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Der Gelbe Nebel

Der Gelbe Nebel

Titel: Der Gelbe Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Wolkow
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mehr graue Haare als früher. Wie immer hielt er
die alte Pfeife im Mund, und wie ehemals stampfte er mit dem Holzbein,
das runde Spuren im Staub hinterließ. Charlie war gerade von den KuruKussu-Inseln zurückgekehrt, die er regelmäßig zu besuchen pflegte, um mit
seinen Freunden, den Menschenfressern, Tauschhandel zu treiben. Der
Seemann hatte seinen Verwandten viele Geschenke mitgebracht: große
Muscheln, in denen man, wenn man sie ans Ohr legte, das ferne Rauschen
der See hören konnte, hölzerne kleine Götter mit bizarren Gesichtern,
ausgestopfte Papageien mit farbenprächtigen Federn… Charlie hatte auch
an die Kinder auf den Nachbarfarmen gedacht. Tim O’Kelli erhielt einen
straffgespannten Bogen mit Pfeilen, und wenn er aus der Schule kam, lief
er schnurstracks in die Prärie, wo er stundenlang Rebhühner und
Zieselratten jagte. Kaum hatte Charlie Black den gastlichen Boden der
Farm betreten, da erzählte man ihm auch schon von den Abenteuern Anns
und Tims im Zauberland.
„Bei allen Gewittern der Südsee!“ rief Charlie, heftig paffend, „ich sehe,
daß die kleine Schwester nicht weniger Abenteuerglück hat als die große!
Aber halt, Anker zurück! Das Mädchen soll selbst erzählen, und zwar mit
allen Einzelheiten, Tim mag sie verbessern, wenn sie etwas falsch sagt. Du
aber, Artochen, setz dich neben uns, schau mir in die Augen und wedle mit
dem Schwanz, wenn alles stimmt, was Ann erzählt.“
Charlie Blacks Wunsch wurde erfüllt. Mehrere Abende saß er mit den
Kindern auf einem großen Stein in der Prärie, hörte der langen Geschichte
vom Feuergott der Marranen zu, nickte beifällig oder fluchte auf
Seemannsart, wenn ihm etwas nicht gefiel und seinen Zorn erregte.
„Sag bitte, wo ist der Silberreif, den der König der Füchse dir geschenkt
hat?“ fragte er die Nichte, als sie geendet hatte. „Hast du ihn
mitgenommen?”
„Wozu denn?“ fragte das Mädchen verwundert. „In Kansas hätte er doch
keine Zauberkraft gehabt. Ich hab ihn im Violetten Palast beim Eisernen
Holzfäller gelassen.“
„Schade, schade“, sagte der Seemann, die Brauen runzelnd. „Silber und
Rubine werden überall geschätzt.“
„Aber Onkel, Geld ist doch nicht das Wichtigste im Leben!“ wandte Ann
ein. „Hier würden wir dafür, ich weiß nicht wieviel Dollar bekommen, dort
aber wird der Reif vielleicht meinen Freunden in einer wichtigen
Angelegenheit nutzen…“ „Hol mich der Pottwal, wenn das nicht stimmt,
Mädchen!“ sagte der alte Seemann anerkennend. Schon am ersten Tag nach
seiner Ankunft hatte man Charlie die mechanischen Maulesel gezeigt, die
seine Bewunderung erregten. Er streichelte ihr samtenes Fell, unter dem die
starken Muskeln sich wölbten, zauste ihre zottigen Mähnen und rief ihnen
zärtliche Worte zu, die sie mit lautem Wiehern erwiderten. Cäsar und
Hannibal spielten jetzt in der Wirtschaft John Smiths eine wichtige Rolle.
Die brave Stute Mary konnte nun ausruhen, denn die Maulesel verrichteten
jetzt alle Feldarbeiten. Vor den Pflug gespannt, bearbeiteten sie das Feld,
zogen dann die schwere Egge und waren unermüdlich, bis man die Ernte
unter Dach und Fach hatte. Die Maulesel besorgten alles so schnell, daß
John viel freie Zeit blieb, die er dazu verwandte, den Nachbarn bei Aussaat
und Ernte zu helfen, womit er nicht wenig Geld verdiente. Der Farmer
konnte sich an seinen gehorsamen und unermüdlichen mechanischen
Helfern nicht sattsehen, und nur an sonnenlosen Tagen führte er sie in den
Stall. Wie viele Dankbriefe schrieb Ann unter seinem Diktat an Fred
Cunning, der jetzt schon Ingenieur im mechanischen Werk der Brüder
Osbaldiston im Staat Minnessota war! Selbstverständlich unternahm
Charlie Black mit den mechanischen Mauleseln oft Spazierritte. Ein
geschickter Reiter wie alle Seeleute, galoppierte er auf dem Rücken
Hannibals durch die Prärie, und an seiner Seite jauchzte Ann auf dem
Rücken Cäsars. „Schneller, noch schneller!” rief das Mädchen, den
Geschwindigkeitshebel auf Höchsttempo stellend. Kurz vor dem Tag, an
dem Charlie Black abreisen sollte, gab es ein Ereignis, das alle seine Pläne
umwarf und ihn in neue ungewöhnliche Abenteuer verstrickte.

DER BOTE AUS DEM ZAUBERLAND
    Einmal saßen Charlie Black, Ann und Tim bis zum Abend in der
Prärie. Tim konnte nicht aufhören, den Seemann zu bitten, ihn
mitzunehmen. „Was macht es schon aus, Kapitän, daß ich erst elf bin!“
sagte der Junge. „Bin ich vielleicht nicht

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