Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)
berührte und küsste er sie, damit sie gerade so feucht wurde, dass er ohne größere Mühe eindringen konnte. Brunichild dachte an die Lehren, die ihr die alte Hure erteilt hatte, und wie wenig diese hier anzuwenden waren. Auch an ihre leidenschaftlichen Begegnungen mit Wittiges musste sie denken, aber auch damit hatte dieser Beischlaf nur entfernte Ähnlichkeit. Es war vielmehr eine höchst zielgerichtete, strategisch durchgeführte Inbesitznahme. Nachdem er sich das erste Mal in sie ergossen hatte, streichelte er sie, bis sie aufstöhnte. Sofort spreizte er erneut ihre Schenkel, hob ihre Beine auf seine Schultern, und diesmal stieß er noch tiefer in sie hinein. Ohne es zu wollen, kam sie zum Höhepunkt und fühlte sich danach seltsam schwach und wie ausgehöhlt. Irgendwie blieb ein Hunger, blieb eine Sehnsucht übrig, die sich aber keineswegs an den Mann knüpfte, der ihr so gekonnt seinen Willen aufgezwungen hatte.
„Weißt du“, sagte Sigibert im Plauderton und rückte ihren Kopf an seine Schulter, „die Ehe wird bei uns Franken immer noch im Bett geschlossen. Die offizielle Feier ist nur Beiwerk.“
Kapitel 3
Die Schwestern 566-567 n. Chr.
1
„Sei nicht dumm! Geh bloß nicht hin!“, hatte Alexander gewarnt.
Wittiges hatte ihn angefahren und ihm empfohlen, den Mund zu halten. Er musste hingehen, es blieb ihm keine Wahl. Gogo selbst hatte ihn aufgefordert, zur Huldigung in die große Halle zu kommen und unmissverständlich klargemacht, dass ein Fernbleiben als Beleidigung aufgefasst werde. Und so stand Wittiges in einer langen Schlange, die sich stockend auf den Thron zuschob.
Der Thron war eindrucksvoll in seiner Schlichtheit und stand einige Stufen erhöht, war aber nicht besetzt. König Sigibert war an den Rand der Estrade getreten, Brunichild neben sich. Beide zusammen nahmen die Huldigungseide entgegen, die ihnen als Königspaar galten. Die meisten, die hier anstanden, erneuerten nur den alten Eid, den sie ihrem König bereits früher geleistet hatten. Wittiges wusste nicht, was er hier sollte. Denn von einer Bereitschaft, Sigibert einen Eid zu leisten, konnte bei ihm keine Rede sein. So weit war er noch nicht. Obwohl der Gedanke eine gewisse Logik hatte, schließlich wollte er sich im Reich des fränkischen Königs niederlassen. In Brunichilds Reich, berichtigte er sich. Sigibert hatte keine Bedeutung für ihn.
Zwei von dessen drei Brüdern nahmen an den Hochzeitsfeierlichkeiten teil und weilten nun als Beobachter in der Halle. Chilperich kannte Wittiges schon, aber er hatte kein Bedürfnis, diese Bekanntschaft in einer persönlichen Begegnung zu erneuern. Er brauchte Alexanders Warnung nicht, um sich von dem Mann fernzuhalten. Der ostfränkische König war über und über mit Juwelen behängt. Sie blitzten auf seinem Gewand, dem mit Goldstickerei überreich geschmückten Mantel und dem Schwertgehänge, und es wirkte nicht einmal protzig. Das war schon hohe Kunst. Eine gelungene Zurschaustellung von Macht und Reichtum. Unüberhörbar war ein Raunen durch die Menge gegangen, als er mit seinem nicht weniger prächtig ausstaffierten Gefolge aus Edelleuten und Edeldamen eingetreten war, kurz vor Sigibert.
Charibert, der andere Bruder und der Älteste der Sippe, machte vor allem einen müden Eindruck. Die kurze Reise von seiner Residenz Paris nach Metz schien ihm nicht bekommen zu sein, und nun stellte ihm ein Diener einen Stuhl hin, damit er sich setzen konnte.
Drei Männer waren vor Wittiges noch an der Reihe. Unruhig schweifte sein Blick zu Priscus, der nicht weit von Chilperich entfernt stand und das Geschehen beobachtete. Wittiges war immer noch uneins mit sich selbst. Priscus hatte ihm vor Beginn der Zeremonie geraten, den Leudeseid zu leisten und damit den ersten Schritt zu tun, um möglichst rasch, möglichst einfach Fuß zu fassen. Der Leudeseid würde vieles leichter machen. Und Eide, hatte Priscus mit einem Augenzwinkern erklärt, waren so lange bindend, wie man sie für bindend hielt. Das hatte Wittiges gehörig verwirrt. Innerlich sträubte er sich gegen eine derartige Leichtfertigkeit. Ein Eid war ein heiliges Gelöbnis. Er hatte gar nicht umhin gekonnt, Priscus seine Meinung mitzuteilen und daraufhin ein Lachen und einen mannhaften Schlag auf die Schulter geerntet.
„Ich wollte nur wissen, wie du es mit dem Eid hältst“, hatte Priscus ernst werdend erklärt. „Jetzt bin ich sicher, dass Sigibert dir trauen kann.“
Innerlich wurmte Wittiges diese unnötige Prüfung seiner
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