Der Gelbe Nebel
sich in Laubhütten und Zelten
ein. Auch die Führer der Marranen übermittelten dem Scheuch ihre Grüße
und ihren aufrichtigen Dank. Die Rafalooblätter und die
Gebrauchsanweisung hatten sie für alle Fälle behalten, denn man konnte
nicht wissen, was die Arachna noch im Schilde führte. Schließlich traf auch
der schnellfüßige Rellem mit einem Brief von Urfin Juice ein. Der
gestürzte König schrieb, er sei hocherfreut über die Nachricht, daß die
Menschen ihm alles verziehen, was er ihnen angetan hatte. Er hoffe, stand
weiter in dem Brief, sich für ihre Großmut noch dankbar erweisen zu
können. Mit feinem Humor erwähnte er das „Kriegsgeheimnis“, von dem
Faramant ihm geschrieben hatte. Er verstehe natürlich, hieß es in seinem
Brief, daß es sich um den Zauberkasten Stellas handle, den ein Junge aus
der Großen Welt vor vielen Jahren auf seinen, Urfins, Schädel niedersausen
ließ, aber von ihm aus möge das Geheimnis gewahrt bleiben.
Was die angebotene Gastfreundschaft betreffe, erwiderte Urfin, falle es ihm
noch schwer, den Menschen in die Augen zu schauen, die er einmal
unterdrückt und verhöhnt hatte. Es müsse noch Zeit vergehen, bis er diese
unangenehme Erinnerung überwinden würde. Gegen den Gelben Nebel
habe er ein eigenes Kampfmittel gefunden. In seinem Anwesen stehe ein
kleiner Schuppen mit dichten Wänden. Er habe alle Ritzen verschmiert, die
Tür mit Kaninchenfellen ausgeschlagen und sich so vom Gelben Nebel, der
den Raum füllte, befreit. Er habe, schrieb er, zu diesem Zweck aus Spänen
und feuchtem Gras ein Feuer angezündet, das viel Rauch machte. Beim
Niederschlagen rissen die Rauchteilchen die Nebeltröpfchen mit und
dadurch wurde die Luft im Schuppen rein. Jetzt verbringen er und die Eule
Guamoko ihre Tage dort wie in einer belagerten Festung, die sie nur für
sehr kurze Zeit verlassen. Er hoffe, schrieb Urfin bescheiden, das von ihm
erfundene Mittel zur Bekämpfung des Gelben Nebels könnte auch den
Einwohnern der Smaragdenstadt und anderer Länder wenigstens einen
kleinen Nutzen bringen. Als Faramant die Botschaft Urfins verlesen hatte,
geriet der Scheuch in helle Begeisterung.
„Ich habe schon immer gesagt, daß Urfin einen ungewöhnlich klugen Kopf
hat“, rief der Herrscher der Smaragdenstadt. „Nur hatte er ihn früher zu
bösen Taten genutzt. Das hat sich jetzt geändert. Seht, was für ein
fabelhaftes Ding er sich ausgedacht hat! Schon allein dadurch hat er all das
Böse, das er uns angetan hat, wieder gutgemacht, schon ganz zu schweigen
von dem großen Dienst, den er uns erwies, als er das Angebot Arachnas
ausschlug. Stellt euch vor, was geschehen konnte, wenn dieser mutige und
einfallsreiche Mann in den Dienst der Hexe getreten wäre. Sie hätten
unermeßliches Leid über uns bringen können. Denn Urfin ist nicht so einer
wie der stumpfsinnige und feige Ruf Bilan!“
Noch am selben Tag wurden alle Zimmer des Palastes nach dem Verfahren
Urfin Juices vom Nebel gesäubert, und das Verfahren wurde öffentlich
bekanntgegeben. Von Zeit zu Zeit sickerte allerdings noch Nebel durch
unsichtbare Ritzen in die Zimmer, und deshalb wurden im Kampf dagegen
vor allem Rafalooblätter verwendet, die jetzt alle Einwohner der
Smaragdenstadt und ihrer Umgebung am Gesicht trugen. Der Scheuch
erließ, trotz aller Einsprüche Faramants, eine Verfügung, die es den
Bürgern erlaubte, die grünen Brillen abzunehmen. Die Einwohner der Stadt
waren davon begeistert, denn jetzt konnten sie fünfzig Schritt im Umkreis
sehen, und schon das empfanden sie als große Erleichterung. Nur der Hüter
des Tores behielt die Brille auf, und wenn er durch die Straßen ging,
rempelte er, wegen der schlechten Sicht, auf Schritt und Tritt jemanden an.
Obwohl der Tag für ihn finstere Nacht war, wollte der starrsinnige
Faramant den Befehl Goodwins nicht übertreten. In den Wäldern und auf
den Feldern des Smaragdenlandes wurden Hunderte Tierarztstellen
eröffnet. In den Sprechstunden bildeten sich vor ihnen lange Schlangen aus
Hasen, Pumas, Wölfen, Füchsen, Bären und Eichhörnchen… Aus den
Scharen der Vögel drang jetzt kein munteres Gezwitscher und kein Gesang
mehr. Krähen, Nachtigallen, Schwalben, Dohlen und Rotkelche standen,
die Schnäbel zu Boden gesenkt, mißmutig da und warteten, eingelassen zu
werden. In den Schlangen herrschte Frieden zwischen allen Tierarten.
Wenn irgendein Räuber ein schwächeres Tier kränkte, erhielt er von den
Umstehenden
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