Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)
sollst du einen Grund zum Bleiben haben.“
„Und welchen? Mein Gefühl sagt mir, dass der Grund mir nicht gefallen wird.“
„Das kannst du halten, wie du willst. Du wirst Aletha heiraten.“
„Bestimmt nicht!“
Brunichild lächelte höhnisch. „Doch, das wirst du. Dafür bist du zurückgekommen, du hast es nur nicht gewusst. Hast du mir nicht geschworen, mir auf ewig zu dienen? Mit deinem Leben, wenn es sein muss?“
Langsam, ganz langsam wandte Wittiges den Kopf und musterte wie in Trance die Magd und dann Brunichild. Nie wäre er darauf gekommen, dass ihre Gemeinheit so weit ginge. Aus irgendeinem Grund hatte sie sich anscheinend in den Kopf gesetzt, das Mädchen zu demütigen. Die Kleine stand zitternd auf.
„Sie ist deine Sklavin, nicht wahr?“
„Spielt das eine Rolle? Ja, sie ist meine Sklavin, und ich gebe sie dir zur Frau.“
„Das kannst du nicht ernst meinen“, fuhr er sie an. „Hör auf mit diesen dummen, unwürdigen Scherzen. Wenn du auf sie zornig bist, schlage sie meinetwegen, aber mach dich nicht auf diese Weise über sie lustig. Sie kann sich nicht wehren.“
Brunichilds Stimme wurde schneidend. „Wie schön, dass du bereits für sie Partei ergreifst. Das erleichtert die Sache für alle Beteiligten, und ihr ...“
„Du meinst es ernst“, fiel er ihr staunend ins Wort.
„Hast du es endlich begriffen?“
Sie meinte es bitterernst. Wenn sie jemanden treffen wollte, dann ihn. Sie wollte ihn demütigen. Eine Ehe mit einer Sklavin! Er trat auf den Zeltausgang zu und schüttelte bedauernd den Kopf. „Tut mir leid. Ich kann dir mit meinem Leben dienen, jederzeit, aber meine Ehre lasse ich nicht antasten. Wie du sehr gut weißt, bin ich von adliger Herkunft. Das allein verbietet schon so eine Verbindung -, und warum überhaupt?“ Er wollte sich das nicht länger anhören.
„Weil Aletha einen Ehemann braucht.“
Er blieb stehen. „Aber bestimmt nicht mich. Wieso braucht sie einen Ehemann?“ Unwillkürlich warf er einen Blick auf das Mädchen. Ein recht unscheinbares Geschöpf.
„Weil sie in Schwierigkeiten ist.“
„Verstehe ich nicht.“
„Doch, du verstehst genau. Und du wirst sie heiraten.“
„Niemals!“, protestierte Aletha scharf. Ihre Augen flammten und ihre blassen Wangen röteten sich.
Verblüfft schaute Wittiges sie nochmals an. Blitzschnell führte er eine Bestandsaufnahme durch. Sie war klein, zierlich, aber nicht mager, sie hatte ein hübsches Gesicht, weiche, volle Lippen, üppige braune Locken. Vielleicht doch ganz ansehnlich. Gewöhnlich wäre es nicht schwierig gewesen, sie zu verheiraten. Aber es war anscheinend eine verdorbene Frau. Irgendetwas hielt ihn davon ab, Wut und Empörung hinauszuschreien. Vielleicht der Blick des Mädchens. Die tiefe, unmissverständliche Ablehnung in ihren Augen. Der Stolz.
„Hört zu, ihr beiden!“, sagte Brunichild leise. „Ihr werdet heiraten, aber niemand verlangt von euch, dass ihr zusammenlebt. Aletha bleibt meine Magd. Du, Wittiges, bekommst eine Stellung als Stallmeister an meinem Hof und sie eine ordentliche Mitgift. Sieh zu, was du daraus machst.“
Es war ganz undenkbar. Ein Skandal, den er nicht einmal publik machen konnte. Eigentlich wollte er das Zelt schleunigst verlassen, aber vorher musste sich seine Wut doch noch Bahn brechen. Jede Rücksicht war überflüssig, geradezu schädlich.
„Nicht einmal du kannst mir so eine Frau aufhalsen, eine, die schon einer gehabt hat. Abschaum. Nicht für alles Geld der Welt.“
Brunichilds Miene wurde starr und alle Farbe wich aus ihrem Gesicht. Wittiges fühlte sich flau und schuldbewusst und gemein, während seine ehemalige Geliebte nach Atem rang, bevor sie endlich wieder sprach.
„Du hast gelobt, mir mit allem zu dienen, was ich von dir fordere. Mit allem. Hältst du so deine Schwüre? Stehst du dazu oder nicht? Wenn ja, wiederhol den Schwur. Wenn nicht, bist du ein Verräter. Dann bist du Abschaum.“
Wittiges gab sich geschlagen, und am Ende gab auch Aletha nach, müde und mürbe geredet von einer Person, die von Anfang an nicht den geringsten Zweifel am Ausgang der Debatte gehegt hatte. Fast hätte Wittiges sein Einverständnis zurückgenommen. Als er resigniert die letzten Schritte zum Zeltausgang machte, kam ihm Brunichild nach.
„Diese Heirat ist die Strafe dafür, dass du zurückgekommen bist“, zischte sie. Eine scharfe Entgegnung auf den Lippen, wandte er sich zu ihr um. Sie legte ihm die Hand so auf die Brust, dass sie seinen Herzschlag
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