würde er anfangen, wenn ihm nur die Holzköpfe als
Untertanen blieben? Dann würde er es natürlich vorziehen, einen schnellen
Tod im Feuer zu finden. Das stand für ihn fest.
Ruf Bilan fuhr fort:
„Frau Arachna fordert keine sofortige Antwort. Sie gibt euch drei Tage
zum Nachdenken. In dieser Zeit müßt ihr eine Entscheidung treffen und sie
mir mitteilen.“
Faramant führte Ruf Bilan zum Stadttor hinaus und nahm ihm die grüne
Brille ab. Als es heller vor seinen Augen wurde, lächelte der Botschafter
herablassend. Er dachte: „Diese Käuze, machen sich selbst das Leben
schwer!“
Ruf Bilan fuhr über den Kanal, ging in einen nahen Hain und wartete auf
die Ankunft Arachnas. Der fliegende Teppich war inzwischen so umgenäht
worden, daß er seine rechteckige Form zurückerhalten hatte. Zwar war
seine Fläche jetzt kleiner, doch dafür flatterte er nicht mehr in der Luft und
verlor auch nicht das Gleichgewicht.
EINE ENTDECKUNG
DER DOKTOREN BORIL UND ROBIL
Die von Arachna gewährte Bedenkzeit lief ab. Der dritte Tag war
angebrochen, und um die Mittagszeit sollte Ruf Bilan nach der Antwort des
Scheuchs kommen. Der Gelbe Nebel hing weiter über dem Land, und der
Husten, der die Menschen und Tiere schüttelte, wurde immer quälender. Im
Palast des Scheuchs fanden ständig Beratungen statt, denen ein jeder, der es
wünschte, beiwohnen durfte. Zu den Beratungsteilnehmern gehörten auch
Prem Kokus und Ruschero. Einige Tage nach dem Auftauchen des Gelben
Nebels hatte der besorgte Ruschero den kleinen fliegenden Teppich
bestiegen und sich von ihm in die Residenz Prem Kokus, des Herrschers
der Käuer, tragen lassen. Glücklicherweise besaß der Zauberteppich die
Fähigkeit, jedes Ziel selbst bei undurchdringlicher Finsternis anzufliegen sonst wäre Ruschero in dem gelben Dunst, der alles einhüllte, bestimmt
vom Weg abgekommen.
Nach einer kurzen Beratung beschlossen die zwei Freunde, den Weisen
Scheuch um Rat zu fragen, denn er war das gescheiteste Wesen im
Zauberland und besaß ein Gehirn, das von Goodwin, dem Großen und
Schrecklichen, selbst stammte. Der Teppich war zwar nicht für zwei
Personen bestimmt, doch unter Aufbietung aller Kräfte konnte er Ruschero
und Prem Kokus dennoch bis zur Smaragdenstadt befördern. Jetzt standen
sie da und zerbrachen sich neben den anderen Ratsmitgliedern den Kopf
auf der Suche nach einem Ausweg aus der tragischen Lage, die Arachna
geschaffen hatte. Sollte man nachgeben, sich von Arachna zu Sklaven
machen lassen und darin einwilligen, daß auch kommende Geschlechter
ihre Sklaven werden? Oder sollte man ihren Vorschlag stolz zurückweisen
und dadurch das ganze Volk dem Untergang preisgeben? Vor allem würden
die unschuldigen Kinder daran glauben müssen, die in der vergifteten Luft
am schwersten litten. Faramant schlug vor, so zu tun, als nehme man die
Forderung der Hexe an. Auf diese Weise würde man eine Atempause
erhalten, in der man nach Mitteln für den Kampf mit Arachna suchen
könnte. Andere Ratsmitglieder wieder meinten, die böse Hexe werde
sich nicht so leicht übers Ohr hauen lassen. Sie werde, sagten sie,
Geiseln fordern, und wenn das Volk sich erhebt, würde sie die Geiseln
umbringen. Als der Streit seinen Höhepunkt erreichte, wurde die Tür
des Thronsaals plötzlich aufgestoßen, und es stürzten die Doktoren
Boril und Robil herein. Der Leser wird sich wahrscheinlich an den
rundlichen quicklebendigen Boril und den langaufgeschossenen
hageren Robil noch erinnern können - die zwei Doktoren aus dem Land
der Unterirdischen Erzgräber, die unzertrennliche Freunde waren, aber
immer stritten, ständig übereinander lachten, aber keinen Tag einander
missen konnten.
Boril und Robil sahen gar sonderbar aus. Ihre Nasen waren mit Watte
verstopft, und vor den Mündern hingen an dünnen Fäden Blätter. Die
Doktoren gestikulierten lebhaft und stießen Laute hervor, die niemand
verstehen konnte, was an den Blättern lag, die sie am Sprechen
hinderten. Plötzlich riß Boril sein Blatt von dem Mund, warf es zornig
von sich und schrie:
„Eine Entdeckung! Eine große Entdeckung! Wir haben…“
„…ein Mittel zum Kampf mit dem Gelben Nebel gefunden!“ fiel Robil
ein, der ebenfalls das Blatt von dem Mund gerissen hatte. Er konnte es
einfach nicht ertragen, daß sein Freund allein alles erzählte.
Mit den Händen fuchtelnd und einander unterbrechend, erzählten die
Doktoren folgendes: Als die Erzgräber auf der
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