Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)
spüren musste. Als ob sie sich ein letztes Mal vergewissern wollte, wie mühelos sie ihn erregen konnte. O ja, sein Herz klopfte, und das Blut brauste durch seine Adern. Wut mischte sich auf höchst unerquickliche Art mit heißem Begehren. Am liebsten hätte er sie gepackt, geschüttelt und wäre über sie hergefallen.
Über ihre Schulter hinweg erhaschte er einen Blick auf Aletha, die ihnen forschend nachsah. Etwas blitzte in ihren Augen auf, eine Warnung für die Zukunft. Immerhin, befand er halb erleichtert, bekäme er keine dumme Gans zur Frau. Und ansehnlich, darüber gab es keinen Zweifel mehr, war das Mädchen auch noch.
Er hatte einige Bedingungen gestellt, aber nur eine zugesagt bekommen.
Noch vor der schlichten Zeremonie übergab ihm ein Schreiber eine Urkunde über Alethas Freilassung. Er würde keine Sklavin heiraten. Brunichild selbst hatte die Freilassung mit Unterschrift und Siegel bezeugt. Herzog Gogo nahm sich die Zeit, nach dem priesterlichen Segen, erteilt von niemand anderem als Pontus, zu erscheinen und einen Glückwunsch auszusprechen. Es klang sogar aufrichtig.
Was Pontus betraf, hatte Wittiges einige Zweifel an dessen priesterlicher Würde. Die Heirat war trotzdem rechtskräftig, da das Eheversprechen vor Zeugen gegeben worden war. Im schlechtesten, vielleicht auch im besten Fall - das musste sich erst noch herausstellen -, war er eine Friedelehe eingegangen, ein private Absprache zwischen einem Mann und einer Frau, die leicht gelöst werden konnte.
Die Mitgift, die ihm ein Bediensteter Brunichilds aushändigte, war nicht zu verachten. In der hübschen Holzschatulle lagen außer einigen Schmuckstücken und zwei Silberbechern auch fünfzig Solidi .
Pontus beäugte fachmännisch jedes Stück und klopfte ihm anschließend auf die Schulter. „Jetzt bist du ein gemachter Mann. Du hast einen Schatz.“ Und damit war nicht Aletha gemeint. Wittiges wollte das Zeug nicht sehen, es ekelte ihn geradezu davor. Damit war ihm seine Ehre abgekauft worden.
Sofort nach der Zeremonie war die Magd verschwunden. Wittiges hatte nur kurz ihre klammen Finger berühren dürfen und eine furchtbare Angst in ihren Augen entdeckt, als er sie dem Brauch gemäß küsste, um damit die leibliche Vereinigung zu besiegeln.
Leibliche Vereinigung!
Seine Braut hatte geradezu ängstlich Abstand gehalten und nicht das leiseste Entgegenkommen gezeigt. Was hatte Brunichild ihr über ihn erzählt? Dass sie sich vor ihm hüten musste? Dass er ein Ungeheuer war? Ihre völlig ungerechtfertigte Ablehnung wurmte ihn mächtig. Viele Ehen wurden unter ungünstigen Umständen geschlossen, aber es konnte trotzdem etwas Gutes daraus werden. Und er war einigermaßen entschlossen, Brunichilds hinterlistige Pläne zu durchkreuzen, die darin bestanden, ihn zwischen zwei Frauen herumhampeln zu lassen, die beide unerreichbar waren.
Einen weiteren Wunsch, den er geäußert hatte, hatte sie rundweg abgelehnt. Nein, sie würde Alexander nicht die Freiheit, die er eigentlich schon besaß, mit einer unanfechtbaren Urkunde bestätigen. Vielleicht später einmal. Alexander hatte er nichts von seinem Vorstoß erzählt, um ihn nicht unnötig zu betrüben. Immerhin hatte sie erlaubt, dass er sein Diener sein durfte, bis sie eine andere Verwendung für ihn hatte.
14
Gelegentlich stahl sich Aletha davon und ließ sich nicht entlocken, wohin sie gegangen war. Standhaft verweigerte sie die Auskunft. Brunichild hätte sie schlagen können, verzichtete aber auf eine Bestrafung. Denn seit der Heirat hatte ihre Magd auf unangreifbare Weise zu neuer Würde gefunden. Zu gern hätte Brunichild erfahren, ob ihr Mann inzwischen seine ehelichen Rechte geltend machte, aber selbst Sidonias Anzüglichkeiten liefen ins Leere.
Dank der erhöhten Wachsamkeit aller Krieger kam es zu keinem weiteren Überfall. Ohnehin setzte Brunichild die Reise wieder auf dem Fluss fort, bis die Grenze von Sigiberts Reich überschritten war. Der Frühling zog ins Land. Überall spross das Gras, und auf den Äckern wurde mit Ochsengespannen gepflügt. Die Bäume überzogen sich mit dem hellen Flaum neuer Blätter, Vogelgezwitscher scholl herüber. Die Stimmung hob sich mit jedem Tag. Inzwischen war es Ende März, und es sollten nur noch zwei Wochen bis zur glanzvollen Hochzeit in Metz vergehen. Sidonia sprach von nichts anderem, nur Nanthild schien die Hochzeit so zu sehen wie Brunichild: als eine Pflicht, die man stoisch auf sich nahm. Die Aussicht, endlich ihren Gatten
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